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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition)
Autoren: J.t. Ellison
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den 1920er Jahren zu modernen Villen, die erst vor fünf Jahren errichtet worden waren. Viele der Häuser hatten keine Auffahrten; die Bewohner ließen ihre Autos normalerweise auf der Straße stehen. Taylor folgte dem gewundenen Lauf und war überrascht, wie sehr sich alles hier verändert hatte. Ein riesiges, postmodernes Glashaus stand auf dem Gipfel des Hügels, hell erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Sie erinnerte sich, dass es heftige Kritik an diesem Bau gegeben hatte. Es gehörte einem Country-Star, und irgendwie hatte es wegen des Helikopterlandeplatzes auf dem Dach Ärger gegeben. Sie fuhr daran vorbei und bewunderte die ausgefallene Bauweise.
    Oben auf dem Hügel angekommen, blieb sie einen Moment stehen und schaute aus dem Fenster über die lebendige Skyline. Der Himmel im Osten war dunkel und kein Mondlicht fiel auf die Straße. Die grellen Lichter von Nashville lockten. Kein Wunder, dass der einsame Park auf dem Hügel immer noch ein Lieblingsplatz für Teenager war. Außerdem hatte der Name was. Es war ziemlich romantisch, bei Sonnenuntergang hier heraufzukommen und zu sehen, wie die Lichter von Nashville eines nach dem anderen langsam angingen, ein feuriges Lichtermeer, das sich immer weiter in der Stadt ausbreitete.
    Taylor war in den gut behüteten Enklaven Forest Hill und Belle Meade aufgewachsen und musste manchmal aus dem sorgfältig aufgebauten sozialen Konstrukt ihrer Eltern ausbrechen, um ein wenig Spaß zu haben. Ihre honigblonden Haare und die farblich unterschiedlich grauen Augen zogen immer Aufmerksamkeit auf sich, ob sie das nun wollte oder nicht. Zusammen mit ihrer Größe – bereits mit dreizehn war sie fast einen Meter achtzig groß – wurde sie unweigerlich von Mitschülern, Freunden und Feinden beachtet. Daher war es nicht verwunderlich, dass sie hier und da ein wenig Unfug angerichtet hatte.
    Einen Sommer lang war sie regelmäßige Besucherin auf dem Hügel gewesen, zusammen mit Sam Owens – jetzt Dr. Sam Loughley, Nashvilles führende Gerichtsmedizinerin. Sie hatten sich in die vornehmen Schwierigkeiten gebracht, die man von gebildeten Teenagern erwartete: gestohlene Gauloises rauchen, eklig schmeckenden billigen Whisky trinken, mit Jungen abhängen, die ihre Haarezu Irokesen rasierten und große Reden über Anarchie und Gitarrenriffs schwangen. Es hielt nicht lange an. Das permanente Gepose wurde auf Dauer langweilig.
    Es machte Taylor traurig, an ihre Jugend zu denken; die Dinge, die man damals „Schwierigkeiten“ nannte, waren nach heutigem Standard geradezu zahm. Kaum zu glauben – sie war gerade erst sechsunddreißig geworden und fühlte sich schon alt, wenn sie es mit Teenagern zu tun hatte.
    Mit fünfzehn hatte sie dem Circle den Rücken gekehrt und war erst mit achtzehn zurückgekommen – ein nostalgischer Ausflug mit ihrem ersten Liebhaber, dem Professor. Er war mit seinem Jeep hier heraufgefahren und hatte geparkt, seine Hände hatten ihren Körper erkundet. Als sie mit ihrem Knie gegen die Schaltung gekommen war, wären sie beinahe über die Klippe gerollt. An diesem Abend hatte er sie das erste Mal mit zu sich nach Hause genommen, entjungferte sie dort erfahren und doch behutsam.
    Sie lächelte, wie immer, wenn ihr eine Erinnerung an James Morley durch den Kopf schoss. Der Gedanke führte zu ihrem Vater, einem engen Freund Morleys, und das Lächeln erstarb.
    Sie musste den Brief abschicken. Win Jackson war nur acht Stunden entfernt, und in wenigen Monaten würde er entlassen werden – was er verschiedenen Deals verdankte, die ihm eine vorzeitige Entlassung garantierten. Seine Schreiben kamen mit alarmierender Regelmäßigkeit, und in jedem bat er sie um Vergebung. Seine halbseidenen Geschäfte mit einem kriminellen Geschäftsmann aus New York lägen hinter ihm. Er würde von jetzt an den ehrlichen Weg einschlagen.
    Sie fragte sich, wie oft sie das schon gehört hatte. Geldwäsche war nicht das schlimmste Verbrechen, dessen man ihn hätte anklagen können, aber es war das, womit der Staatsanwalt durchgekommen war. Ein wenig Zeit blieb ihr noch, bis sie sich mit Win persönlich herumschlagen musste. Nicht so viel, wie ihr lieb wäre, aber doch genug, um sich erst einmal um dringendere Angelegenheiten zu kümmern.
    Sie überquerte den höchsten Punkt des Hügels, und da sah sie es auch schon. Der Tatort lockte sie mit blau-weißen Lichtern, die ihr den Weg wiesen. Vier Streifenwagen standen nebeneinander vor einem Maschendrahtzaun. Die K-9-Einheit mit ihren Hunden
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