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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis
Autoren: Lisa J. Smith
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unter das Kinn. Seine Zähne schlugen aufeinander, sein Kopf fiel nach hinten, und seine Kehle war entblößt.
    Jade biss zu.
    Sie fühlte sich schuldig und erregt zugleich. Sie war nicht daran gewöhnt, es auf diese Art zu tun. Ihr Opfer war wach und wehrte sich, statt hypnotisiert und willig zu sein. Aber sie wusste, dass ihre Instinkte so gut waren wie die eines Jägers, der Menschen in dunklen Gassen jagte. Es war ein Teil ihres genetischen Codes.
    Das einzige Problem lag darin, dass sie dieses Gefühl nicht genießen sollte. Denn es widersprach dem, weshalb sie, Rowan und Kestrel nach Briar Creek gekommen waren.
    Am Rande bekam sie das Gerangel auf dem Rücksitz mit. Rowan hatte den Arm hochgehoben, mit dem Todd sie festgehalten hatte. Auf .der anderen Seite hatte Kestrel dasselbe getan.
    Todd kämpfte. Seine Stimme klang wie vom Donner gerührt: „He, he, was seid ihr für ...?"
    Rowan biss zu.
    „Was machst du da?"
    Kestrel biss zu.
    „Was zum Teufel tut ihr da? Wer seid ihr? Wer zur Hölle seid ihr ...?"
    Er schlug eine Minute wild um sich, dann gab er nach, als Rowan und Kestrel ihn telepathisch in Trance zwangen.
    Und es dauerte nur eine weitere Minute, bis Rowan sagte: „Das ist genug."
    Ach, Rowan, beschwerte Jade sich.
    „Das ist genug. Rede ihm ein, dass er sich an nichts erinnern wird, und finde heraus, ob er den Weg zur Burdock-Farm kennt."
    Jade trank immer noch und streckte ihren Verstand mit federleichten Fühlern aus. Dann zog sie sich zurück und schloss den Mund wie in einem Kuss, als er sich von Vics Haut löste. Vic glich zu diesem Zeitpunkt einer großen Stoffpuppe. Er fiel aufs Steuer, als sie ihn losließ.
    „Die Farm liegt in diese Richtung. Wir müssen zurück zur Kreuzung. Sehr merkwürdig. Er dachte, er würde keine Schwierigkeiten bekommen, wenn er uns vergewaltigt, weil etwas mit Tante Opal ist. Ich konnte nicht herausfinden, was."
    „Vielleicht, weil sie verrückt ist", meinte Kestrel nüchtern. „Todd dachte, er würde keine Schwierigkeiten bekommen, weil sein Vater einer der Ältesten ist."
    „Sie haben keinen Ältestenrat", sagte Jade leicht überheblich. „Du meinst wahrscheinlich, dass er ein Polizeibeamter oder so was ist."
    Rowan war nachdenklich. Sie sah die beiden nicht an. „Gut. Das war ein Notfall. Wir mussten es tun. Aber ab jetzt verhalten wir uns so, wie wir es beschlossen haben."
    „Bis zum nächsten Notfall." Kestrel lächelte aus dem Autofenster hinaus in die Nacht.
    Um Rowan zuvorzukommen, sagte Jade schnell: „Meinst du, wir können sie so einfach hier zurücklassen?"
    „Warum nicht?" antwortete Kestrel sorglos. „Sie werden in ein paar Stunden aufwachen."
    Jade betrachtete Vics Hals. Die beiden kleinen Wunden, wo sich ihre Zähne in seine Haut gebohrt hatten, hatten sich schon fast wieder geschlossen. Morgen würden nur schwache rote Male wie von alten Bienenstichen zu sehen sein.
    Fünf Minuten später waren sie mit ihren Koffern wieder auf der Straße unterwegs. Dieses Mal jedoch war Jade fröhlich. Die Nahrung machte den Unterschied aus. Sie fühlte sich so prall gefüllt mit Blut wie ein Floh, war voller Energie und bereit. Berge zu erklimmen. Sie schwang abwechselnd den Katzenkorb und den Koffer, und Tiggy beschwerte sich.
    Es war wundervoll, hier draußen zu sein, allein durch die warme Nachtluft zu wandern, ohne dass jemand missbilligend die Stirn runzelte. Sie war richtig glücklich und hatte sich noch nie so frei gefühlt.

    „Es ist nett hier, nicht?" sagte Rowan leise und schaute sich um, als sie die Kreuzung erreicht hatten. „Das ist die wirkliche Welt. Und wir haben genauso ein Recht darauf wie jeder andere."
    „Ich glaube, es liegt am Blut", meinte Kestrel. „Freie Menschen sind so viel besser als die Gefangenen. Warum hat uns unser lieber Bruder das nie erzählt?"
    Ash, dachte Jade und fühlte einen kalten Windhauch. Sie schaute sich um, aber nicht nach einem Auto, sondern nach etwas, das viel leiser und tödlicher war. Plötzlich erkannte sie, wie zerbrechlich ihr Glück war.
    „Meinst du, sie fangen uns wieder ein?" fragte sie Rowan und verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in ein kleines Mädchen, das die große Schwester um Hilfe bittet.
    „Nein", versicherte ihr Rowan, die beste große Schwester der Welt, zuversichtlich.
    „Aber, wenn Ash es herausbekommt ... Er ist der Einzige, der darauf kommen könnte ..."
    „Wir werden nicht geschnappt. Niemand wird wissen, dass wir hier sind", tröstete Rowan sie.
    Jade
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