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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis
Autoren: Lisa J. Smith
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nicht so weit." Mit einer Hand hob sie ihren Katzenkorb auf und mit der anderen den Koffer. Sie war schon ein Stück die Straße hinunter, da knirschte der Kies hinter ihr. Sie folgten ihr. Rowan seufzte geduldig, Kestrel kicherte leise. Ihr Haar leuchtete im Licht der Sterne wie altes Gold.
    Die einspurige Straße war dunkel und verlassen, aber es war nicht völlig still. Dutzende leise Nachtgeräusche waren zu hören und fügten sich zu einer komplizierten Melodie zusammen.
    Es wäre sehr schön gewesen, aber der Koffer von Jade wurde mit jedem Schritt schwerer, und sie war jetzt noch hungriger als vorhin. Sie wusste, dass sie das Rowan gegenüber besser nicht erwähnte, aber sie fühlte sich langsam schwach und konnte nicht mehr klar denken.
    Als sie nahe daran war, den Koffer hinzustellen und sich einen Moment auszuruhen, hörte sie ein neues Geräusch.
    Es war ein Auto, das hinter ihnen heranfuhr. Der Wagen fuhr schnell an ihnen vorbei. Dann spritzte plötzlich Kies hoch, das Auto bremste und setzte zurück. Jade sah einen Jungen, der sie hinter denn Fenster musterte.
    Ein anderer Junge saß auf dem Beifahrersitz. Jade betrachtete sie neugierig.
    Sie schienen ungefähr in Rowans Alter zu sein und waren beide braun gebrannt. Der auf dem Fahrersitz hatte blondes Haar und schien sich eine Weile nicht mehr gewaschen zu haben. Der andere hatte braunes Haar. Er trug eine Weste und kein Hemd darunter. In seinem Mundwinkel steckte ein Zahnstocher.
    Beide verschlangen Jade mit Blicken, als wären sie genauso neugierig wie sie. Dann wurde das Fenster an der Fahrerseite heruntergelassen. Jade war fasziniert, wie schnell das ging.
    „Wollt ihr mitfahren?" fragte der Fahrer mit einem breiten Lächeln. Seine Zähne glänzten weiß in seinem schmutzigen Gesicht.
    Jade schaute zu Rowan und Kestrel, die sie gerade einholten. Kestrel sagte nichts, aber sie musterte das Auto mit schmalen Augen. Rowans Blick war sehr freundlich und warm.
    „Das sollten wir", sagte sie lächelnd. „Wir müssen jedoch zur Burdock-Farm", fügte sie zweifelnd hinzu. „Das könnte nicht auf eurem Weg liegen ..."

    „Mensch, die kenne ich. Das ist nicht weit", meinte der mit der Weste und kaute dabei auf dem Zahnstocher herum. „Außerdem tun wir alles für eine Lady", sagte er mit dem Versuch, galant zu sein. Er öffnete die Tür und stieg aus. „Eine von euch kann vorne sitzen, und ich setze mich nach hinten zu den beiden anderen. Ich bin ein Glückspilz, was?" Er blinzelte dem Fahrer zu.
    „Du bist ein Glückspilz." Der Fahrer lächelte wieder breit. Er öffnete ebenfalls seine Tür.
    „Am besten stellst du den Katzenkorb vorn ab. Die Koffer können in den Kofferraum", er
    klärte er.
    Rowan lächelte Jade zu, und Jade wusste, was sie dachte. Sind alle hier draußen so freundlich? Sie verteilten ihre Sachen und quetschten sich in das Auto, Jade vorne beim Fah
    rer, und Rowan und Kestrel nahmen hinten den Jungen mit der Weste in die Mitte. Eine Minute später rasten sie die Straße entlang. Jade fand das Tempo toll, und der Kies knirschte unter den Rädern.
    „Ich bin Vic", sagte der Fahrer.
    „Und ich bin Todd", stellte sich der andere vor.
    „Ich heiße Rowan, und das ist Kestrel", sagte Rowan. „Das da vorne ist Jade."
    „Seid ihr Freundinnen?"
    „Wir sind Schwestern", verbesserte Jade.
    „Ihr seht aber nicht wie Schwestern aus."
    „Das behauptet jeder." Damit meinte Jade jeden, dem sie begegnet waren, seit sie von zu Hause ausgerissen waren. Zu Hause wussten alle, dass sie Schwestern waren, deshalb stellte es niemand in Frage.
    „Was macht ihr noch so spät hier draußen?" fragte Vic. „Das ist kein Ort für nette Mädchen."
    „Wir sind auch keine netten Mädchen", meinte Kestrel abwesend.
    „Wir versuchen es aber zu sein", rügte Rowan sie leise. An Vic gewandt, fuhr sie fort: „Wir haben auf unsere Großtante Opal gewartet, die uns am Bus abholen sollte, aber sie ist nicht gekommen. Wir werden bei ihr auf der Burdock-Farm leben."
    „Die alte Lady Burdock ist eure Tante?" fragte Todd und nahm den Zahnstocher aus dem Mund. „Die verrückte alte Schachtel?" Vic drehte sich um und sah ihn an. Beide lachten und schüttelten die Köpfe.
    Jade wandte den Blick ab. Sie starrte auf den Katzenkorb und horchte auf die leisen Geräusche, die bedeuteten, dass Tiggy wach war.
    Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich, denn sie spürte etwas Selbst, wenn diese Jungs freundlich zu sein schienen, verbarg sich etwas unter der Oberfläche.
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