Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
beiden dazu, die ganze, grauenvolle Geschichte von vorne bis hinten zu erzählen.
    »Sind die Patienten, die so unerwartet gestorben sind, Opfer eines Euthanasieprogramms geworden?« fragte er David.
    »Das dachten wir zuerst«, erwiderte David. »Aber dann stellte sich heraus, daß diese Menschen nicht ermordet wurden, weil irgendein Verrückter ihnen einen Gnadendienst erweisen wollte - sie wurden umgebracht, um die Bilanz des Krankenhauses aufzupolieren. Patienten mit potentiell tödlich verlaufenden Krankheiten müssen die Einrichtungen eines Krankenhauses besonders häufig in Anspruch nehmen. Das heißt, daß sie hohe Kosten verursachen. Und um diese Kosten zu verringern, wurden die Patienten umgebracht.«
    »Mit anderen Worten war es also so, daß die Täter aus rein finanziellen Erwägungen zugeschlagen haben«, sagte Bradley.
    »Genau«, pflichtete David ihm bei. »Das Krankenhaus schrieb rote Zahlen, und die Leute von der Verwaltung mußten etwas unternehmen, um nicht noch tiefer in die Verlustzone zu rutschen. Die Beseitigung von Patienten war ihre Lösung.«
    »Warum hat das Krankenhaus denn überhaupt rote Zahlen geschrieben?« fragte Bradley.
    »Man hatte die Klinik dazu gezwungen, auf der Basis von sogenannten Pro-Kopf-Beiträgen zu wirtschaften«, erklärte David. »Das heißt im Klartext: das Krankenhaus mußte sich dazu verpflichten, für alle Versicherten der größten Krankenversicherung in der Region die ärztliche Versorgung zu übernehmen; für diese Leistung erhielt die Klinik für jeden Versicherten einen festgeschriebenen monatlichen Betrag. Leider hatte man im Krankenhaus völlig falsch kalkuliert; die Einnahmen waren wesentlich niedriger als die Ausgaben.«
    »Warum hat sich das Krankenhaus auf diese Pro-Kopf-Beiträge eingelassen?« wollte Bradley wissen. »Man hatte der Klinik, wie ich schon sagte, gar keine andere Wahl gelassen«, erwiderte David. »Das hat etwas mit dem neuen Wettbewerb in unserem Gesundheitswesen zu tun. Doch in Wahrheit gibt es gar keinen echten Wettbewerb. In Bartlet war es jedenfalls so, daß die einzige große Krankenversicherung die Bedingungen diktieren konnte.
    Wenn das Krankenhaus also den Zuschlag für die Zusammenarbeit mit dieser Versicherung bekommen wollte, mußte es die Pro-Kopf-Beiträge akzeptieren. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig.«
    Bradley nickte und warf einen Blick auf seine Notizen. Dann sah er wieder David und Angela an. »Der neue Leiter des Städtischen Krankenhauses von Bartlet sagt, daß all Ihre Behauptungen ›purer Schwachsinn‹ seien.«
    »Das haben wir auch schon gehört«, bemerkte David. »Dieser besagte Krankenhausleiter hat ferner behauptet, daß man es - sofern überhaupt irgend jemand ermordet worden sei - mit der Tat eines Verrückten zu tun habe.«
    »Davon haben wir ebenfalls gehört«, sagte David. »Aber Sie sind anderer Meinung?«
    »Allerdings sind wir anderer Meinung.«
    »Würden Sie uns erzählen, wie die Patienten gestorben sind?« fragte Bradley.
    »Sie starben, weil sie einer Ganzkörper-Bestrahlung ausgesetzt wurden«, antwortete Angela. »Die Patienten wurden mit einer Überdosis Gammastrahlen aus einer Kobalt-60-Quelle verstrahlt.«
    »Meinen Sie damit, sie wurden den gleichen Strahlen ausgesetzt, die sonst auch erfolgreich bei der Behandlung einiger Tumore eingesetzt werden?« fragte Bradley. »Ja, aber bei einer Strahlentherapie werden die Patienten mit genau kontrollierten Dosen behandelt, die gezielt auf eine Körperstelle gerichtet werden«, erklärte Angela. »Davids Patienten wurden einer extrem hohen Ganzkörperdosis ausgesetzt.«
    »Und wie wurden die Patienten bestrahlt?« fragte Bradley.
    »Man hatte einen Kasten mit einer dicken Bleischicht umhüllt und diesen unter einem orthopädischen Bett angebracht. Die Strahlungsquelle befand sich in diesem bleiumhüllten Kasten. Mit Hilfe einer Fernbedienung, mit der man sonst Garagentore öffnet, konnte man an diesem Kasten eine Klappe zur Seite schieben, so daß die Strahlen ungehindert durch eine Öffnung entweichen konnten. Immer wenn die Klappe geöffnet war, wurden die Patienten, die in dem orthopädischen Bett lagen, bestrahlt. Das gleiche geschah mit den Krankenschwestern, die sich um diese Patienten kümmerten.«
    »Und Sie haben beide dieses Bett gesehen?« fragte Bradley.
    David und Angela nickten.
    »Nachdem wir die Strahlungsquelle entdeckt und sie so gut wie möglich abgeschirmt hatten, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher