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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst
Autoren: Robin Cook
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verstorben. Wir haben alles getan, was in unseren Kräften stand. Er mußte wenigstens nicht leiden.« Jason Howard haßte sich für diese übliche fromme Lüge - er wußte, daß Cedric Harring gelitten hatte. Er hatte die Todesangst auf seinem Gesicht gesehen. Sterben war fast immer ein heftiger Kampf und nur selten jenes friedliche Verlöschen des Lebens, das so gern im Film dargestellt wird.
    Die Farbe wich aus Mrs. Harrings Gesicht, und für einen Augenblick fürchtete der Arzt, daß sie ohnmächtig werden würde. Schließlich stieß sie hervor: »Ich kann es einfach nicht glauben.«
    Dr. Howard nickte: »Ich weiß.« Und es war ihm ganz ernst damit.
    »Da stimmt doch einfach etwas nicht«, sagte sie. Ihr Gesicht wurde ganz rot, und sie schaute Dr. Howard anklagend an. »Ich meine, weil Sie ihm doch vor kurzem noch bestätigten, er sei vollkommen gesund. Sie haben doch alle diese Untersuchungen durchgeführt, und es hat sich nichts Negatives dabei ergeben. Warum haben Sie denn da nichts feststellen können? Sie hätten das verhindern müssen!«
    Dr. Howard akzeptierte ihren Zorn als vertrauten Vorläufer des Schmerzes. Er hatte echtes Mitgefühl mit ihr. »Genaugenommen habe ich ihm nicht hundertprozentige Gesundheit bestätigt«, sagte er daher freundlich. »Die Untersuchungsergebnisse waren zwar in Ordnung, aber ich warnte ihn, wie schon des öfteren, wegen seiner Ernährungsgewohnheiten und seines starken Rauchens. Und ich erinnerte ihn daran, daß auch sein Vater an einem Herzanfall gestorben sei. Wegen all dieser Faktoren mußte er trotz seiner befriedigenden Laborwerte der Risikogruppe zugeordnet werden.«
    »Aber sein Vater war schließlich vierundsiebzig, als er starb. Cedric ist doch erst fünfundsechzig! Was hat denn eine solche gründliche Untersuchung überhaupt für einen Sinn, wenn mein Mann dann drei Wochen später stirbt?«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Dr. Howard weich. »Aber unsere Möglichkeiten der Vorhersage sind einfach begrenzt. Wir wissen das selbst auch und können immer nur das Bestmögliche tun.«
    Mrs. Harring seufzte und stieß schwer den Atem aus. Ihre schmalen Schultern fielen nach vorn. Dr. Howard fühlte deutlich, wie ihr Zorn schwand - an seine Stelle trat niederschmetternde Traurigkeit. Als sie wieder sprach, zitterte ihre Stimme. »Ich weiß ja, daß Sie Ihr Bestes taten. Bitte entschuldigen Sie.«
    Dr. Howard beugte sich vor und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich zerbrechlich an unter dem dünnen Seidenstoff ihres Kleides. »Ich weiß, wie schwer das für Sie ist.«
    »Kann ich ihn sehen?« fragte sie unter Tränen.
    »Aber sicher.« Dr. Howard stand auf und streckte ihr die Hand hin.
    »Wissen Sie überhaupt, daß Cedric sich einen Termin bei Ihnen hat geben lassen?« fragte Mrs. Harring, als sie auf den Gang hinaustraten. Mit einem Taschentuch, das sie aus ihrer Handtasche genommen hatte, wischte sie sich die Tränen weg.
    »Nein, das wußte ich nicht«, mußte Dr. Howard zugeben.
    »Für nächste Woche - das war der früheste Termin, den er bekommen konnte. Er fühlte sich einfach nicht gut.«
    In Dr. Howard stieg das unangenehme Gefühl auf, sich verteidigen und vielleicht auf der Hut sein zu müssen. Wenn er sich auch keiner Versäumnisse bewußt war, so schützte ihn das dennoch nicht davor, sich vielleicht zur Wehr setzen zu müssen.
    »Klagte er über Brustschmerzen, als er um einen Termin bat?« fragte er. Vor der Tür zur Abteilung für Herzerkrankungen blieb er stehen.
    »Nein, nein. Mehr so ein Auftreten ganz verschiedener Symptome, eher in Richtung auf einen Erschöpfungszustand.«
    Dr. Howard stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Seine Gelenke schmerzten ihn«, fuhr Mrs. Harring fort. »Und auch seine Augen machten ihm Sorgen. Er hatte auf einmal Probleme, in der Nacht Auto zu fahren.«
    Schwierigkeiten, nachts Auto zu fahren? Obwohl so etwas nun mit einer Herzattacke überhaupt nicht in Zusammenhang stand, löste diese Bemerkung einen noch unbestimmten Gedanken, eine Art Ungewisser Erinnerung bei Dr. Howard aus.
    »Außerdem wurde seine Haut so trocken. Und die Haare fielen ihm plötzlich aus…«
    »Haar ersetzt sich immer wieder von selbst, das ist ganz natürlich«, sagte der Arzt fast mechanisch. Offensichtlich konnte diese ganze Litanei unbestimmter Beschwerden nichts zu tun haben mit dem schweren Herzanfall des Mannes. Er stieß die dicke Tür zur Herzabteilung auf und bat die Frau mit einer Geste, ihm zu folgen. Dann
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