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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg
Autoren: Simon R. Green
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hätten ihre übernatürlichen Fähigkeiten
einsetzen können, doch sie verzichteten darauf. Das hier war
eine Familienangelegenheit. Sie sprangen und parierten,
Schwerter blitzten hierhin und dorthin, und sie waren sich
überraschend ebenbürtig. Giles war der erste Oberste Krieger
des Imperiums gewesen, der beste Schwertkämpfer seiner Zeit,
aber wie er selbst bereits festgestellt hatte: Owen hatte einen
langen Weg hinter sich. Der einstige weltfremde Historiker und
Gelehrte war von einer Schlacht in die andere getaumelt und
hatte seine Fähigkeiten ununterbrochen verfeinert, bis er Stück
für Stück der gleiche legendäre Schwertkämpfer geworden war
wie sein Urahn.
Aber das war schließlich auch sein Erbe gewesen.
Beide Männer kämpften mit äußerster Entschlossenheit, und
beide benutzten die übermenschlichen Kräfte des Todtsteltzer Zorns und noch viel mehr, ohne daß es ihnen bewußt geworden
wäre .
Und so kämpften sie weiter, hieben und stachen aufeinander
ein und fügten sich eine Wunde nach der anderen zu, und keiner war imstande, den anderen so schwer zu treffen, daß der
Kampf entschieden worden wäre. Beide wurden müde und
sichtlich langsamer, als selbst ihre gewaltigen Kräfte nachzulassen begannen. Und zum ersten Mal dämmerte es Giles, daß
er möglicherweise nicht als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen würde. So wie Owen hatte ihn seit seinen Tagen als
Oberster Krieger niemand mehr gefordert. Durchaus möglich,
daß er gegen seinen Nachfahren verlor. Doch der Gedanke war
unerträglich, und er verdrängte ihn mit aller Macht. Giles hatte
nicht 943 Jahre lang gewartet, um sich so dicht vor dem Ziel
von einem Parvenü von Nachfahren aufhalten zu lassen. Er
verzog das Gesicht und griff nach innen, nach seinen Labyrinth-gegebenen Kräften. Er mußte nichts weiter tun, als hinter
Owen teleportieren und ihn durchbohren, und der Kampf wäre
vorbei. Ehre war unwichtig geworden. Es ging nur noch um
den Sieg und den großen Plan. Aber sosehr Giles sich auch
bemühte, er fand seine Fähigkeiten nicht. Sie waren blockiert,
neutralisiert von Owens eigenen Kräften. Und irgendwie dämmerte es Giles allmählich, daß keiner von beiden seine Fähigkeiten gegen jemanden einsetzen konnte, der ebenfalls durch
das Labyrinth des Wahnsinns gegangen war. Es war eine Art
Sicherung, die das Labyrinth eingebaut hatte. Ihre Fähigkeiten
traten nur dann zutage, wenn es absolut notwendig erschien.
Giles’ Selbstvertrauen war erschüttert. Er hatte sich in zunehmendem Maße daran gewöhnt, sich auf seine Fähigkeiten
zu verlassen und mit ihnen ein unschlagbares As im Ärmel zu
haben. Er riß sich zusammen. Wenn er nicht auf diese Weise
gewinnen konnte – nun, er kannte auch noch andere Mittel und
Wege. Giles war nicht zu dem legendären Krieger geworden,
ohne im Laufe der Zeit ein paar schmutzige Tricks zu lernen.
Der Sommer-Eiland hatte genau die richtige Idee gehabt.
Und genau wie der Sommer-Eiland, so besaß auch Giles einen versteckten Dolch. Er hatte Owen gegenüber nie davon
gesprochen. Er hatte nie die Notwendigkeit gesehen. Und jetzt
mußte er nur noch seinen Nachfahren möglichst dicht heranlocken und ihm den Dolch zwischen die Rippen schieben, während der Junge abgelenkt war. Ganz einfach. Owen würde nie
erwarten, daß Giles den gleichen schmutzigen Trick anwenden
würde wie Kid Death. Giles grinste.
Und so manövrierte er Owen vorsichtig in ein Corps à Corps und ließ ihn glauben, daß es seine eigene Idee gewesen war,
und mit einemmal standen sich die beiden Männer über ihren
gekreuzten Klingen Auge in Auge gegenüber, so nah, daß sie
den hechelnden Atem des anderen heiß auf der Haut spüren
konnten. Beide schoben mit aller Kraft, mit in den Boden gestemmten Beinen, und keiner wollte einen Schritt weichen.
Giles versuchte, mit seinem Blick die Aufmerksamkeit seines
Nachfahren abzulenken, während er mit der freien Hand verstohlen nach dem Dolch griff. Er lächelte Owen an und stieß
den Dolch nach oben, genau zwischen Owens Rippen …
… und begegnete Owens goldener Hadenmann-Hand, die
nach vorn gezuckt war, um den Dolch abzufangen. Die stählerne Klinge zerbrach an der goldenen Hand, und in diesem Augenblick erkannte Giles, daß Owen die ganze Zeit über nur auf
einen solchen schmutzigen Trick seitens seines Vorfahren gelauert hatte. Er stolperte vor, verlor für einen Sekundenbruchteil das Gleichgewicht, und Owen stieß den Kopf mit aller
Kraft in
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