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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster
Autoren: Norbert Horst
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heften sich an die Gestalt. Er sitzt auf einem Stuhl, muss blinzeln, aufrechte Haltung, Hände auf den Oberschenkeln.
    »Runter, runter!« Schreien. Er hat eine Sekunde Zeit, knapp. Einer stürmt rein, legt ihn flach.
    »Die Hände, ich will die Hände sehen!« Gebrüllt.
    Er hebt langsam die Hände, blitzartiger Griff, auf dem Rücken verschnürt. Da liegt er.
    Charly behält die Waffe im Anschlag, geht rein, findet den Lichtschalter. Endlich.
    Sie ziehen ihn aus, durchsuchen, wieder anziehen, fertig. Griff unter die Arme, sie setzen ihn auf den Stuhl. Sein Blick wie aus einer anderen Welt.
    »Person ist sicher.«
    Charly kommt aus dem Raum, kneift ein Auge zu. »Doch nicht verhört.«
    »Ich zahl die Brötchen trotzdem.«
    14 Uhr 42
    Die Haut am Hinterkopf glänzt wie lackiert. Kein Wunder, warm hier drin. Immer noch die aufrechte Haltung, die Hände auf den Oberschenkeln. Wie bei der Festnahme. Kaum eine Bewegung. Die beiden haben ihn jetzt schon zwei Stunden in Arbeit, nicht ein Wort. Sein Blick auf einen Punkt an der Wand gerichtet, die Augen tief in den Höhlen. Edda sitzt ihm drei Meter gegenüber, fixiert ihn starr. Das scheint den völlig kalt zu lassen. Kein Schweiß, kein Mahlen der Kiefern, kein Zittern, nichts.
    »Überlegen Sie es sich!« Glowatzki, scheinbar wohlmeinend, aber nicht ohne Drohung. Setzt sich, legt die Beine hoch, steckt sich eine Kippe an. Ganz die Entspannung. Das dauert noch. Mal zu den anderen gehen, wie weit die sind. Helmut kommt aus seiner Tür. »Na, wie sieht es aus?«
    »Kein Wort. Das wird noch ’ne Aufgabe.«
    Der Kalender ist drei Tage im Rückstand, völlig vergessen in der Hektik. Ist doch zufrieden stellend gelaufen heute Morgen, letztlich. Gut, dass der Hund dabei war. Den hätten wir nie gefunden. Aber wir brauchen noch einen Beweis. Pohlmanns Nummer.
    »Dirk Pohlmann, was gibt’s?«
    »Wie weit seid ihr?«
    »Wir haben jetzt einen der Trupps von den Malochern und die Tippse vernommen. Keine überragenden Ergebnisse, aber es passt alles ganz gut ineinander. In der Zeit, als sie bei uns in der Nähe gearbeitet haben, ist er z. B. jeden Tag allein mit dem Porsche gefahren und hat in der Zeit sehr viele externe Termine wahrgenommen, sagen die Pinselquäler. Diese Termine sind der Schreibmaus aber nicht bekannt, und sie sagt, im Großen und Ganzen sei sie in der Vergangenheit schon über solche Gespräche informiert gewesen.«
    »Hört sich doch ganz gut an.«
    »Ansonsten hat der schon sein eigenes Ding gemacht, sagen alle. Was der privat machte, weiß eigentlich keiner. Wann wollt ihr ihn vorführen, morgen?«
    »Ja. Edda und Klaus vernehmen ihn schon eine Zeit, vielleicht noch eine Stunde, dann morgen weiter. Wir hoffen, dass bei den anderen Vernehmungen oder von Beckmann noch was rauskommt, was wir ihm vorhalten können.«
    Er drückt sich weg.
    Flaues Gefühl im Magen. Noch gar nichts gegessen seit dem Frühstück. Im Bushäuschen gegenüber vier Jungen mit Schulranzen, tauschen irgendwelche Karten aus. Bei uns waren das früher Fußballbilder. Ein Netzer gegen zwei Capellmann.
    Der sitzt da wie ein Granitblock. Den müssen wir knacken. Aber wie?
    17 Uhr 18
    Es beginnt zu regnen. Der Scheibenwischer auf der Fahrerseite zieht Schlieren, die Straßenbahnampel schlägt auf Rot. Zwei graue Anzüge mit Krawatten steigen hinten aus, legen sich die Aktentaschen auf den Kopf, sprinten unter die Baldachine der Geschäfte.
    Kein Wort. Viereinhalb Stunden und kein einziges Wort. Der hat echt ein Loch in die Wand gestarrt.
    Der Regen hört schon wieder auf.
    Die Faserspuren sehen ganz gut aus, sagt Beckmann. Auch die Farbpartikel. Wenn der die Leiche auseinander genommen hat, muss da noch irgendwo DNA in der Wohnung sein. Das wird schon klappen.
    Wieder kein Parkplatz, ewig derselbe Scheiß. Vor Sener eine kleine Lücke, zu eng, wieder zurück. Sener putzt draußen die Tische trocken, sieht her, längerer Blick. Heute Abend vertragen wir uns, ist doch bescheuert so, sind doch keine Kinder mehr. Aber erst ’ne Runde schlafen. Neben der Esche ein Parkplatz.
    Frau Gierth schleicht den Bürgersteig lang, immer noch leicht gehandikapt. Sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Na, was macht der Rücken?«
    »Einfach ignorieren.« Mit zähem Lächeln, ohne anzuhalten. Dann doch. »Aber Ihr Pflaster war ein guter Tipp.« Und weiter.
    Die Tasche vom Rücksitz, abschließen. Sener kommt aus dem Imbiss, ein Tablett in Brusthöhe. Gemächlicher Schritt die ganzen hundert Meter, auf
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