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Todeskette

Todeskette

Titel: Todeskette
Autoren: Colin Forbes
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Bewegung.
    »Und wozu dient der braune Knopf dort?«, fragte Tweed.
    »Der ist für Notfälle«, gab der Butler mit einem Anflug von Gereiztheit in der Stimme zurück.
    Als der Lift anhielt, führte Snape sie nach links, einen breiten Korridor entlang, auf dessen mit Teppich ausgelegtem Boden Tweed dieselben Radspuren entdeckte wie zuvor in der Aufzugskabine.
    Snape öffnete eine Tür, hinter der sich eine weitere Bibliothek mit deckenhohen Regalen und Schränken voller ledergebundener Bücher verbarg.
    An der einzigen freien Wand des Raumes hingen zwei große, in Öl gemalte Porträts von Männern in altväterlicher Kleidung.
    »Das sind Ezra Main und Pitt Chance, die Gründer der Bank«, erklärte Snape, als er bemerkte, dass Tweed die Gemälde ansah.
    »Mr. Tweed«, sagte Lavinia mit leiser Stimme. »Ich hätte eigentlich gar nicht bis hierher mitkommen dürfen. Wenn das, was Sie mit meiner Großmutter zu besprechen haben, vertraulich ist, ziehe ich mich sofort wieder zurück.«
    »Ich möchte, dass Sie bei uns bleiben«, sagte Tweed und fasste sie am Arm.
    »Meine Großmutter verlangt manchmal, dass ich bei ihren Gesprächen mitschreibe«, erklärte Lavinia mit leiser Stimme und deutete auf den Notizblock in ihrer linken Hand.
    Snape blieb vor einer weiteren Tür stehen, öffnete sie und verkündete: »Ihr Besuch, Mrs. Bella. Mr. Tweed und Miss Paula Grey.«
    Er verbeugte sich, ließ Tweed, Paula und Lavinia eintreten und schloss die Tür. Sie befanden sich in einem lang gestreckten Arbeitszimmer mit holzgetäfelten Wänden und alten, bleiverglasten Fenstern, die, wie Tweed bemerkte, direkt hinaus auf die Auffahrt gingen. Aber es war nicht der Raum, der Tweed faszinierte. Es war die Frau, die am anderen Ende kerzengerade auf einem hohen, mit Schnitzereien verzierten Stuhl hinter einem antiken Regency-Schreibtisch saß.
    Bella Main war vierundachtzig Jahre alt und eine imposante Erscheinung. Sie maß, wie Tweed schätzte, mindestens einen Meter achtzig und hatte kurz geschnittenes weißes Haar und ein markantes Gesicht mit einem klassischen Profil. Ihre Kleidung bestand aus einer teuren Lederjacke, einer weißen Bluse und grauen Hosen, und der einzige Schmuck, den sie trug, waren Perlenohrringe und eine goldene Brosche, auf der in kleinen Diamanten die Buchstaben MC zu lesen waren. Mit raschen Schritten trat Bella Main auf Tweed zu und schloss ihn spontan in die Arme.
    »Wie freundlich von Ihnen, zu mir zu kommen«, sagte sie. »Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie habe warten lassen, aber einer meiner Kunden hatte überraschend ein Problem, das nur ich für ihn lösen konnte. Zum Glück ist es mir gelungen.«
    Bella Main strahlte eine natürliche Autorität aus, ohne im Geringsten arrogant zu wirken. Sie wandte sich an Paula und gab ihr die Hand. Ihr Händedruck war angenehm fest. Während Bella Lavinia zu sich winkte, sagte Tweed: »Wir hatten in der Zwischenzeit das Vergnügen, Ihre Familie kennenzulernen.«
    »Meine Familie ist momentan nicht mein größtes Problem«, erwiderte Bella, während sie sich wieder hinter ihren Schreibtisch setzte. »Seit Kurzem habe ich es mit einem Schurken namens Calouste Doubenkian zu tun, der mir gehörig das Leben schwer macht. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich ohne Umschweife zur Sache komme.«
    Obwohl Tweed bei der Erwähnung des Namens Doubenkian innerlich zusammenzuckte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Aber ich sollte besser von vorn anfangen«, sagte Bella. »Die Main Chance Bank war von Anfang an im Besitz meiner Familie. Obwohl wir uns nie Kapital an der Börse geholt haben, sind wir zur wohlhabendsten Bank in Europa, wenn nicht der ganzen Welt geworden. Meine beiden Schwiegerväter, Ezra Main und Pitt Chance, haben sie 1912 gegründet und…«
    »Entschuldigen Sie bitte«, unterbrach Tweed sie, »aber sind das nicht die beiden Herren, deren Porträts draußen in der Bibliothek hängen?«
    »Richtig, das sind die beiden alten Ganoven. Links hängt Ezra und rechts Pitt.«
    »Ganoven?«, wiederholte Tweed lächelnd. »Bestimmt waren die beiden noch nicht so schlimm wie die Banker heutzutage, die lügen und betrügen, was das Zeug hält.«
    »Im Großen und Ganzen gebe ich Ihnen natürlich recht«, erwiderte Bella. »Zu Zeiten von Ezra und Pitt konnte man noch eine Bank gründen, in der das Geld reicher Leute wirklich sicher war. Und das ist es bei uns auch heute noch.
    Wenn Sie bei mir ein Konto eröffnen wollen, müssen Sie mindestens eine Million
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