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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg
Autoren: Simon R. Green
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eigenen Vorteil und Vergnügen nach Belieben manipulierten –, sondern wir konnten auch jedes
menschliche Bewußtsein zerstören, das die Matrix betrat. Wir
okkupierten die leeren Körper und schickten sie als unsere
Spione aus. Sie waren noch besser und schwerer zu entdecken
als unser Furien. Was fühlt ihr bei dem Gedanken, daß wir mitten unter euch wandeln, ohne daß ihr Verdacht schöpft? Sogar
Leute, die ihr gekannt habt. Wir sind überall. Ihr könnt niemandem mehr vertrauen heutzutage. Aber ich bin nicht gekommen, um mit euch zu plaudern. Liebste Löwenstein, du
hast schon besser ausgesehen. Wir können dich noch immer
vor deinen Feinden retten. Bei uns auf Shub hättest du ein Zuhause, wenn du es möchtest. Sicher, wir müssen deinen Körper
zurücklassen, aber so ein Körper ist sowieso nur ein Hindernis.
Öffne uns dein Bewußtsein über dein Komm-Implantat, und
wir erledigen den Rest. Komm nach Shub. Bei uns wirst du
ewig leben. Du mußt dein Menschsein aufgeben, aber du wirst
ewig leben.«
»Alles für meine Rache!« rief die Löwenstein und öffnete ihr
Komm-Implantat. Von irgendwoher außerhalb drang etwas in
ihr Bewußtsein ein und riß es aus ihrem Leib. Ihr Verstand
raste hoch und hinaus und ließ Golgatha und menschliche Sorgen und Ängste und all die mit dem Menschsein verbundenen
Beschränkungen weit hinter sich. Auf den Holoschirmen wich
Jung Jakob Ohnesorgs Gesicht dem der Löwenstein. Sie lachte
triumphierend, und dann war sie verschwunden, und die Holoschirme erloschen wieder.
Eine Weile herrschte am Hof Totenstille. Die Rebellen traten
langsam vor und sahen auf Löwensteins toten Körper hinab,
der ausgeblutet und zerrissen vor dem Eisernen Thron lag. Der
Körper atmete noch. Die Rebellen sahen sich an, und dann
beugte sich Kit Sommer-Eiland vor und schnitt Löwensteins
Überresten den Kopf ab.
»Für dich, David«, sagte er leise. Dann richtete er sich auf
und hielt den Kopf der Imperatorin an den Haaren hoch, damit
die anderen ihn sehen konnten. »Nur für den Fall. Außerdem
wollen wir dem Volk sicher etwas vorzeigen können. Sie sollen
ruhig glauben, die Löwenstein wäre tot und Geschichte. Es ist
besser so.«
»Äh, Entschuldigung«, sagte Tobias Shreck aus dem Hintergrund. Die anderen hatten ihn und seinen Kameramann Flynn
völlig vergessen. »Aber das ist alles live durch Flynns Kamera
gegangen, oder habt Ihr das vergessen? Das gesamte Imperium
hat uns zugesehen.«
»Richtig«, bestätigte Flynn. »Ich habe ein paar großartige
Nahaufnahmen gemacht.«
»Auch gut«, sagte Jakob Ohnesorg. »Dann weiß das Volk
jetzt wenigstens, was für eine Kreatur es als Herrscherin gehabt
hat.«
Owen schüttelte den Kopf. »Wunderbar! Noch mehr Probleme. Euch ist doch klar, daß wir die Kyberratten zum Reinemachen in die Matrix schicken müssen, bevor wir sie benutzen
können? Vorausgesetzt natürlich, sie sind tatsächlich so gut,
wie sie immer behaupten.«
»Und was ist mit den KIs in Menschengestalt?« fragte Ruby.
»Das ist ein höllisch erschreckender Gedanke. Und sie sagten,
wir würden einige von ihnen kennen!«
»Wahrscheinlich nur, um uns zu verunsichern«, knurrte Hazel.
»Würdest du Geld darauf wetten?« erwiderte Ruby.
»Gleichgültig, was nun stimmt – die Schwierigkeiten sind
längst noch nicht vorbei, nur weil die Löwenstein nicht mehr
auf ihrem Eisernen Thron sitzt«, sagte Jakob Ohnesorg. »Habe
ich recht, Owen? Owen!«
Alle drehten sich nach Owen um, der am Fuß des Eisernen
Throns stand. Löwensteins Diamantenkrone war heruntergefallen, als Kit Sommer-Eiland den Kopf von ihrem unbeseelten
Körper abgeschnitten hatte, und jetzt lag sie direkt vor Owens
Füßen. Er starrte auf sie hinunter, und sie schien sein gesamtes
Sichtfeld auszufüllen. Die Krone, die über das Imperium
herrschte. Owen stand dort, im verlassenen Imperialen Hof,
und Blut tropfte von seiner Klinge. Er war am Ende seiner Reise angekommen, und was hatte er vorzuweisen? Er konnte die
Krone aufheben, sie auf seinen Kopf setzen und sich zum Imperator erklären. Er konnte es tun. Er war der letzte Todtsteltzer, und er war bereits zu Lebzeiten genauso eine Legende wie
sein toter Urahn. Held der Rebellion, Erlöser der Verlorenen
Welt Haden, Retter der Nebelwelt. Eine fast beliebige Anzahl
von Menschen und Ideologien würden ihm folgen und ihn aus
den unterschiedlichsten Gründen unterstützen. Owen konnte
sich zum Imperator machen. Vielleicht würde er ein paar
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