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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt
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Unfall«, erklärte sie. »Das müssen Sie mir glauben.«
    Arne hätte sie von der Fähre abgeholt und sie seien im Restaurant im alten Hafen essen gegangen. Es war ein romantischer Abend gewesen. Nach dem Restaurantbesuch hatten sie einen Spaziergang unternommen und über die geplante Hochzeit gesprochen. »Ich war so glücklich«, flüsterte sie, während sie sich wieder umdrehte und aufs Meer hinausstarrte. Doch dann seien sie plötzlich in Streit geraten. Über irgendeine Belanglosigkeit. »Ich habe ihn von mir gestoßen. Nur ganz leicht, weil ich mich über seine blöden Kommentare geärgert habe. Aber daraufhin stolperte er und stürzte mit dem Kopf direkt auf einen Poller.«
    Thamsen sah den leblosen Körper des Bankers förmlich vor sich. »Warum haben Sie denn keine Hilfe geholt?«, erkundigte er sich noch ganz benommen.
    »Hier war doch keiner«, begründete sie ihr Verhalten. Es sei spät in der Nacht gewesen. Stockdunkel und kalt. Panik habe sie ergriffen. Was sollte sie denn tun? In ihrer Verzweiflung habe sie die Leiche in eines der Boote geschafft.
    Tränen liefen ihr in Strömen die Wangen herunter, als sie auf die sanft schaukelnden Schiffe im Hafenbecken deutete.
    Thamsen schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte einfach nicht fassen, wozu diese Frau fähig gewesen war. Das Ganze schien ihm derart unwirklich, Tausende Fragen rasten durch seinen Kopf. Wieso hatte er nichts bemerkt? Warum hatten sie keine Spuren entdeckt? Fasern, Fingerabdrücke, Blutspuren? Hatte wirklich niemand etwas gesehen? War Claudia Lemke nicht in der Pension gewesen? Wo waren ihre Sachen?
    »Ach, meine Tasche«, tat sie seinen Versuch ab, den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage zu überprüfen. »Die hatte ich hinter einem der kleinen Schuppen versteckt, aber das ist doch nun völlig egal.«
    Sie hatte recht, jetzt, da sie gestanden hatte, war es nicht mehr wichtig.
    Nur ein Unfall war es nicht gewesen.
    »Frau Lemke, es tut mir leid«, sagte er und meinte es auch so. »Ich muss Sie festnehmen. Arne Lorenzen hat noch gelebt, als Sie ihn ins Wasser warfen.«

22. Kapitel
    Die Taverne in der Uhlebüller Dorfstraße war wie gewöhnlich gut besucht. Thamsen betrat die Gaststätte und sah sich suchend um.
    »Herr Kommissar«, hörte er plötzlich eine vertraute Stimme, »wir sind hier.« Von einem Tisch am Fenster winkte ihm Haie Ketelsen zu.
    »Tut mir leid. Aber ich musste den Abschlussbericht für die Kollegen von der Kripo zu Ende schreiben«, entschuldigte er seine Verspätung und setzte sich zu den drei Freunden.
    Er ließ sich einen Rotwein bringen und hob das Glas.
    »Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ohne Sie wäre der Fall vermutlich noch lange nicht gelöst.« Tom, Haie und Marlene prosteten ihm zu.
    »Obwohl wir uns ja diesmal ordentlich geirrt haben«, räumte Haie ein, nachdem sie alle einen Schluck getrunken hatten.
    »Nun ja«, bemerkte Thamsen. »Es ist schließlich kein einfacher Fall gewesen. Viele Verdächtige, kaum Beweise und letztendlich eine Mörderin, die ihren Freund mehr oder weniger aus Versehen umgebracht hat.«
    Claudia Lemke war fest davon ausgegangen, Arne Lorenzen sei nach dem Sturz sofort tot gewesen. In ihrer Verzweiflung hatte sie den schweren Körper in eines der Boote im Hafen gehievt. Ein wahrer Kraftakt, wenn man bedachte, wie zierlich diese Frau war und wie schwer der bewusstlose Banker gewesen sein musste. Aber ihr Körper entwickelte in der Situation aufgrund ausgeschütteter Hormone wahre Bärenkräfte und befähigte sie zu Höchstleistungen.
    Sie war einfach aufs Meer hinausgefahren. Wie weit, das wusste sie nicht mehr genau. Zum Glück hatte es an Bord eine Lampe und Decken gegeben und so hatte sie die Nacht auf dem Wasser verbracht. Im Morgengrauen hatte sie endgültig Abschied von dem Geliebten genommen und ihn der Nordsee übergeben. Anschließend war sie in den Hafen zurückgekehrt und hatte auf die erste Fähre zum Festland gewartet.
    »Worüber waren die beiden denn in solch heftigen Streit geraten?«, fragte Marlene interessiert.
    »Angeblich über die bevorstehende Hochzeit«, antwortete Thamsen. Sie habe sich eine kleine Feier im Kreise der Familie gewünscht, während ihm wohl ein riesiges Fest vorgeschwebt habe.
    »Das ist ja wie bei euch«, entfuhr es Haie.
    »Ach, Sie heiraten? Noch ein Grund, um anzustoßen.« Er hob erneut sein Glas und prostete den beiden zu.
    Besonders glücklich wirkte Marlene Schumann allerdings nicht auf ihn, doch vermutlich hatte der Freund durch
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