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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Petra Würth
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wer Sie sind«, sage ich und stecke die Aufnahme unauffällig in meine Gesäßtasche.
    »Hauptkommissar Lademann«, schnarrt der Mann und hält mir einen scheckkartengroßen Ausweis unter die Nase. Knapp eins achtzig groß, mit schütterem Blondhaar und eng stehenden kleinen Wieselaugen ist er der Typ, der im Tapetenmuster verschwindet. Unansehnlich bis zur Unkenntlichkeit. Das weiß er auch. Und macht es mit Dominanz und Aggressivität wett.
    »Pia Petry«, antworte ich im gleichen Ton. »Privatdetektivin.«
    Er reißt die Augen auf. »Privatdetektivin«, wiederholt er und spricht das Wort aus, als müsse er sich gleich übergeben. Dann huscht sein Blick zu Isabel. »Was ist mit der Frau?«
    »Tot«, sage ich.
    Ohne mich aus den Augen zu lassen, eilt er zu ihr und greift nach ihrem Handgelenk.
    »SIE IST TOT«, wiederhole ich.
    »Davon überzeuge ich mich lieber selbst«, kommt es bissig zurück. Doch schon nach wenigen Sekunden lässt er Isabels Arm auf das Bett zurückfallen. Offensichtlich hat auch er keinen Puls tasten können. »Haben Sie die Frau ermordet?«
    »Klar«, sage ich. »Jeden Tag eine gute Tat.«
    Lademann seufzt. »Glauben Sie, das ist der richtige Zeitpunkt für Scherze?«
    »Ich habe sie nicht umgebracht«, sage ich genervt. »Oder was glauben Sie, warum ich sonst noch hier herumstehe?«
    »Was haben Sie da gerade gemacht?«
    »Meine tägliche Gymnastik. Ich bin heute leider noch nicht dazu gekommen.«
    »Wenn Sie Beweismaterial beiseitegeschafft oder Spuren vernichtet haben, dann können Sie was erleben.«
    Drohend macht er ein paar Schritte auf mich zu. Da betreten ein Streifenpolizist und ein grauhaariger Mann mit Arzttasche den Raum. Der Mediziner eilt zu Isabels Leiche, während sich der junge Beamte an der Tür postiert.
    Lademann fährt mit der Hand durch sein verbliebenes Resthaar. »Dann erzählen Sie mal. Wer ist die Tote und was haben Sie hier zu suchen?«
    »Sie ist meine Tanzlehrerin. Isabel Ortega. Wir waren im Cucaracha zu einer Privatstunde verabredet. Und da sie nicht aufgetaucht ist, bin ich hierhergekommen …«
    »Sie wussten, wo sie wohnt?«
    »Ja«, behaupte ich. »Sie hat es mir mal erzählt.«
    Keine Ahnung, warum ich Miguel nicht erwähne. Aber irgendein diffuses Bauchgefühl signalisiert mir, vorsichtig zu sein. Auch wenn ich davon ausgehen muss, dass er es war, der die Polizei alarmiert und mich in diese beschissene Situation gebracht hat.
    »Wer hat Sie informiert?«, frage ich.
    »Wir haben einen anonymen Anruf bekommen.«
    »Von einem jungen Mann?«, rutscht es mir nun doch heraus. Am liebsten würde ich mir auf die Zunge beißen.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragt Lademann sofort.
    »Nun, nach Raub sieht die Sache ja nicht gerade aus.« Ich deute mit dem Kopf zu Isabels Schmuck. »Eher nach einem Mord aus Leidenschaft. Und da ist es doch naheliegend, dass der Anrufer ein Mann war.«
    »Vorausgesetzt, der Anrufer ist der Täter …«
    »Sieht so aus, als wäre sie stranguliert worden«, unterbricht uns der Arzt, der seine Utensilien wieder zusammenpackt. »Die Leiche muss in die Rechtsmedizin.«
    »Können Sie noch mehr sagen?«, fragt Lademann.
    Der Arzt schüttelt den Kopf. »Da müssen Sie schon die Obduktion abwarten«, antwortet er, lässt die Verschlüsse seiner Tasche zuschnappen und geht eilig hinaus.
    »Was ist eigentlich mit der Spurensicherung? Gucken Sie mal, wo die bleiben!«, wendet sich Lademann an den jungen Streifenpolizisten, der daraufhin seinen Wachposten an der Tür verlässt.
    »Nun zu Ihnen.« Lademann fixiert mich mit kaltem Blick. »Wie lange sind Sie schon in der Wohnung? Und warum haben Sie uns nicht angerufen?«
    »Ich war gerade mal fünf Minuten hier, bevor Sie kamen. Und anrufen konnte ich nicht, weil ich mein Handy zu Hause vergessen habe.«
    »Tatsächlich?« Lademann zieht zweifelnd die Augenbrauen hoch.
    Ich nicke heftig und höre, dass aus meiner Jackentasche Let’s get loud von Jennifer Lopez dringt. Die Klingelmelodie meines Mobiltelefons.

3
    Wilsberg erfährt Geheimnisse der Zauberei
    »Sie hat heute die Mathearbeit nicht mitgeschrieben, weil sie vor lauter Kopfschmerzen und Übelkeit keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ich habe sie erst mal ins Bett gesteckt. Aber wenn sie morgen immer noch völlig daneben ist, werde ich mit ihr zu einem Kinderpsychologen gehen müssen.«
    Der vorwurfsvolle Ton meiner Exfrau ließ keinen Zweifel daran, wem sie die Schuld am Gesundheitszustand unserer Tochter gab.
    »Sarah wird das schon
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