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Todeshunger

Todeshunger

Titel: Todeshunger
Autoren: David Moody
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alles tun, aber die restliche Zeit fühlt man sich wie in einem Schwebezustand. Man existiert nur. Man lebt eigentlich nicht, ist aber auch nicht tot …«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass wir wie Zombies sind«, gestehe ich schließlich. »Hier draußen zu sein ist, als wäre man einer der Untoten.«
    Eine volle Minute bleibt alles still und trügerisch ruhig; außer unseren langsamen, ungleichmäßigen Schritten auf dem Feldweg ist nichts zu hören.
    »Weißt du, was ich mich immer gefragt habe?«, sagt er schließlich.
    Will ich das wirklich wissen?
    »Was?«
    »Ich habe mich immer gefragt, was mit den Zombies passiert, wenn der Film zu Ende ist. Weißt du, was ich damit sagen will? Wenn alle Lebenden infiziert wurden und es keinen mehr zum Töten gibt, was passiert dann? Verschwindet der Hunger jemals, oder bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zu verwesen?«

3
    A dam kämpft wacker; sein geschundener Körper ist ein Wrack, aber dennoch bleibt er in Bewegung. Es ist fast vollkommen dunkel, wir müssen Rast machen. Abgesehen von einem einzelnen Helikopter in der Ferne und einem Lastwagen, der wenige Meilen entfernt in einem halsbrecherischen Tempo vorbeifuhr, haben wir seit Stunden niemanden mehr gehört oder gesehen. Die Situation hat sich gewandelt – als die Kämpfe anfingen, waren überall Leute. Vielleicht wirkt die Welt nur deshalb so ausgestorben, weil ich mich mit einem Bruchteil meines normalen Tempos bewege? Ein Teil von mir denkt immer noch, dass ich Adam einfach sich selbst überlassen und allein weiterziehen sollte. Wir müssen uns eine Bleibe suchen und die Nacht über ausruhen. Wenn ich bereit bin weiterzuziehen, werde ich entscheiden, ob ich ihn mitnehme.
    »Da drüben.«
    »Was?«
    »Da«, sagt er und zeigt mit seiner schlimm gebrochenen Hand über die Straße. Seine Finger stehen in einem unnatürlichen Winkel ab; ich kann nicht erkennen, wohin er zeigt. »Sieh doch … zwischen den Bäumen …«
    Auf der anderen Seite der Straße, der wir folgen, liegt ein dichter Wald. Ich sehe mit zusammengekniffenen Augen ins Halbdunkel und versuche zu erkennen, was er
entdeckt haben will. Er schlurft herum und hüpft von mir weg zu einer Lücke in den Bäumen, die tiefer in die Schatten hineinführt. Ich blicke nach unten und sehe, dass von einem kaum sichtbaren Waldweg schlammige Reifenspuren auf die Straße führen.
    »Was meinst du?«, fragt er.
    »Sollte man sich vielleicht ansehen. Hier wäre keine Reifenspur, wenn der Weg nicht irgendwohin führen würde.«
    »Vielleicht sind da unten noch mehr von denen …«
    Er möchte sofort schneller gehen, da er darauf brennt zu töten, doch ich halte ihn zurück. Ich bin nicht sicher. Etwas kommt mir seltsam vor. Ich kann den Umriss eines großen Gebäudes am Rand der Lichtung erkennen und schleiche mich vorsichtig näher heran. Das Gebäude ist riesig und kastenförmig, wie eine Lagerhalle. Aber warum hier, buchstäblich am Arsch der Welt? Ich mache langsam noch ein paar Schritte, und dann dämmert es mir allmählich. Scheiße, ich weiß, was das ist.
    »Was ist los, Dan?«
    Ich antworte nicht. Kann nicht antworten. Plötzlich ist mein Mund trocken, und meine Beine fühlen sich an wie Blei. Ich sollte auf der Stelle kehrtmachen und verschwinden, doch ich kann nicht und gehe wie auf Autopilot weiter, während mein Verstand auf Hochtouren arbeitet. Wir betreten einen staubigen Schotterplatz, der mit seinen Reihen von Holzbarrieren wie eine einsame und verlassene Touristenattraktion außerhalb der Saison aussieht. Die Türen des Gebäudes vor uns hängen in den Angeln, die Öffnung sieht aus wie ein klaffendes Maul.
    »Was ist das?«
    »Das weißt du nicht?«

    Er zuckt die Achseln. »Sollte ich?«
    »Schlachthaus.«
    Adam lehnt sich an die Barriere in unmittelbarer Nähe und tastet sich daran entlang zu der offenen Tür vor.
    »Du hast mir davon erzählt, aber ich …«
    »Was? Hast du mir nicht geglaubt?«
    »Das nicht, aber …« Er verstummt.
    Wie eine Figur in einem schlechten Horrorfilm betrete ich das Gebäude. Im Inneren herrscht fast völlige Schwärze, aber ich kann so viel erkennen, dass ich weiß, wir befinden uns in einem schmalen Korridor mit einer schweren Doppeltür direkt vor uns. Es ist stickig und feucht hier drin, die vagen Düfte von Wald und Holzrauch vermischen sich mit dem durchdringenden, beißenden Gestank von Chemikalien und Fäulnis. Ich wünschte, ich hätte eine Taschenlampe. In dem Halbdunkel erinnere
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