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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen
Autoren: Arnaldur Indridason
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streitet hartnäckig ab, im Räucherhaus gewesen zu sein, und er hat ein Alibi. Seine Kumpels aus dem Kraftsportverein haben ausgesagt, er habe mit ihnen trainiert.«
    Sie schwiegen eine Weile. Janus sah über die Fossvogur-Bucht hinaus auf den Ozean.
    »Kalmann behauptet, Birta sei am Leben gewesen, als sie ihn verließ«, sagte Erlendur vorsichtig. Bislang hatte er es vermieden, Janus gegenüber den Namen Birta zu erwähnen.
    »Was ist mit Kalmann und seinen Plänen?«, fragte Janus, um das Gespräch von Birta abzulenken. Erlendurs Ansichten über die Quotenankäufe und die Volksumsiedlung waren schon vorher zwischen ihnen zur Sprache gekommen.
    »Es gab keine solchen Pläne.«
    »Und das Foto?«
    »Für den Mann auf dem Foto wurde in einem geschickten Schachzug eine andere Position gefunden, er wird nicht mehr für die Stadt tätig sein.«
    »Es gab aber Pläne.«
    »Nein, nicht offiziell und auf keinen Fall welche, die nachweislich kriminell waren. Jeder kann Quotenanteile kaufen. Man darf sich sogar zu diesem Zweck zusammentun oder Firmen gründen. Wenn Spekulanten hier in Reykjavík Quotenanteile anhäufen wollen, ist das erlaubt. Wenn sie ganze Regionen ausradieren und die Menschen von dort in eine vorteilhaftere Konsumregion verfrachten, wie irgendein Volkswirtschaftler, mit dem wir geredet haben, es ausdrückte, ist das vollkommen in Ordnung. Diejenigen, die die Einkaufszentren bauen, sind auch im Besitz der Quoten. In diesem Land können sie ungehindert und problemlos schalten und walten, wie es ihnen passt. Es handelt sich um einen Anschlag auf eine ganze Region, aber das ist anscheinend allen egal.«
    »Und niemand trägt die Verantwortung, wie üblich.«
    »Genau.«
    »Kalmann und Kumpane siegen.«
    »Kalmann und Kumpane siegen immer. Aber es bräuchte nicht so zu sein. Die Quotenbesitzer in den Fischerdörfern an der gesamten Küste könnten sich dagegen zur Wehr setzen, wenn sie wollten. Sie bestimmen nämlich die Geschicke der ländlichen Regionen. Sie müssten sich der Verantwortung stellen, die mit dem Besitz von Quotenanteilen verbunden ist. Solange sie das nicht tun, siegen Kalmann und Kumpane.«
    »Birta hat sich gerächt.«
    »Das hat sie getan.«
    Janus lächelte bitter und blickte auf seine Beinprothese.
    »Ich bereue eigentlich nichts. Manchmal verspüre ich Schmerzen, die schlimmer sind als alles, was ich in der Räucherkammer erlebt habe. Aber dann vergehen sie wieder, und ich komme zurecht.«
    Dann bat er Erlendur, ihn ins Zimmer zurückzubringen.
     
    Sigurður Óli hatte Janus ebenfalls oft besucht. Er leitete jetzt die Ermittlung, und Janus half ihm nach Kräften, was Herbert und Kalmann betraf. Die Papiere, die Janus in Herberts Haus gefunden hatte, waren von großem Nutzen, aber immer noch gab es viele offene Fragen.
    Eines Tages stattete Sigurður Óli Janus zusammen mit Bergþóra einen Besuch ab. Die beiden lebten seit einiger Zeit zusammen. Sigurður Óli hatte Janus gesagt, dass er und die Frau, die Birta auf dem Friedhof gefunden hatte, zusammen seien, und Janus wollte sie unbedingt kennenlernen. Er bat Sigurður Óli, das Zimmer zu verlassen, damit er sich unter vier Augen mit Bergþóra unterhalten konnte. Sigurður Óli tigerte eine geschlagene Stunde auf dem Krankenhausflur auf und ab und zerbrach sich den Kopf darüber, was die beiden so lange zu bereden hatten, Leute, die sich nie zuvor getroffen hatten.
    Als Bergþóra aus Janus’ Zimmer kam, standen ihr Tränen in den Augen. Sigurður Óli hatte keine Ahnung, was zwischen ihnen vorgefallen war, aber er ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Er wusste, dass er früher oder später die Wahrheit zu hören bekommen würde.

Zweiundvierzig
    Einige Zeit später machte Janus seine ersten Gehversuche, und eines Tages rief er Erlendur gegen Abend an und bat ihn vorbeizukommen. Janus war jetzt in der Reha-Klinik am Grensásvegur. Als Erlendur dort eintraf, wollte Janus von ihm zum Friedhof an der Suðurgata gefahren werden. Erlendur war zwar anzusehen, dass diese Bitte ihn überraschte, aber das war auch seine einzige Reaktion. Er führte Janus aus dem Krankenhaus zum Auto und machte sich zusammen mit ihm auf den Weg zur Suðurgata.
    Erlendur fuhr auf den Bordstein hoch und stoppte den Wagen direkt vor dem Friedhofstor. Er hielt die Tür für Janus auf, der sich auf ihn stützte, und so betraten sie gemeinsam den Friedhof. Es war kalt geworden, und Erlendur durchfuhr ein leichter Schauder. Der trockene Herbstwind fegte
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