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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition)
Autoren: J.t. Ellison
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Schwärze. Er betätigte einen Schalter, und Licht flutete die Treppe. Er steckte das Schloss durch den Riegel an der Innenseite der Tür und drückte es zu. Es hatte keinen Sinn, ein Risiko einzugehen.
    Sie schlief. Er war still, um sie nicht zu wecken. Er wollte sie sowieso nur anschauen.
    Der Käfig aus Plexiglas hatte die Form eines Sargs, der durch eine längs verlaufende Trennwand in zwei gleich große Abteile geteilt wurde. Löcher im Boden dienten dem Abfluss und Löcher im Deckel der Luftzufuhr. Er stand auf einer erhöhten Plattform, die Gavin selber gebaut hatte. Der Betonfußboden hatte einen Ablauf; er musste nur Wasser durch die Öffnung strömen lassen und voilà, alles sauber. Er ließ das Wasser ein paar Minuten laufen, um die Rückstände wegzuspülen, und schaute dann wieder zu seinem Liebling hinüber.
    Ihre Lippen waren aufgerissen, ihre Haare fielen aus. Sie hatte jetzt eine Woche lang kein Essen und Wasser erhalten und verbrachte immer mehr Zeit schlafend. Ihre Lethargie war erwünscht. Er freute sich schon auf den Moment, wenn ihr Leiden ein Ende hatte. Er verspürte kein wirkliches Bedürfnis, sie zu quälen. Ihr Herz musste nur einfach aufhören zu schlagen. Dann könnte er sie haben.
    Er leckte sich über die Lippen und schämte sich wegen seiner Erektion.
    Er atmete ihren Duft tief ein, aalte sich in der moschusartigen Süße ihres sterbenden Fleisches und ging dann zu dem Tisch in der Ecke. In dem Keller gab es weder Spinnen noch Staub, noch die übliche Muffigkeit. Gavin ließ es nicht zu. Dieser Ort war sauber. Makellos.
    Der Computer, ein Mac Air, den er sich als verspätetes Weihnachtsgeschenk gegönnt hatte, erwachte zum Leben. Ein paar Tastenkombinationen auf der Tastatur, dann sprang das WiFi-System an und er war online. Bevor er die Möglichkeit hatte, seine Lesezeichen durchzugehen, klingelte sein iChat. Der Username, der auf dem Monitor erschien, lautete IlMorte69. Er und Gavin waren sehr gute Freunde. Gavin antwortete. Sein eigener Nickname hot4cold poppte rot in zehn Punkt Arial auf.
    Mein Puppenhaus ist beinahe fertig, Hot. Wie steht’s bei dir?
    Hey, Morte. Meins ist auch fast komplett. Ich bin gerade hier für einen Zwischencheck. War deine Reise gut?
    Mein Freund, unbeschreiblich. Was für eine tolle Zeit. Aber es ist gut, wieder zu Hause zu sein.
    Neue Puppen?
    Eine. Köstlich. Leichter Fang. Wie eine Ratte im Keller.
    Gavin zuckte zusammen. Manchmal war Morte ein wenig unsensibel. Aber was sollte man machen? Es war schwer für Gavin, mit Leuten zu reden. Die Onlinewelt war seine Auster, sein Ventil. Er hatte andere Freunde, die nicht ganz so grob waren wir Morte. Apropos … er schaute auf seine Kontaktliste und sah, dass Necro99 ebenfalls online war. Er schickte ihm ein kurzes Hallo und wandte sich dann wieder seinem Chat mit Morte zu.
    Was meinst du, wann du fertig bist?
    Morte antwortete beinahe sofort.
    In zwei Tagen. Hast du es so gemacht, wie wir es besprochen haben? Bei der Entsorgung warst du vorsichtiger als beim Einfangen, oder?
    Gavin spürte Ärger in sich aufsteigen, entspannte sich dann aber wieder. Morte hatte recht, ihn zu schelten. Er hatte immerhin einen Fehler gemacht. Er hatte schnell gelernt, dass es wichtig war, Mortes Instruktionen genau zu folgen. Sehr, sehr wichtig.
    Ja, es war perfekt. Ich schicke dir ein Foto.
    Er lud die Bilder hoch, und bei ihrem Anblick beschleunigte sich sein Atem. So wunderschön. Morte reagierte nach wenigen Sekunden.
    Mein Gott. Das ist perfekt. Zauberhaft. Du bist ein wahrer Künstler geworden.
    Danke.
    Gavin errötete. Komplimente anzunehmen gehörte nicht zu seinen Stärken. Er warf einen Blick über seine Schulter, wusste, dass er zum Ende kommen musste.
    Morte, ich muss los. War ein langer Tag heute.
    Das denk ich mir. Pass auf dich auf. Vergiss nicht, nur noch zwei Tage. Ich erwarte Fotos!
    Bye.
    Ein Bild tauchte auf seinem Monitor auf – Morte hatte ihm ein Geschenk geschickt. Gavin betrachtete das Foto; seine Ohren brannten. Oh, Morte war erstaunlich gut mit der Kamera. So viel besser als er selber.
    Mortes Puppe zeigte keine Animation, keine Bewegung. Ihre Augen waren geschlossen. Gavin drehte seinen Stuhl herum, damit er sein eigenes Puppenhaus sehen konnte, seine eigene Puppe, die in der Dunkelheit lag. Allein. Er musste ihr eine Freundin suchen, und zwar bald. Wenn Mortes Mädchen doch nur schwarz wäre. Mit weißem Fleisch konnte er nichts anfangen.
    Ein weiteres Klingeln – dieses Mal war es die Antwort
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