Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesflirt

Todesflirt

Titel: Todesflirt
Autoren: Bettina Broemme
Vom Netzwerk:
und Stirn vertiefte sich. Er lief rot an. Er fixierte David. Er hatte längst durchschaut, was hier lief.
    »Schmolzi hat mich angerufen. Er hat dich mit dem kommen sehen«, sagte Max. »Hand in Hand.«
    Scheiße. Nein – eigentlich nicht! Warum nicht jetzt?
    David sah nervös zwischen Max und mir hin und her. Er wirkte wie ein verängstigtes Tier mit ausgeprägtem Fluchtinstinkt.
    »Okay«, sagte ich zu Max. »Dann sage ich es dir eben: Ich mache Schluss mit dir. Es ist aus.« Wie lächerlich das klang. Es ist aus. Was war aus? Meine Gefühle zu ihm – ja, die waren tatsächlich ausgegangen. Die waren aufgebraucht, verloschen.
    Die Luft zwischen uns war aufgeladener als bei dem Gewitter vor ein paar Tagen. David kaute auf seiner Unterlippe. Max wurde noch röter.
    Seine Hand schoss auf mich zu, und ehe ich auch nur einen Zentimeter ausweichen konnte, traf sie mich mitten im Gesicht. Ich taumelte gegen mein Fahrrad und hielt mir die Wange.
    David schnellte vor und schubste Max von mir fort.
    »Fass sie nicht an«, zischte er. Scheiße, das würde doch hier nicht in eine Schlägerei ausarten? Ich vergaß meine Wange und griff David von hinten um die Taille, zog ihn fort von Max.
    »Hör auf«, schrie ich.
    Max ballte die Fäuste.
    »Komm nur«, blaffte er David an. »Vor dir Würstchen hab ich keine Angst!«
    Davids Körper wurde plötzlich ganz steif. Er hatte das Kinn vorgereckt, die Zähne gefletscht, seine Augen weit aufgerissen und die Hände zu Fäusten geballt. Er stierte Max an, bewegte sich aber keinen Millimeter. Max tänzelte nervös vor ihm auf und ab. David quetschte jedes Wort einzeln zwischen seinen Lippen hervor. Er sprach leise, aber so deutlich, dass man es bis in die hinterste Biergartenecke verstand – so schien es mir.
    »Fass sie nie wieder an«, sagte David.
    Max ließ die Hände sinken. Er spürte es genau. Und ich auch. Mit David war nicht zu scherzen. Er mochte einen Kopf kleiner sein als Max – aber es gab keinen Zweifel daran, dass David ihn plattgemacht hätte.
    »Komm, bitte!« Ich zog David fort – von meinem Exfreund. Ich zitterte am ganzen Körper. Nur mühsam schaffte ich es, mein Fahrrad aufzuschließen. David sah mir zu, ohne etwas wahrzunehmen. Auch er zitterte nun und hatte sichtlich Mühe, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Noch wirkten seine Gesichtszüge angespannt.
    Wir waren schon ein paar Schritte gegangen, als Max uns hinterhergrölte: »Das werdet ihr mir büßen!«
    David blieb abrupt stehen und ich sah, wie es in ihm arbeitete. Der Sturm war noch nicht ganz vorübergezogen.
    »Komm«, sagte ich nochmals, leise, bebend. David folgte mir.
    Aber die Magie des Abends war zerbrochen. Düster spiegelten sich die letzten Sonnenstrahlen in ihren Scherben.
    Er hasst sie beide. Sie und ihn. Er wird sie beide jagen, bis sie ausgeschaltet sind. Und ihm nicht mehr schaden können. Er malt sich aus, wie er zuerst sie quält. Ihr ein Messer an die Gurgel drückt. Sie wird wimmern und jammern. Am schönsten wäre, wenn er ihn dabei zusehen lassen könnte. Gefesselt, geknebelt, nur die blauen Augen könnten um Gnade flehen. Aber es gibt keine Gnade. Schließlich war es Verrat und auf Verrat steht die höchste Strafe. Die allerhöchste.
    Zuerst braucht er noch den Beweis. Er wird ihn sich holen. Wenn nicht heute, dann morgen. Er hat Zeit. Niemand ahnt etwas. Die Polizei? Wie gut, dass sie in solchen Fällen geradezu desinteressiert ist. Kein Hauch eines Verdachts ist auf ihn gefallen. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, das weiß doch jeder. Dass die andere Krähe ein dummes Schaf im Wolfspelz war – keiner hat es geahnt. Außer ihm, dem Verräter. Und deshalb muss er ausgeschaltet werden. Damit das auch so bleibt. Es kann nicht sein, dass ihn irgendjemand mit seinem Wissen in der Hand hat. Es war unverzeihlich, ihn fortlaufen zu lassen, das muss er zugeben. Aber in diesem Tohuwabohu … Woran er sich erinnert, ist, dass sich der Verräter über das Schaf gebeugt hat, dass er an ihm rumgezerrt hat. Er hat etwas mitgenommen. Nur was? Keine Sorge, immer mit der Ruhe. Er wird es herausfinden. Er wird es an sich nehmen. Und den Verräter ausschalten. Er muss es geschickt machen, das ist klar, damit keiner von beiden etwas ahnt. Damit er mit einem Schlag ausholen kann, mit einem Mal dasteht, auferstanden aus dem Gestern, befreit aus dem Netz des Vergessens, in dem nichts verloren geht.
    Er wird sie umkreisen und beobachten. Er ist sich sicher, dass der Verräter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher