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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Sabine Wierlemann
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bereits zwischen den Tischen in Richtung Toiletten verschwunden. Georg passte das gar nicht. Warum musste ihr das ausgerechnet jetzt einfallen? In der Pause vorhin hätte sie ihren Köter wenigstens mitnehmen können. Dem Hund schien es nicht das Geringste auszumachen, dass sein Frauchen ihn zurückgelassen hatte. Im Gegenteil, er genoss es sichtlich, jetzt auf dem Schoß des Polizisten eine bessere Sicht auf das Geschehen zu haben als am Boden zwischen den krampfaderdurchzogenen Beinen seiner besseren Hälfte. Er hechelte zufrieden und Georg hoffte, dass der Speichelfaden an seinen Lefzen, der immer länger wurde, noch so lange durchhielt, bis die Halterin des Tieres ihren vierbeinigen Freund wieder in ihre Obhut nehmen würde. Wenigstens hatte Georg als Hundesitter einen guten Grund, seine Augen von der Bühne abwenden zu können. Angesichts der tragisch-komischen Darstellung hätte er sich sonst nur schwer das Lachen verkneifen können.
    Frau Helmle ließ lange auf sich warten. Valentina Felice war mit dem übernächsten Stück beinahe fertig, als sich Ernsts Frauchen etwas umständlich endlich den Weg durch die Tischreihen bahnte.
    Ältere Damen schienen ab einem gewissen Alter noch mehr Zeit auf der Toilette zu verbringen. Diese Beobachtung hatte Georg auch bei seiner eigenen Mutter schon gemacht. Zwar war Gerlinde Haller schon vor längerer Zeit aus der gemeinsamen Wohnung in das Altersheim in der Innenstadt gezogen, aber Georg besuchte sie regelmäßig und hin und wieder unternahmen die beiden auch Ausflüge miteinander. Während er in plüschigen Cafés vor einem kleinen Gedeck mit Frankfurter Kranz oder Schwarzwälder Kirschtorte wartete, hatte er genügend Zeit, sich in das Seelenleben der alten Damen um ihn herum hineinzuversetzen und darüber nachzudenken, warum der Gang aufs stille Örtchen mittlerweile ein zeitfüllender Programmpunkt geworden war.
    Auch wenn Frau Helmle die Arme nach ihrem Liebling ausstreckte, Mops Ernst machte keine Anstalten, seinen komfortablen Platz freiwillig zu verlassen. Georg reichte es und er merkte deutlich, dass seine Tierliebe bei dem kugelrunden Schoßhund an ihre Grenzen stieß. Er wuchtete den fleischgewordenen Traum älterer Damen wieder zu seiner Halterin, die ihr Ernschdle liebkoste, als hätten sie sich lange Zeit nicht gesehen. Georg atmete erleichtert auf, er war dem Speichelfaden noch einmal entkommen. Hundebesitzer waren in dieser Hinsicht offensichtlich relativ schmerzfrei. Jedenfalls hatte Ernst seinen Sabber irgendwo auf seinem Frauchen verteilt, während er von ihm geherzt und geküsst wurde.
    „Meine liebe Freunde der Musik. Zu eine schöne Abend gehörte nicht nur Nahrung für die Seele, sondern für die Körper. Bitte seien Sie unsere Gäste und wir wünschen buon appetito. Genießen Sie die Pause und lassen Sie sich smecken das Büfett. Grazie!“ Der Applaus für diese Ansage des Hausherrn kam von Herzen, Erleichterung und Vorfreude mischten sich hinein. Während die Zuhörer sich noch streckten, waren die Angestellten der Pizzeria bereits eifrig damit beschäftigt, Platten und Schüsseln aufzutragen und spätestens beim Anblick des Büfetts wusste jeder der Anwesenden, dass er für das Warten und die Entbehrungen belohnt wurde. Die Speisen hatten nichts mit den Gerichten zu tun, die üblicherweise im Venezia serviert wurden. Es gab ausgewählte Köstlichkeiten, Meeresfrüchte, Pasteten und italienische Spezialitäten, mit denen der Wirt seinen Gästen beweisen wollte, dass das Venezia heute Abend ganz exklusive Genüsse zu bieten hatte.
    Adriano genoss die ausgelassene Stimmung und ging von Tisch zu Tisch, um sich als Gastgeber feiern zu lassen. Aus der italienischen Ecke hörte man Lachen und das Gespräch ging über die Tische hinweg. Die Bärlinger bedienten sich am Büfett und zogen sich wieder an die eigenen Tische zurück; immerhin hatte der Wein bereits bewirkt, dass die Ehepaare wieder miteinander sprachen, auch wenn die Stimmung deutlich steifer war als in der anderen Hälfte der Gaststube.
    Otto König konnte sich gar nich t losreißen vom Anblick des Büfetts und es ärgerte ihn, dass die Gäste so gierig über die kulinarischen Kunstwerke herfielen und eine besondere Freude daran zu haben schienen, die kunstvollen Dekorationen zu plündern.
    „Gerda, ich würde so gern alles probieren. Sollen wir uns vielleicht aufteilen und dann Teller tauschen?“
    „Ich habe eigentlich gar keinen großen Hunger, ich suche mir nur eine Kleinigkeit aus.
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