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Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt
Autoren: Bettina Broemme
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Er wird sich den Herausforderungen stellen und sie führen bis zum Sieg. Das Wort »Niederlage« kommt in seinem Wortschatz nicht vor. Vorher wird er aufräumen mit diesen Schmeißfliegen, die meinen, sie können ihn vernichten. Gnade mit denen, die meinen, sie können diese Tatsache hinter sich lassen und vergessen. Es geht um eine große Sache, eine ganz große Sache, bei der der Einzelne völlig unwichtig ist. Außer er versucht, die große Sache zu untergraben. Aber das wird ihm nicht gelingen. Und er weiß auch schon, wie er ihn kriegt. Er kennt seinen Schwachpunkt. Er muss nur geduldig sein und abwarten. Weiter Angst machen. Die Angst steigern. Von Monat zu Monat. Von Woche zu Woche. Von Tag zu Tag. Seine Stunde wird kommen. Schon bald. Er weiß es, denn er ist der Herr über Leben und Tod.

2. Kapitel
    Ich kann mich nicht erinnern, wie ich das Wochenende überstanden habe. Wie ferngesteuert lief ich im Modus »Max’ Freundin« herum. Ich saß beim Geburtstagsfest von Schmolzi dabei und ertrug es nur, weil ich viel Caipirinha trank und an den Kuss dachte. Die Küsse. Ich hatte ihn schon zwei Mal geküsst!
    Na und?, dachte ich dann. Max hatte mir doch neulich selbst gestanden, dass er auf einer Fete bei Roland mit Alex rumgeknutscht hat. Ausgerechnet mit Alex – dieser großen, langbeinigen Möchtegern-Heidi-Klum. Deren Hobby es ist, die Kollektion von H & M auswendig zu lernen. »Ich war angesäuselt, hatte Sehnsucht nach dir und dann kam die Alex und hat mich blöd angebaggert«, hatte Max zur Verteidigung angebracht. Und ich hatte ihm großmütig verziehen. Warum war ich auch nicht mitgegangen auf die Party? Warum hatte ich ins Kino gehen müssen, um mir einen Dokumentarfilm über die Ausbeutung der peruanischen Landbevölkerung anzusehen mit anschließender Diskussion? Selbst schuld!
    Irgendwie spürte ich, dass es mit David anders war. Das war kein Ausrutscher gewesen. Das war pure Anziehungskraft! Ich wollte mich nicht einfach mal so mit ihm amüsieren. Ich wollte wissen, wer er war, wer sich hinter dieser zurückhaltenden Fassade verbarg. Seine Melancholie zog mich an. Ich wollte bestätigt sehen, dass er der sensible, anteilnehmende, gute Junge war, für den ich ihn hielt. Dem ich ein Lächeln entlocken konnte. Und mit dem ich gemeinsam die Welt würde retten können. Max war plötzlich nur noch ein Handwerker, während David mein Künstler war. Sein Kuss hatte mich beseelt.
    Am Montagmorgen, als ich den Kindergarten betrat, pochte mein Herz bis zum Hals. Ich wusste nicht einmal genau, ob er diese Woche bei uns wäre. Vielleicht war Annegret ja wieder da?
    Aber er saß tatsächlich in der Lego-Gruppe, die als einzige so früh geöffnet hatte, und fütterte Berivan mit Apfelstückchen. Sie saß auf seinem Schoß und schnappte wie ein Seehund nach den Schnitzen, die er knapp über ihren Mund hielt. Ich war so versunken in den Anblick, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als mich Regine mit ihrem üblichen lauten »Guten Morgen« begrüßte.
    »Schon wach?«, setzte sie nach. »Hallo, das Wochenende ist rum!« Angesichts ihres groß gemusterten grellbunten T-Shirts musste ich mir die Augen reiben. Ich gähnte demonstrativ und verschwand in Richtung Personalraum. Mit dem Finger strich ich über den Türrahmen. Hier hatten wir uns am Freitag geküsst.
    »Alles klar?«, hörte ich plötzlich seine Stimme hinter mir. Bis ich mich umdrehte, war ich schon hochrot im Gesicht. Ich nickte ihm lächelnd zu. Er lächelte zurück, holte ein Päckchen Taschentücher aus einem der Regale und mit einem »Die sind schon fast wieder aus!« verschwand er.
    Ich war enttäuscht. Kein verschwörerischer Blick. Kein kurzes Berühren, wenigstens an der Schulter. Keine … Verbindlichkeit. Nur ein kleines Lächeln unter Kollegen. War er doch von der Sorte, die mit Mädchen spielte? Kurz entflammen, schnell verglühen?
    »Tabea, kommst du? Morgenkreis!«, rief Jessica.
    David und ich saßen uns gegenüber. Ich glaube nicht, dass einer von uns hinterher hätte sagen können, welches Lied wir gesungen hatten. David starrte ausdruckslos auf den Boden, er überließ Cuchelo, die nun auf seinem Schoß saß, seine Hände zum Mitklatschen und bewegte den Mund, ohne dass ein Laut herauskam. Hoffentlich ging das nicht den ganzen Tag so weiter! Oder die ganze Woche! Das würde ich nicht ertragen, ich musste mit ihm reden, unbedingt!
    Doch der Montag schien nicht der richtige Tag dafür zu sein. Es war so viel zu tun, ständig lagen sich
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