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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar
Autoren: Kurt Mahr
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Solar bewegte sich nach zwei weiteren Beschleunigungsstößen mit einer Geschwindigkeit von 2000 km/sec. Vor einer halben Stunde hatte sie die Saturnbahn überschritten.
    Das Triebwerk arbeitete einwandfrei.
    Dennoch war Keefauver zu der Überzeugung gekommen, daß er mittlerweile die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht haben müsse. Es gab keinerlei Beweise für diese Vermutung, und dennoch hatte er beschlossen, den Heckdüsen keine weitere Belastung zuzumuten.
    „Irgendein kluger Kopf“, begann Eugenio, nachdem er sich heimlich in den Kommandostand geschlichen hatte, „hat sich ausgerechnet, daß wir bei der derzeitigen Geschwindigkeit noch rund vierhundertzwanzig Stunden brauchen, um den Neptun zu erreichen. Er ist …“
    Keefauver unterbrach ihn lächelnd.
    „Der kluge Kopf hat sich verrechnet. Wir werden noch mehr als fünfhundertdreißig Stunden brauchen, denn die Geschwindigkeit muß abgebremst werden!“
    Eugenio sah überrascht auf.
    „Fünfhundertdreißig Stunden, wieviel Tage sind das?“
    Keefauver rechnete im Kopf.
    „Ungefähr zweiundzwanzig!“
    Eugenio kratzte sich am Kopf und machte ein nachdenkliches, niedergeschlagenes Gesicht.
    „Dann wird sich das Verhängnis noch viel weniger aufhalten lassen!“
    „Welches Verhängnis?“
    „Der Flug dauert den Leuten zu lange. Sie bestehen darauf, daß mindestens noch einmal beschleunigt wird, um die Fahrt abzukürzen!“
    Keefauver wurde ernst.
    „Es wird eine ernste Sache“, murmelte er. „Ich weiß nicht, ob ich ihnen klarmachen kann, daß das Triebwerk das unter Umständen nicht aushält.“
     
    *                     *
    *
     
    Er hatte es ihnen nicht klarmachen können. Einen Tag später saß er vor seinem Schaltpult und ließ die Heckaggregate vorsichtig anlaufen. Hinter ihm kauerten sich Joyce und der Mann namens Gwedlyn in ihre Sessel, jeden seiner Handgriffe mit scharfen Augen verfolgend und bereit, sich dem gewaltigen Andruck der 5 g entgegenzustemmen.
    Grüne Kontrollsignale flammten auf; ein Summer ertönte.
    Keefauver knirschte mit den Zähnen. Jetzt, als die Aggregate liefen, schien ihm der Versuch, die Solar neuerlich zu beschleunigen, weitaus riskanter als vor ein paar Stunden, als er schließlich dem Drängen der Besatzung nachgegeben und ein seiner Meinung nach nicht allzu großes Risiko dem andauernden Unfrieden vorgezogen hatte.
    Andruck legte sich auf das. Schiff.
    „Ein g!“ las Keefauver monoton ab.
    Der Zeiger des Beschleunigungsmeßgerätes kroch langsam. Summen erfüllte das Schiff, fast unmerklich vibrierte jeder Gegenstand.
    „Zwei g!“
    Joyce und Gwedlyn keuchten. Keefauver wandte sich um.
    „Soll ich aufhören? Ich denke, das langt!“
    Joyce schüttelte matt den Kopf.
    „Sie haben uns fünf g versprochen!“
    Keefauver hob resigniert die Schultern.
    „Wie Sie es haben möchten!“
    Wenige Sekunden später stand der Zeiger auf 3 g. Ängstlich beobachtete der Captain die Kontrollsignale. Sie leuchteten ruhig.
    „Altes Mädchen“, murmelte Keefauver und strich über die Schaltplatte: „Enttäusch’ mich nicht!“
    Wenig später sagte er laut: „Vier g!“
    Joyce und Gwedlyn waren stumm geworden. Unter dem ungeheuren Druck verzichtete Keefauver darauf, sich nach ihnen umzuwenden; aber ohne Zweifel waren sie bewußtlos.
    „Viereinhalb!“
    Er lächelte befriedigt. Bald war es geschafft! Es sah so aus, als wolle das Triebwerk keine Schwierigkeiten machen.
    Gerade, weil er das glaubte, traf ihn das Heulen der Alarmsirene wie ein Schock, der ihm eine Sekunde lang das Bewußtsein zu rauben drohte.
    Dann richtete er sich auf. Rote Schleier legten sich vor seinen Blick. Fast zu stark war die Verlockung, sich einfach wieder in den Sessel fallen zu lassen und nichts zu tun.
    Aber Keefauver krallte sich mit harten Fäusten an die Kante des Schalttisches und starrte, immer noch ungläubig, auf die rote Leuchtschrift:
    Aggregate A und B fallen aus, übrige Aggregate überlastet!
    Mit einem Ruck schaltete Keefauver das ganze Triebwerk aus.
    Er wartete nicht, bis Gwedlyn und Joyce wieder zu sich kamen. Mit wenigen Griffen hatte er sich den Schutzanzug übergestreift, fuhr das Schott auf und schoß durch den Gang davon. Mit hastigen Stößen trieb er sich in wenigen Sekunden an den Lagerräumen, dem Mannschaftslogis und Reihen von Ersatzkammern vorbei bis zum Ende des Ganges hinunter.
    Der Aggregatraum der Solar war mit dem eigentlichen Nutzraum durch eine Luftschleuse im Hauptgang und zweien an
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