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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal
Autoren: G Schuberth
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das nur in seinem Bewusstsein existierte und nicht nach außen drang. So war es, wenn Freundschaft bis zum Äußersten ging. Morlov öffnete die Augen und sah nach links. Alles ging leicht, dabei wusste er, dass in jeder Sekunde der Strom des Lebens aus ihm floss und schwächer wurde.
    Der Graue saß auf einem Stuhl. Er stand auf, kam näher und kniete sich neben ihn. Er blickte ihn fast zärtlich an.
    Und Morlov wusste auf einmal, wer er war. Der Graue war der Mann, den er bei einer Bergwanderung getötet hatte. Der Graue war Boris Vanderhorst.
    »Ist es jetzt zu Ende?«, fragte Morlov.
    »Ja«, sagte der Graue.
    Morlov lächelte, dann schloss er wieder die Augen. Alles verließ ihn, so wie er alles verließ, den Raum, die Toten und die Welt. Morlov atmete noch einmal aus, dann starb er.
    •
    Skamper und Dora stürzten aus der Gaststätte ins Freie. Skamper sah auf seine Uhr. Es war kurz nach vier Uhr.
    »Jetzt erklär mir doch, was los ist«, sagte Dora.
    Skamper antwortete nicht auf ihre Frage. »Wo hast du dein Auto?«
    »Dort, wo auch deins ist.«
    In diesem Moment erschienen Jasmin und Arabella. Die beiden blieben stehen, als sie Skamper erblickten. Skamper hatte auf einmal einen Hustenanfall. Er schluckte, würgte.
    »Jetzt erklär endlich, was hier eigentlich los ist«, sagte Dora.
    »Wir haben Schüsse gehört«, sagte Jasmin. »Wir hatten furchtbare Angst.« Sie kam näher und umarmte ihren Vater. Der ließ es geschehen, löste sich dann von ihr.
    »Wir müssen ein Versteck finden, Dora hat die GPS-Daten. Wir haben nur vier Stunden.« Skamper wurde für einen Moment schwindlig. Er stützte sich mit den Händen auf den Knien ab. Alles drehte sich.
    »Wir rufen einen Krankenwagen   …«
    Skamper unterbrach Dora. »Kapier doch, wir haben keine Zeit. Er hat mir ein Gift injiziert. Es wirkt in vier Stunden. Und die einzige Chance ist, dass wir das Versteck finden. Dort ist das Gegengift.«
     
    Auf dem Weg erzählte Skamper in hastigen Worten, was in der Gaststätte geschehen war. Sie waren durch den Wald gestolpert, Dora und Arabella wollten ihn stützen, aber er machte eine abwehrende Bewegung. Noch spürte er nur eine leichte Schwäche und manchmal einen Schwindel, der wieder vorbeiging.
    »Wir fahren mit meinem Auto«, sagte Dora, als sie zu den Autos kamen. Skamper zwängte sich auf den Beifahrersitz. Sobald alle saßen, gab Arabella die GPS-Daten in ihr Handy ein. Skamper schloss die Augen. Er versuchte seinen Puls zu beruhigen.
    »Vielleicht könnte die Uniklinik in Erlangen was machen. Da gibt es eine Abteilung, die ist auf so was spezialisiert«, sagte Dora.
    »Die müssten aber wissen, was das für ein Gift ist«, sagte Skamper.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte Jasmin.
    Skamper sah auf die Uhr. »Ich schätze, noch ein bisschen mehr als drei Stunden.«
    »Es ist im Reichswald, in der Nähe vom Flughafen«, sagte Arabella von hinten. »Ungefähr dreißig Kilometer von hier.«
    Dora drehte sofort den Zündschlüssel um und legte den ersten Gang ein.
    Skamper hörte, wie Dora neben ihm im Präsidium anrief und mit ihrem Kollegen Schmidt sprach. Sie gab ihm die GPS-Daten durch. Schmidt sollte sofort Kollegen losschicken. Vielleicht würden die etwas finden. »Und ein Arzt«, sagte Dora, »wir brauchen unbedingt einen Arzt.«
    Skamper hörte die Worte, aber er hatte auf einmal das Gefühl, als hätten sie nichts mit ihm zu tun, als würde irgendwo ein Radio laufen, auf das niemand achtete.
     
    Die GPS-Daten führten sie zu einem kleinen Feldweg, der über eine Wiese in den Reichswald führte. Sie stellten das Auto an einer Einbuchtung ab. Skamper erinnerte sich, dass er hier vor Jahren eine Fahrradtour gemacht hatte.
    Wo sie parkten, standen schon zwei Polizeiautos und ein Krankenwagen. Als Skamper ausstieg, spürte er wieder einen leichten Schwindel, stützte sich mit der Hand an der Türöffnung ab und wartete, bis es vorbei war. Er hatte das Gefühl, als hätte sich ein Schleier über seine Wahrnehmung gelegt.
    Ein Mann stand neben ihm, der immer wieder fragte: »Können Sie mich hören?«, und es dauerte eine Weile, bis Skamper begriff, dass die Frage an ihn gerichtet war, und er nickte und spürte dann einen kleinen Schmerz, wie ein Insektenstich. Der Arzt hatte ihm eine Spritze gegeben.
    Er sah Schmidt neben Arabella stehen, sein Mund bewegte sich die ganze Zeit, er sagte etwas, doch die Worte erreichten ihn nicht, bis er plötzlich einen Satz hörte: »Wir haben etwas gefunden.«
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