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Todesgeil

Todesgeil

Titel: Todesgeil
Autoren: Bryan Smith
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an diverse Morde behalten hatte. Am aufschlussreichsten jedoch war ein von mehreren breiten Gummibändern zusammengehaltener Stapel alter Fotos. Die Bilder zeigten verschiedene Mitglieder einer offensichtlich anständigen und wohlhabenden Familie über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Darunter Urlaubsfotos, Schnappschüsse von Männern mit Sonnenbrillen und Kakihosen, die sich bei einem Drink entspannten, und attraktiven Frauen in knappen Bikinis, die sich auf Strandmatten rekelten. Andere Bilder waren bei Geburtstags- und Abschlussfeiern aufgenommen worden. Auf vielen der Fotos war Clyde zu sehen, allerdings hatte der Clyde aus jener vergangenen Zeit kaum etwas mit dem Mann, den Zeb heute kannte, gemein. Im Laufe der Zeit musste irgendetwas fürchterlich schief für ihn gelaufen sein. Clyde Weatherbottom war noch nicht einmal sein richtiger Name. Diverse Hinweise auf den Fotos machten dies deutlich.
    Nicht dass es Zeb wirklich interessierte.
    Clyde war nicht mehr diese Person. Schon seit Langem nicht mehr.
    Clyde hielt sich den abgetrennten Kopf direkt vors Gesicht und presste seine aufgesprungenen Lippen auf den blutverkrusteten Mund der toten jungen Frau. Zeb sah ihm zu, wie er seine Zunge zwischen die Lippen der Toten stieß, und verspürte schon wieder ganz sacht ein Zucken in den Lenden. Er blickte zu der kopflosen Leiche und überlegte kurz, ob er ihr die Beine spreizen sollte, um eine weitere Nummer zu schieben. Doch die übertrieben schlürfenden, schmatzenden Geräusche, die Clyde von sich gab, störten ihn.
    »Komm’ schon, Baby! Gib’s mir!« Erneut drückte Clyde einen Kuss auf die toten Lippen, und abermals dieses absurd übertriebene Schmatzen. Grinsend warf er Zeb einen Blick zu und drehte das leblose Gesicht des Kopfes in seine Richtung. »Ist sie nicht die geilste Schlampe, die dir je untergekommen ist, Zebbo? Ich denke, ich sollte sie heiraten. Was meinst du dazu?«
    »Du hast meinen Segen.«
    »Super. Und du wirst mein Trauzeuge sein.« Clyde vollführte eine wackelige Halbdrehung, weg von Zeb, und hielt sich die freie Hand wie einen Trichter vor den Mund. »Hey, Arschloch! Ich bin jetzt mit deiner Schlampe verlobt. Was meinst du dazu?«
    Ein ziemlich langer Moment verstrich. Nur das Seufzen des Windes war zu hören und das Rauschen des Verkehrs von der nahe gelegenen Interstate, die hinter einer Ansammlung hoher Bäume verborgen war.
    Dann drang ein gedämpftes Wimmern über die Wiese. Zeb grinste.
    Clyde heulte vor Freude laut auf und schwenkte erneut den Kopf. »Jaaa! Wusst’ ich’s doch, dass du bloß so tust, als wärst du weggetreten, du Scheißkerl! Sieh dir meine schüchterne Braut nur an!«
    Ein weiteres wildes Schwenken des Kopfes.
    Ein weiteres verzweifeltes Wimmern.
    »Jetzt gehört sie mir, du verfickter Mistkerl! Mir ganz alleiiiiiiiiiin!«
    Für einen Augenblick wich das Wimmern einem Ausbruch ohnmächtiger Wut. »Ich werde euch umbringen! Alle beide! Was ihr getan habt ... ihr ...«
    Die Stimme versagte und das Wimmern begann von Neuem.
    »Typisch«, schnaubte Zeb.
    Clyde bedachte ihn mit einem entzückten, irren Grinsen. »Hm, Scheiße, ich schätze, jetzt müssen wir etwas unternehmen, um uns zu schützen, Zebbo. Ich glaube tatsächlich, ich habe gehört, wie dieser Junge damit gedroht hat, uns umzubringen. Habe ich das richtig gehört?«
    »Da hast du richtig gehört.«
    Zeb rappelte sich hoch und marschierte los, quer über die Wiese. Auf dem Weg trat er auf den Bauch des toten Mädchens und erreichte die Stelle, an der ihr gut aussehender Freund – mit dem Kopf nach unten – am kräftigsten der tief herabreichenden Äste eines großen Baumes aufgehängt war. Als Zeb und Clyde am Baum ankamen, konnten sie die Scheinwerfer der Autos ausmachen, die auf der Interstate vorbeirasten.
    Zeb streckte die Hand aus. »Dein Messer!«
    Das Jagdmesser steckte im Ohr des toten Mädchens. Clyde zog es heraus und reichte es seinem Kumpan. Zeb näherte sich dem hin und her baumelnden Freund und genoss dessen Angst, die offenkundig war – so wie er schrie und zappelte. Der dicke Ast knarrte, machte aber keinerlei Anstalten zu brechen.
    Zeb starrte auf das Gesicht des Jungen hinab. »Ich hab’ viele Jahre im Irrenhaus verbracht, Junge. Ich bin ausgebrochen. Wie man sieht.«
    Clyde kicherte.
    »Ich habe mal mitbekommen, wie sich ein Pfleger mit jemandem unterhielt. Er sagte, es gäbe drei Arten von Verrückten. Einmal den ganz normalen Alltagsirren. Die Leute nehmen Pillen dagegen und
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