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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Sabine Wierlemann
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überfüllten Pizzeria hatte. Er wurde einfach an der Leine hinterhergezogen. Ob der Hund wirklich nicht schneller laufen konnte, oder ob das seine Art des Protestes war, konnte Georg nicht sagen. Aber er spürte, dass „Ernschdle“ und er gerade Brüder im Geiste waren, denen es besser gefallen hätte, sich zu Hause einen schönen Abend vor dem Fernseher zu machen. Immerhin lief heute das Halbfinale der Champions League, ein Programm nach Georgs Geschmack. Mit einem kühlen Bierchen war das eigentlich nicht mehr zu überbieten. Seine Zusage für heute Abend hatte er schon mehrfach bereut. Immerhin würde er das Spiel verpassen und auch wenn er es aufnehmen könnte, das wäre nicht das gleiche. Fußball aus der Konserve machte keinen Spaß. Auch Ernst hätte an einem Knochen und einem ruhigen Plätzchen in seinem Hundekorb sicher mehr Freude als an dem Trubel, der ihn jetzt erwartete.
    Der Gastraum des Venezias war hell erleuchtet und festlich geschmückt. Auf den Tischen hatten die strohumwickelten Weinflaschen edlen fünfarmigen Kerzenständern Platz gemacht und eine festliche Stimmung lag in der Luft.  Der Wirt kam seinem Ehrengast mit ausgebreiteten Armen entgegen. „Buona sera, Signore Haller, das freute mich aber, dass Sie sind gekommen zu unsere musikalische Abend. Schön, dass Sie ihre Freunde mitgebracht haben.“ Unversehens fand sich Georg in der herzlichen Umarmung des kleinen Italieners wieder und war froh, als dieser von ihm abließ, um seine Begleiter zu begrüßen. Frau Schäufele und Frau Helmle nahmen die Handküsse mit Entzücken entgegen und auch Herr Ebert war sichtlich geschmeichelt von der persönlichen Begrüßung durch den Hausherrn.
    Adriano Felice führte die kleine Gesellschaft zu einem Ehrentisch ganz vorn an der Bühne, die im hinteren Bereich des Gastraums aufgebaut war. Das Venezia war kaum wiederzuerkennen. Dort, wo man sonst durch eine breite Flügeltür in das Hinterzimmer gelangen konnte, war eine Bühne aufgebaut, an deren Rand das Klavier aus dem Nebenraum stand und die ringsherum von einem weinroten Samtvorhang gesäumt war. Die einfachen Stühle waren mit Hussen überzogen und auf jedem Tisch stand ein frisches Blumengesteck. Keine Frage, die Veranstaltung war Adriano wichtig. Es war der Abend für seine Frau und da ließ er sich nicht lumpen.
    Herr Ebert war den Da men behilflich und rückte ihnen, ganz Gentleman der alten Schule, die Stühle zurecht. Georg hatte sich einfach auf seinen Platz fallen lassen und war froh, dass er nicht weiter unter allgemeiner Beobachtung der anwesenden Gäste stand, sondern dass er jetzt selbst ungestört seinen Blick schweifen lassen konnte.
    „Georg und du glaubst wirklich, dass Herr Felice hier krumme Geschäfte abwickelt?“ Herr Ebert hatte sich verschwörerisch zu Georg gebeugt und ihm ins Ohr geraunt. Statt ihm eine Antwort zu geben, zog dieser allerdings nur die Schultern hoch. Er hatte keine Lust, hier in aller Öffentlichkeit über seinen Verdacht zu sprechen und er hätte sich ohrfeigen können, dass er sich vorhin im Auto zu einer Bemerkung über das Venezia und dessen Chef hatte hinreißen lassen. Herr Ebert merkte, dass Georg nicht besonders gesprächig war und ließ ihn in Ruhe. Er wandte sich stattdessen den Damen zu und beteiligte sich an ihrem Gespräch über die anwesenden Vertreter der Bärlinger „High Society“.
    Georg nahm die leise geführte Unterhaltung nur bruchstückhaft wahr, viel mehr interessierten ihn die Leute, die er nicht kannte. Das Ehepaar Felice hatte ganz offensichtlich auch viele Freunde und Bekannte von außerhalb eingeladen, zumeist Italiener. Die setzten sich nicht sofort auf ihre Plätze wie die Bärlinger Bürger, die sich bereits ihr erstes Viertele aus den Weinflaschen eingoss en, die der Wirt großzügig auf den Tischen verteilt hatte. In einem Gemisch aus Deutsch und Italienisch unterhielten sich die Exil-Italiener laut im Eingangsbereich des Lokals. Zum Glück hatte Georg sich an die Seite des Tisches gesetzt, so dass er seine Beobachtungen anstellen konnte, ohne sich unhöflich den Kopf verrenken zu müssen.
    Die Gesellschaft war durchaus illuster. Adriano sprach gerade mit einem Landsmann, der mit Sonnenbrille, Schnauzbärtchen und Einstecktuch aussah wie ein waschechter Mafia-Pate. Um ihn herum junge durchtrainierte Männer südländischen Aussehens, seine Bodyguards. Auch die anwesenden Damen verbreiteten einen Hauch von Halb- und Unterwelt. Jetzt war Georg Haller doch gespannt darauf,
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