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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger
Autoren: David Moody
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natürliches Erkennungszeichen, das ich öfter von der Autobahn aus gesehen habe, wenn ich mit Lizzie und den Kindern von seltenen Tagesausflügen ins Umland zurückkehrte. Ich schätzte, dass wir annähernd drei oder vier Meilen davon entfernt sein mussten, und wenn ich mich recht erinnerte, lagen sie rund fünf Meilen vom Stadtrand entfernt.
    »Und wo sind wir?«
    »Nicht weit von meiner ehemaligen Heimat entfernt.«
    »Und warum willst du dorthin zurück?«
    »Was?«, murmle ich abgelenkt.
    »Nach Hause. Warum willst du nach Hause zurück?«
    »Ich habe meine Tochter verloren und möchte sie wiederfinden«, sage ich zu ihm. »Sie ist wie wir.«
    Er nickt nachdenklich. Dann erhellt völlig unerwartet ein breites Grinsen sein müdes, verschwitztes Gesicht.
    »Wie viele hast du heute getötet, Dan?«

    »Zwei, glaube ich. Und du?«
    »Ich bin besser! Bei mir waren es drei. Den Letzten hättest du sehen sollen. Ich hab den Wichser mit meinem Stock aufgespießt. Den wieder rauszuziehen war anstrengender, als ihn reinzubohren!«
    »Nett.«
    »Ich sag dir eins, Kumpel«, fährt er voll neuer Energie und Enthusiasmus fort, »das ist das höchste aller Gefühle. Wenn ich sie das erste Mal sehe, machen sie mir eine Heidenangst, aber wenn ich wieder bei Sinnen und bereit bin, will ich sie nur noch töten. Geht dieses Gefühl jemals vorbei? Sag mir, dass es nicht so ist …«
    Adam zehrt immer noch von dem Hochgefühl plötzlicher Macht und Freiheit, das einen überkommt, wenn man die Veränderung begreift und seine ersten Opfer getötet hat. Mir erging es nicht anders, als es mit mir geschah. Es dürfte noch eine Weile dauern, bis er wieder runterkommt. Es ist wie eine Droge, wir sind wie Junkies. Aber ich verspüre nicht mehr denselben Kick wie früher, nur noch das Verlangen. Die Euphorie ist dahin, das Leben gleicht jetzt mehr einem Kampf. Es wird immer schwieriger, Nahrung zu finden, und ich bin müde. Die Intervalle zwischen dem Töten werden immer größer, und in diesen Intervallen bleibt einem nichts anderes übrig, als nachzudenken.
    »Das Gefühl geht nicht vorbei«, antworte ich, »es verändert sich nur.«
    »Ich wünschte mir, ich wäre von Anfang an dabei gewesen …«
    Ein paar Sekunden schweigt er und tagträumt von den Gelegenheiten, die er seiner Meinung nach verpasst hat. Doch es ist nur ein vorübergehendes Schweigen – zweifellos denkt er sich bereits die nächsten Fragen aus.

    »Und was sind wir?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich will nur töten, Mann. Ich bin süchtig. Bin ich eine Art von Vampir?«
    »Sei nicht albern.«
    »Das bin ich nicht, denk doch mal nach …«
    »Glaub mir, ich habe gründlich darüber nachgedacht. Wir sind keine Vampire. Wir trinken kein Blut, wir vergießen es nur. Ich mag Knoblauch in meinem Essen, ich habe keine Probleme mit dem Sonnenlicht und kann mein Ebenbild im Spiegel sehen.«
    »Sicher? Hast du in letzter Zeit gesehen, in was für einer Verfassung du bist?«
    Auf den billigen Tiefschlag antworte ich gar nicht. Er hat natürlich recht, sieht aber auch nicht besser aus. Ich habe mir seit Monaten nicht mehr die Haare geschnitten und mich seit Wochen nicht mehr rasiert. Gestern konnte ich mich in einem Bach waschen, oder war das vorgestern …?
    »Was sind wir dann? Werwölfe?«
    Ich schüttle fassungslos den Kopf. Der Kerl ist gnadenlos. Noch beunruhigender freilich ist, dass ich diese Unterhaltung schon mit mir selbst geführt und die Antworten parat habe. Ehrlich gesagt gab es am Anfang Phasen, da fühlte ich mich mehr wie ein Tier als ein Mensch. In mancherlei Hinsicht geht es mir immer noch so, aber inzwischen plündere ich mehr, als ich jage. Nicht wie ein Wolf, mehr wie eine Ratte.
    »Wir sind keine Werwölfe. Wir verwandeln uns nicht bei Vollmond.«
    »Das weiß ich, du Trottel«, erwidert er und atmet heftig durch. Ich bleibe einen Moment stumm und überlege, ob
ich ihm sagen soll, was ich wirklich denke, oder ob das diese dämliche Unterhaltung nur unnötig in die Länge zieht.
    »Ich glaube Folgendes«, sage ich und beschließe, den Versuch zu riskieren. »Du möchtest uns mit einer Art von Monster vergleichen? Sieh dir doch die Beweise an …«
    »Was für Beweise?«
    »Überleg doch, wie wir leben und was wir machen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Wir schleichen ununterbrochen durch die Gegend und suchen nach Unveränderten, die wir töten können. Es ist fast, als würden wir uns von ihnen ernähren. Wenn man tötet, fühlt man sich lebendig, man kann
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