Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Koedukation eingeführt hatte.
    Hodges blieb einen Moment lang auf der Türschwelle stehen und zögerte; er mußte sich entscheiden, ob er für einen Drink wirklich all diesen Menschen begegnen wollte. Doch als er sich dann an die Kälte erinnerte und ihm vor Freude auf den Scotch schon das Wasser im Mund zusammenlief, trieb es ihn unweigerlich an die Theke. Er kümmerte sich nicht um die anderen Gäste und ließ sich am äußersten Ende der Bar auf einem leeren Hocker nieder. Hinter ihm flackerte das Feuer und wärmte seinen Rücken. Carleton Harris, der übergewichtige Wirt, schob ihm ein Glas hin und schenkte ihm einen Scotch ohne Eis ein. Carleton und Hodges kannten sich schon sehr lange. »Ich glaube, du suchst dir besser einen anderen Platz«, riet ihm Carleton.
    »Warum denn?« fragte Hodges. Er war froh, daß ihn offensichtlich niemand bemerkt hatte. Carleton zeigte auf ein halbleeres Highball-Glas, das zwei Stühle neben Hodges auf der Theke stand. »Leider hat unser furchtloser Polizeichef, Mr. Wayne Robertson, auf einen Drink vorbeigeschaut. Er ist gerade zur Toilette gegangen.«
    »Ach du meine Güte!« sagte Hodges. »Sag nicht, daß ich dich nicht gewarnt habe«, fügte Carleton hinzu, während er zu den Studenten weiterging, die sich jetzt an die Theke gestellt hatten. »Verdammt!« fluchte Hodges leise. »Aber es ist gehupft wie gesprungen.« Denn wenn er sich an das andere Thekenende setzen würde, müßte er mit John MacKenzie sprechen. Also beschloß Hodges, da sitzen zu bleiben, wo er war. Dann nahm er sein Glas, um einen Schluck zu trinken. Doch bevor er dazu kam, haute ihm jemand kräftig auf den Rücken. Um ein Haar wäre ihm das Glas gegen die Zähne geschlagen, und er hätte seinen Drink vergossen. »Da ist ja unser Doktor!«
    Hodges drehte sich um und blickte in das Gesicht von Wayne Robertson, der offensichtlich betrunken war. Robertson war zweiundvierzig Jahre alt und kräftig gebaut. Irgendwann einmal hatte sein Körper aus puren Muskeln bestanden. Inzwischen bestand er nur noch zur Hälfte aus Muskeln und zur anderen Hälfte aus Fett. Das Auffälligste an Robertsons Figur war sein Bauch, der die Gürtelschnalle an seiner Diensthose vollkommen unter sich begrub. Robertson trug noch die komplette Uniform, mitsamt seiner Pistole und allem Drum und Dran. »Wayne, Sie sind ja betrunken«, sagte Hodges. »Warum gehen Sie nicht einfach nach Hause und schlafen Ihren Rausch aus?« Hodges drehte sich wieder zur Theke um und versuchte nun endgültig, einen Schluck zu trinken. »Zu Hause wartet niemand auf mich - Ihretwegen, Hodges!«
    Hodges drehte sich um und starrte Robertson an, dessen Augen fast so rot waren wie seine fetten Wangen. Seine kurzen, blonden Haare waren im maskulinen Stil der fünfziger Jahre geschnitten.
    »Wayne«, begann Hodges, »wir wollen das doch nicht schon wieder durchgehen, oder? Ihre Frau - Gott habe sie selig - war nicht meine Patientin. Sie sind betrunken! Gehen Sie besser nach Hause!«
    »Sie waren immerhin der Chef dieses sonderbaren Krankenhauses«, entgegnete Robertson. »Das heißt aber doch nicht, daß ich für jeden einzelnen Fall verantwortlich war, Sie Idiot!« erwiderte Hodges.
    »Außerdem liegt die Geschichte schon zehn Jahre zurück.« Er versuchte ein weiteres Mal, sich der Theke zuzuwenden.
    »Sie Mistkerl!« fauchte Robertson. Er holte aus, packte Hodges am Hemdkragen und versuchte, ihn vom Barhocker zu zerren.
    Carleton Harris, dem man aufgrund seiner Körpermasse eigentlich keine schnelle Reaktion zugetraut hätte, eilte hinter der Theke hervor und stellte sich zwischen die beiden Männer. Er packte Robertsons Handgelenk und öffnete einen Finger nach dem anderen, bis dieser dann schließlich Hodges’ Hemd losließ. »Okay, ihr beiden«, sagte Carleton, »Auseinander mit euch! Im Iron Horse werden keine Boxkämpfe ausgetragen!« Hodges zog entrüstet sein Hemd glatt, schnappte sich sein Glas und ging an das andere Ende der Theke. Als er an John MacKenzie vorbeikam, hörte er, wie der Mann »Versager« zischte. Doch Hodges wollte sich nicht provozieren lassen. »Carleton, du hättest dich nicht einmischen dürfen«, rief Dr. Cantor jetzt dem Wirt zu. »Wenn Robertson den alten Hodges fertiggemacht hätte, wäre die halbe Stadt in Jubelgeschrei ausgebrochen.«
    Dr. Cantor und Dr. Darnell brüllten vor Lachen über Cantors Bemerkung. Sie stachelten sich gegenseitig an, bis sie sich schließlich auf die Schenkel schlugen und beinahe an ihrem Bier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher