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TodesReich/Todesengel (German Edition)

TodesReich/Todesengel (German Edition)

Titel: TodesReich/Todesengel (German Edition)
Autoren: Andreas Peter
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sanft auf ihre Arme.
    „Warum
hast du mich nicht gerufen?“ An die Polizisten gewandt erklärte er: „Ich bin
Bernd Stegner. Nadjas Vater.“
    Kowalski
nickte. „Wann haben sie ihre Tochter das letzte Mal gesehen?“
    „Das
war bereits vorgestern Abend“, antwortete er unvermittelt. „Ich verlasse das Haus
bereits um 6.30 Uhr. Ich bin angestellter Architekt.“
    „Ist
ihnen in den letzten Tagen vor ihrem Verschwinden, oder auch in der Zeit nach
ihrem Verschwinden etwas Besonderes aufgefallen. Sei es in dem Verhalten ihrer
Tochter - vor ihrem Verschwinden wohlgemerkt - oder in den äußeren Umständen“,
bohrte Kowalski weiter nach.
    Beide
Elternteile schüttelten synchron den Kopf.
    Nun
meldete sich das erste Mal Kowalskis junger Kollege zu Wort.
    „Wäre
es möglich, dass ihre Tochter davon gelaufen ist?“
    Kommissar
Kowalski biss sich auf die Zunge. Unvermeidlich schoss ihm das Blut in den
Kopf. Dieser Idiot! Was für eine taktlose Bemerkung! Er hätte die Frage auch
gestellt, sicher. Aber mit mehr Fingerspitzengefühl. Sofort widersprach die
Frau vehement.
    „Unsere
Tochter ist keine Ausreißerin! Es gab hin und wieder Streit, sicher. Bei
welchen Eltern einer 15jährigen ist das anders? Aber abgehauen, das wäre sie
niemals.“
    „Schon
gut.“ Beschwichtigte Kommissar Kowalski und erhob sich vom Sofa.
    „Falls
ihnen noch irgendetwas einfällt oder sich etwas in der Sache bewegt, lassen sie
es und wissen und dasselbe werden wir natürlich für sie tun.“
    Er
schüttelte Herrn und Frau Stegner die Hand und ging dann zur Tür. Sein Kollege
tat es ihm gleich. Draußen auf dem schmalen Pfad zum Hoftor blieb er nicht
stehen, sondern lief schnurstracks zum Wagen. Erst als sie eingestiegen waren
und sein Kollege die Tür zugezogen hatte, holte er aus um ihn anzufahren:
    „Sag
mal geht’s noch?! Was war das für eine Nummer? Den Eltern so eine Frage zu stellen!
Lernt man denn an der Polizeischule nur, wie man Briefmarken leckt?“
    „Ach,
sie hätten die Frage doch sicher auch gestellt, Herr Kommissar .“ Die Art und Weise wie der Junge die letzten Worte
betonte gefielen ihm nicht.
    „Das
ist doch bei der Polizei so üblich, dass man in erster Linie nicht von einem
Verbrechen ausgeht, solange man keine Indizien dafür hat. Vor allem dann nicht,
wenn man mit Angehörigen spricht.“
    „Gewiss“,
bestätigte Kommissar Kowalski.
    „Aber
man muss etwas Taktgefühl aufbringen, in der Art und Weise, wie man das
vermittelt. Die Leute müssen das Gefühl haben, dass man sie ernst nimmt.“
    „Wie
hätten Sie es denn zum Ausdruck gebracht?“
    Kowalski
holte Luft und breitete die Hand aus, als würden auf ihr die passenden Worte
liegen.
    „Ich
hätte gesagt: Manchmal verschwinden Jugendliche und kommen dann nach ein paar
Tagen wieder. So sind Kinder eben.“
    Steffen
Weitzeger legte den Kopf schief.
    „Sie
hätten auch sagen können: Manchmal werden Jugendliche aufgeschlitzt und
ausgeweidet. So sind Serienmörder eben.“
    Kowalski
blickte den Jungen finster an: „Ich sollte sie erschießen für diese Bemerkung,
aber die Kugeln in meiner Dienstwaffe sind abgezählt.“
    „Also,
was machen wir jetzt?“ fragte Weitzeger völlig unbeeindruckt.
    „Wir
fahren zur Schule. Mal sehen ob wir dort mehr herausfinden können.“

 
    Sie
fuhren zu der einen Kilometer entfernten Realschule. Ein roter Pädagogenklotz,
wie man sie in den 80ern errichtet hatte. Auf dem Pausenhof standen einige
Jugendgruppen, im inneren liefen einige wenige Schüler durch die weitläufige,
lichtdurchflutete Aula.
    Kowalski
hielt eine Schülerin an und fragte sie nach dem Weg zum Sekretariat. Sie wurden
in einen schmalen Seitengang gewiesen, wo sie zunächst auf das Lehrer- und ein
Krankenzimmer stießen, bevor das dritte Türschild sie auf das Sekretariat
hinwies.
    Es
stellte sich heraus, dass sie für heute zu spät gekommen waren. Die Tür war
bereits abgeschlossen.
    Im
Lehrerzimmer fanden sie einen zerfahrenen BWL-Lehrer vor. „Einen armen irren“,
wie Weitzeger es später ausdrücken würde. Einer der es in der freien Wirtschaft
nie schaffen würde, weil er zu verblendet war. Der typische Lehrer eben.
    Sie
beschlossen morgen Vormittag noch einmal zu kommen und dann von Klasse zu
Klasse zu gehen. Kowalski hatte bereits das Fahndungsfoto bei sich, mit dem
Nadjas Eltern ihre Tochter am Vortag für vermisst gemeldet hatten.
    Anschließend
fuhren sie wieder zu ihrem Elternhaus, um von dort die nähere Nachbarschaft und
sämtliche
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