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TodesReich/Todesengel (German Edition)

TodesReich/Todesengel (German Edition)

Titel: TodesReich/Todesengel (German Edition)
Autoren: Andreas Peter
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Anwohner auf dem Weg zwischen der Schule und ihrem Zuhause zu befragen.
Das Ergebnis war niederschmetternd. Kein einziges Indiz. Zwar hatten einige
Anwohner gesehen, wie das Mädchen das Haus verlassen hatte und auch auf dem Weg
zur Schule war sie mehrmals gesichtet worden - es schien so, als würden einige
Nachbarn genau beobachten, was in ihrer Umgebung vor sich ging, einer konnte
sogar genaue Uhrzeiten nennen - aber keiner konnte etwas zu ihrer Rückkehr
sagen. Offensichtlich hatte sie den Nachhauseweg nie angetreten. Die Eltern
dürften sich in den nächsten Tagen jedenfalls über zahlreiche verstohlene und
mitleidige Blicken freuen.
    „Was
machen wir jetzt?“, fragte Steffen ziemlich resigniert, nachdem sie das letzte
Haus abgearbeitet hatten.
    Kowalski
musterte ihn von oben nach unten: „Jetzt schauen wir uns an, wie du mit einer
Waffe umgehen kannst.

 
    Kowalski
rüstete seinen jungen Kollegen mit ein paar Ohrenschützern aus und einer
Leihwaffe aus dem gesicherten Waffenschrank im Keller des Reviers. Einzig und
allein dafür bestimmt, um auf unbewegliche Ziele aus Papier zu schießen. Eine
eigene Dienstwaffe hatte Brockmann für Weitzeger schon beantragt, sie würde
morgen eintreffen.
    Sie
gingen zu den Schießscharten und stellten sich nebeneinander. Kowalski
breitbeinig und mit beiden Händen an der Waffe. Weitzeger mit dem Körper leicht
nach links geneigt und den linken Fuß nach hinten versetzt, die Waffe hielt er
in einer Hand.
    Neumodischer
Schnickschnack, dachte Kowalski. Hätte der Junge eine Schrotflinte, würde er
mit dem Rückschlag an die Wand fliegen.
    Sie
begannen auf die unbeweglichen Ziele in 12 Meter Entfernung zu schießen. Kowalski
traf einmal in die Stirn, wirbelte dann die Haarmähne der Silhouette auf und
fetzte schließlich das linke Ohr ab. Weitzeger traf mitten in den Kopf, landete
einen zweiten Treffer direkt daneben und versenkte den dritten offensichtlich
im Loch des ersten, denn die Einschussstelle weitete sich kaum merklich aus.
    „Vielleicht
sollte ich mal auf ihre Scheibe zielen“, witzelte Weitzeger. „Damit sie noch
eine Chance haben.“ Wieder hatte Kowalski den Drang seinem jungen Kollegen eine
Kugel in den Kopf zu jagen, aber er beherrschte sich. Vor zehn Jahren
vielleicht, dann hätte er direkt aus dem Knast in die Rente gehen können. Aber
jetzt schien eine neun Quadratmeter Zelle nicht mehr so verlockend. Außerdem
war er offensichtlich nicht mal mehr in der Lage, zielsicher eine Papierwand zu
durchlöchern. Da war ein Hering wie Weitzeger kein sicheres Ziel.
    Sie feuerten
noch einige Schüsse ab, wobei sich Weitzeger einen Spaß daraus machte, eine
gerade Linie in den Kopf seiner Zielperson zu feuern. Offensichtlich war das
keine auslastende Angelegenheit für ihn. Kowalski bemühte sich zumindest
überhaupt die Silhouette zu treffen, gab sich aber bald keine Mühe mehr, was zu
einigen überraschenden Treffern führte.
    Alsbald
packten sie ihre Sachen und räumten im Umkleideraum die Utensilien zurück in
den vorgesehenen Wandschrank. Weitzeger kommentierte Kowalskis Leistung nicht,
aber Kowalski hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen.
    „Bild
dir darauf nichts ein, Junge. Die wahre Stärke eines Kommissars liegt nicht in
der Treffsicherheit mit seiner Dienstwaffe, sondern der Treffsicherheit seiner
Worte und Gedankengänge.“
    „Sicher“,
antwortete Weitzeger und Kowalski konnte nicht sagen, ob er es ironisch oder
ernst meinte.
    „Wir
machen jetzt Feierabend und morgen treffen wir uns um halb acht wieder im
Revier, damit wir pünktlich um acht Uhr an der Schule sind. In Ordnung?“
    Weitzeger
nickte und ließ ein Grinsen sehen. „Dann bis morgen Kollege.“

 
    Kowalski
betrat seine drei Zimmer Wohnung. Das war großzügig für die Gegend, aber die
Inneneinrichtung ließ zu wünschen übrig. Die Möbel waren abgewetzt und die
Tapeten hätten schon vor 20 Jahren raus gemusst. Aber es war ja nur
vorübergehend sagte er sich. Ein Provisorium. Ein ewiges Provisorium.
    Er
ging in die Küche und blickte in den Kühlschrank. Er ernährte sich recht
anständig. Das würde ihm 40 Jahre, in denen er viel zu viel Müll in sich hinein
gestopft hatte, nicht wieder gut machen, aber er konnte gut und gerne 79
werden, oder so. Er entschied sich für ein Fertiggericht. Brokkoliauflauf mit
Zwiebelstücken. 20 Minuten im Backofen oder fünf Minuten in der Mikrowelle. Er
entschied sich für die Mikrowelle.
    Die
heiße Aluschale stellte er auf einen Teller und nahm sie
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