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Todesspiele

Todesspiele

Titel: Todesspiele
Autoren: Karen Rose
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wieder versucht zu fliehen. Sie hatten versucht, sie aufzuhalten und ihren Willen zu brechen, aber es war ihnen nicht gelungen. Becky war vorher gestorben. Monica hatte nur für kurze Zeit durch die Wand mit Becky flüstern können, doch diese Zeit hatte ihr Kraft gegeben. Und der Tod des Mädchens, das sie nie gesehen hatte, hatte ihren eigenen Lebenswillen neu geweckt. Entweder mir gelingt die Flucht, oder ich sterbe vorher. Sie wollte tief einatmen, doch sofort durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Mindestens eine Rippe war gebrochen. Wieder kehrten ihre Gedanken zu Becky zurück. Sie konnte noch immer jeden dumpfen Hieb, jedes entsetzliche Knirschen der Knochen, jedes Stöhnen des Mädchens hören. Und genau das hatten sie gewollt. Sie hatten alle Türen geöffnet, damit jedes der Mädchen es hören konnte. Damit sie alle Angst bekamen. Ihre Lektion lernten. Jedes Mädchen hier. Es mussten mindestens zehn sein, und sie alle befanden sich in unterschiedlichen Stadien der »Abschreibung«. Einige waren frisch eingearbeitet worden, anderen bereits Profis in dem ältesten Gewerbe der Welt. Wie ich. Ich will nach Hause.
    Monica ruckte schwach an der Kette, der ihren Arm an die Wand fesselte. Ich werde niemals entkommen. Ich werde sterben. Bitte, Gott, lass es bald so weit sein.
    »Los, beeilt euch, ihr Idioten. Wir haben keine Zeit für Blödsinn.«
    Da draußen war jemand. Im Korridor vor ihrer Zelle. Die Frau! Monica presste die Kiefer zusammen. Sie hasste diese Frau.
    »Macht schon«, sagte die Frau. »Los. Mansfield, bring die Kisten aufs Boot.«
    Monica hatte keine Ahnung, wie die Frau hieß, aber sie war besonders schlimm. Schlimmer als die Männer - der Deputy und der Arzt. Mansfield war der Deputy - derjenige, der sie entführt und hergebracht hatte. Eine Zeitlang hatte sie geglaubt, dass er kein echter Deputy war, dass seine Uniform bloß Verkleidung war, aber sie hatte sich geirrt. Und als ihr das klargeworden war, hatte sie alle Hoffnung verloren.
    Aber so brutal Mansfield auch war - der Doktor war noch schlimmer. Er war grausam, weil er andere gerne leiden sah. Der Ausdruck seiner Augen, wenn er sie folterte ... Monica schauderte. Der Arzt war krank im Kopf, dessen war sie sich sicher.
    Aber die Frau ... sie war die Inkarnation des Bösen. Für sie war dieses Grauen hier, dieses sogenannte »Leben«, bloß ein Geschäft und jede Minderjährige hier Ware, die man ersetzen konnte. Und die man leicht ersetzen konnte, denn es gab immer genug dumme junge Mädchen, die sich aus der Sicherheit ihrer Familie weglocken ließen. Und in der Hölle landeten.
    Monica hörte das Ächzen der Männer, als sie die schweren Kisten hochhievten. Was taten sie? Es folgte ein Quietschen. Aha, die fahrbare Trage mit den verrosteten Rädern. Auf diesem Ding machte der Arzt sie »wieder heil«, damit sie zurück an die »Arbeit« gehen konnten, wann immer ein »Kunde« sie zusammengeschlagen hatte. Allerdings war es auch häufig der Doktor, der sie zusammenschlug, dann konnte er sie gleich selbst vom Boden heben und auf die Trage legen. Sie hasste ihn. Aber sie fürchtete ihn noch mehr.
    »Holt die Mädchen in zehn, neun, sechs, fünf, vier und ... eins«, sagte die Frau nun.
    Monica riss die Augen auf. Sie war in der Nummer eins.
    Sie blinzelte und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu sehen. Hier stimmte etwas nicht. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Jemand kam, um sie zu retten. Schnell. Beeil dich!
    »Fesselt ihnen die Hände hinter dem Rücken und bringt sie einzeln raus«, fuhr die Frau barsch fort. »Haltet eure Waffen ständig auf sie gerichtet. Lasst bloß keine entkommen.«
    »Und was machen wir mit den anderen?« Eine tiefe Stimme. Der Wachmann des Arztes. »Bringt sie um«, kam die Antwort ohne Zögern. Ich bin in Zelle eins. Sie bringen mich auf ein Boot und weg von hier. Von der Rettung, die nahte. Nein. Ich wehre mich. Bei Gott, entweder ich entkomme, oder ich werde sterben ...
    »Ich kümmere mich darum«, sagte der Arzt, dessen Augen so grausam waren.
    »Gut«, erwiderte die Frau. »Aber lasst die Leichen nicht hier, sondern werft sie in den Fluss. Nehmt dazu die Sandsäcke hinter dem Generator. Mansfield, steh nicht einfach so rum. Bring die Kisten und die Mädchen aufs Boot, bevor es hier vor Bullen wimmelt. Und bring die Trage so schnell wie möglich zurück. Unser guter Doc braucht sie für die Leichen.« »Ja, Sir«, höhnte Mansfield.
    »Klappe«, sagte die Frau, deren Stimme mit wachsender Entfernung
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