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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel
Autoren: Robin Cook
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eine radioaktive Verstrahlung hinweisen, hätte feststellen können«, erklärte Angela. »Deshalb bin ich auch nicht darauf gekommen, daß sie an der Strahlenkrankheit gestorben war. Die Frau hatte eine so hohe Dosis abbekommen, daß ihr zentrales Nervensystem bis hin zu den kleinsten Molekülen zerstört worden war. Wenn sie einer geringeren Dosis ausgesetzt worden wäre, hätte sie vielleicht noch so lange gelebt, daß sich Geschwüre im Verdauungstrakt gebildet hätten. Und in dem Fall hätte ich eine radioaktive Verstrahlung vermutlich in meine Differentialdiagnose mit einbezogen.«
    »Nach allem, was wir bisher gehört haben, verfügt keiner von Ihnen über handfeste Beweise«, stellte Bradley fest.
    »Da haben Sie wohl recht«, räumte David zögernd ein. »Würden Sie uns bitte noch erzählen, warum Sie bisher noch nicht vorgeladen wurden, um vor Gericht auszusagen?« fragte Bradley.
    »Wir wissen, daß es ein paar Zivilverfahren gegeben hat«, erklärte Angela. »Doch in allen Fällen hat man sich sehr schnell auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt. Es ist nicht ein einziges Strafverfahren eingeleitet worden.«
    »Bei den schweren Beschuldigungen, die Sie gegen den Krankenhausvorstand erheben, ist es doch unvorstellbar, daß keine Strafanzeige erstattet wurde«, sagte Bradley. »Wie erklären Sie sich das?«
    David und Angela sahen sich an. Schließlich ergriff David das Wort: »Im wesentlichen gibt es dafür zwei Gründe. Zum einen glauben wir, daß sich keiner so recht an die Sache heranwagt. Wenn das ganze Ausmaß des Skandals ans Licht käme, würde das Krankenhaus wahrscheinlich geschlossen, und das wäre für Bartlet eine Katastrophe. Durch die Klinik kommt eine Menge Geld in die Stadt, sie garantiert sichere Arbeitsplätze, und sie bietet den Menschen eine gute medizinische Versorgung. Zum anderen darf man nicht vergessen, daß die Schuldigen ihre Strafe ja in gewisser Weise schon bekommen haben. Dafür hat van Slyke gesorgt, als er den Kobald-60-Zylinder auf den Konferenztisch gestellt hat.«
    »Das mag vielleicht eine Erklärung dafür sein, daß auf lokaler Ebene bisher niemand reagiert hat«, entgegnete Bradley. »Aber warum sind die bundesstaatlichen Institutionen nicht tätig geworden? Warum zum Beispiel hat die Staatsanwaltschaft von Vermont nichts unternommen?«
    »Man darf nicht vergessen, daß diese traurige Geschichte die gesamte Gesundheitsreform in Frage stellen könnte, die immerhin landesweit durchgesetzt werden soll«, erklärte Angela. »Wenn diese Vorfälle ans Licht kämen, könnte es durchaus passieren, daß einige Politiker ihre Meinung über die neue Marschrichtung im Gesundheitswesen ändern. Gute Geschäftsentscheidungen sind eben nicht unbedingt auch gute medizinische Entscheidungen. Wenn die Krankenhäuser vor allem ihre Bilanzen in den Vordergrund stellen, muß die Patientenversorgung unweigerlich darunter leiden. Unsere Erfahrung im Städtischen Krankenhaus Bartlet mag zwar ein extremes Beispiel dafür sein, was passieren kann, wenn Verwaltungsbürokraten im Krankenhaus Amok laufen. Aber da es einmal passiert ist, kann es theoretisch auch wieder passieren.«
    »Es kursieren Gerüchte, daß Sie viel Geld mit Ihrer Geschichte verdienen könnten«, hielt Bradley den beiden vor.
    David und Angela warfen sich nervöse Blicke zu. »Man hat uns viel Geld für die Produktion eines Fernsehfilms angeboten«, gab David zu. »Werden Sie das Angebot annehmen?«
    »Wir haben uns noch nicht entschieden«, erwiderte David.
    »Aber das Angebot reizt Sie, nicht wahr?«
    »Natürlich reizt es uns«, entgegnete Angela. »Wir mußten sehr hohe Schulden machen, um unsere medizinische Ausbildung zu finanzieren. Dann haben wir in Bartlet ein Haus gekauft, das wir bisher noch nicht wieder verkaufen konnten. Und außerdem kommt hinzu, daß unsere Tochter unter einer Erbkrankheit leidet und somit vielleicht irgendwann einmal eine teure Spezialbehandlung benötigt.«
    Ed Bradley lächelte Nikki freundlich an. Nikki strahlte sofort zurück. »Wie ich gehört habe, bist du eine große Heldin«, sagte er.
    »Ich habe mit dem Schrotgewehr auf einen Mann geschossen, der mit meiner Mom gekämpft hat«, erzählte Nikki. »Aber ich habe nur das Fenster getroffen.« Bradley lachte. »Da will ich mal lieber vorsichtig sein und deiner Mutter nicht zu nahe treten.« Jetzt mußten alle lachen.
    »Bestimmt haben Sie schon davon gehört«, fuhr Bradley nun ernsthaft fort, »daß manche Leute behaupten, Sie
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