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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt
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konnte, während nur wenige Meter von ihnen entfernt ein toter Mann lag, der womöglich ermordet worden war. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Doch der Beamte reagierte weder auf die provozierende Bemerkung noch auf das nervöse Gehampel. Björn Funke quälten ganz andere Sorgen.
    Wer war der Tote im Watt und was sollten sie machen, wenn die Kollegen von der Kripo nicht rechtzeitig vor der Flut eintrafen?

3. Kapitel
    Dirk Thamsen kehrte von seiner Mittagspause ins Büro zurück. Er war in der Stadt mit einem Freund zum Essen verabredet gewesen, den er seit Wochen nicht gesehen hatte. Dementsprechend hatte das Treffen länger als geplant gedauert, da es jede Menge zu erzählen gab.
    Mike, sein Bekannter, war eine Zeit lang im Ausland gewesen und hatte von seinen Erlebnissen in Australien berichtet.
    »Sydney ist eine traumhaft schöne Stadt«, schwärmte er, »da musst du unbedingt mal hin.« Thamsen wusste, in den nächsten Jahren würde er sich solch eine Reise nicht leisten können. Er verdiente als Polizeihauptkommissar zwar nicht schlecht und erhielt zudem die Orts- und Kinderzuschläge, aber damit musste er zwei kleine Mäuler stopfen, die Miete zahlen und außerdem waren da noch Altschulden aus seiner Ehe mit Iris, die er monatlich abstotterte. Viel zurücklegen konnte er nicht, und bei dem, was er monatlich sparte, würde es noch lange dauern, bis er sich so einen Urlaub gönnen konnte.
    »Vielleicht, wenn ich in Rente bin«, hatte er gescherzt und gespannt dem Reisebericht des Freundes gelauscht.
    Thamsen setzte sich mit einer Tasse Kaffee an seinen Arbeitsplatz und schlug einen der grauen Aktenordner auf, die sich vor ihm stapelten, um die letzten aktuellen Berichte abschließend Korrektur zu lesen, als plötzlich die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde und sein Vorgesetzter den Raum betrat. Stöhnend ließ dieser sich auf den alten Holzstuhl vor dem Schreibtisch fallen.
    »Dirk, könntest du vielleicht nach Pellworm fahren?«
    Thamsen zog seine rechte Augenbraue hoch und blickte seinen Chef fragend an.
    »Ich weiß, ich weiß«, wehrte dieser verteidigend ab, »du musst schauen, wer sich um deine Kinder kümmern kann. Aber glaub mir, ich habe sonst niemanden. Manfred hat Urlaub, Bernd ist zur Fortbildung und Gunther krank. Außerdem dürfte die Angelegenheit schnell erledigt sein. Ist wahrscheinlich nur ’ne Pro-forma-Sache.«
    »Wieso soll ich dann überhaupt dahin fahren? Können das nicht die Kollegen vor Ort erledigen?«
    Rudolf Lange schlug mit seiner rechten Hand leicht durch die Luft. Er verstand diese bürokratische Vorgehensweise manchmal selbst nicht. Nur weil vor der Insel ein toter Mann angeschwemmt worden war, der zufällig aus ihrem Zuständigkeitsbereich stammte, sollte er einen seiner Mitarbeiter dorthin schicken. Es war ja nicht einmal klar, ob tatsächlich ein Tötungsdelikt vorlag oder ob es sich nicht eventuell doch nur um einen Selbstmord handelte. Aber die Kollegen von der Kripo hatten um ihre Unterstützung gebeten und die konnte er schwerlich verweigern.
    »Anordnung von oben«, erklärte er deshalb lediglich kurz und sah Thamsen bedauernd an. Der organisierte in Gedanken bereits die Betreuung von Anne und Timo. Die Kinder lebten seit der Trennung bei ihm. Vormittags waren die beiden selbstverständlich in der Schule und anschließend hatte er für Anne, die noch zu klein war, um den Nachmittag ganz allein zu verbringen, einen Hortplatz. In den Ferien beschäftigte er eine Tagesmutter und im Notfall sprangen seine Exfrau oder seine Mutter ein. Doch deren Hilfe nahm er meist nur ungern in Anspruch. Erstere hatte sich damals gegen die Familie entschieden, die Kinder vernachlässigt und ihn aus dem gemeinsamen Haus geworfen. Daher missfiel es ihm, wenn Timo und Anne zu viel Zeit mit ihrer Mutter verbrachten.
    Und seine Mutter kümmerte sich zwar liebend gern um die Enkel, aber sein Vater sah es nicht gern, wenn Dirk die Kinder zu oft bei ihrer Oma ablud. Nicht selten kam es deshalb zwischen seinen Eltern zu Meinungsverschiedenheiten. Hans Thamsen war der Ansicht, Dirk hätte schließlich gewusst, worauf er sich einließ, als er Timo und Anne   zu sich genommen hatte. Nun müsse er eben sehen, wie er damit klarkam. Und genau das wollte er seinem Vater beweisen. Aus diesem Grund vermied er es in der Regel, seine Mutter um Hilfe zu bitten. Aber in diesem Fall würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben.
    Pellworm lag nun einmal nicht eben um die Ecke. Gut 50 Kilometer
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