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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst
Autoren: Robin Cook
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retten und Leiden verringern. Aber heute haben diese Forschungen ein bedrohliches Potential - sie können in die eine oder auch die andere Richtung gehen.«
    »Soweit ich es verstehe«, meinte Curran, »hat Hayes einen Wirkstoff entdeckt, der die Menschen innerhalb weniger Wochen altern und sterben läßt - und dabei hat er danach keineswegs gesucht. Das läßt mich fürchten, daß ihr Wissenschaftler irgendwie außer Kontrolle geraten seid. Liege ich da falsch?«
    »Ich traue mich nicht, Ihnen zu widersprechen«, mußte Howard zugeben. »Wir wissen vielleicht heute mehr, als uns guttut, als wir verkraften können. Es ist so, als ob man ständig in den verbotenen Apfel beißt.«
    »Ja, und dann werden wir auch folgerichtig aus dem Paradies vertrieben«, ergänzte Curran. »Gibt’s denn eigentlich keine staatliche Aufsicht für Leute wie Hayes?«
    »Da liegt’s ziemlich im argen«, antwortete Howard. »Es gibt einfach zu viele Interessenkonflikte. Außerdem sind sowohl Ärzte als auch Laien immer geneigt, anzunehmen, daß medizinische Forschung grundsätzlich von vornherein gut ist.«
    »Prächtig«, schnaubte Curran. »Das ist doch so, wie wenn ein fahrerloses Auto mit hundert Meilen in der Stunde die Autobahn entlangrast.«
    »Das ist bestimmt der beste Vergleich, den ich seit langem gehört habe«, sagte Howard.
    »Na ja«, meinte Curran und zuckte mit seinen breiten Schultern. »Zumindest können wir uns GHP vornehmen. In Kürze wird formelle Anklage erhoben. Natürlich hat man den ganzen Verein erst einmal gegen Kaution freigelassen. Aber der Fall ist weitgehend klar, zumal die Oberbosse sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben und es keiner gewesen sein will. Es scheint, als ob sich unser Freund Hayes zunächst an einen gewissen Ingelbrook gewandt hätte.«
    »Ingelnook«, berichtigte ihn Howard. »Einer der Vizepräsidenten der GHP, zuständig für die Finanzen, soweit ich weiß.«
    »Dürfte stimmen«, meinte Curran. »Offenbar sprach ihn Hayes auf Gründungskapital für eine Gesellschaft an.«
    »Das ist mir inzwischen klar«, sagte Dr. Howard.
    Curran schaute ihn scharf an. »So, Sie wissen das schon? Und wieso, wenn ich fragen darf?«
    »Das ist doch unwichtig jetzt. Bitte fahren Sie fort.«
    »Na gut«, sagte Curran. »Hayes muß jedenfalls Ingelnook irgend etwas davon erzählt haben, daß er dabei sei, eine Art von Elixier zur Erhaltung der Jugendlichkeit zu entwickeln.«
    »Das wäre ein Antikörper gewesen gegen diese den Ausstoß des ›Todeshormons‹ auslösende Substanz.«
    »Jetzt Moment mal«, sagte Curran. »Wollen Sie mir nicht vielleicht lieber gleich die ganze Geschichte erzählen, statt ich Ihnen?«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Howard. »Es ist nur so, daß jetzt endlich alles einen Sinn bekommt. Bitte, fahren Sie fort.«
    »Offenbar fand Ingelnook das ›Todeshormon‹ erheblich interessanter als das Jugendlichkeits-Elixier«, setzte der Kriminalbeamte seinen Bericht fort. »Denn er hatte sich vermutlich schon seit längerer Zeit den Kopf darüber zerbrochen, wie man bei der GHP-Versicherung die Kosten senken könne, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Bis jetzt sind offenbar nur sechs Leute in diese Verschwörung verwickelt, aber es könnten leicht mehr werden. Sie sind verantwortlich dafür, daß bestimmte Patienten ›ausgeschieden‹ wurden, bei denen man der Meinung war, daß die von ihnen verursachten Kosten für Pflege und Betreuung ihren ›angemessenen Satz‹ überstiegen. Sauber, was!«
    »Also hat man sie umgebracht«, sagte Carol schaudernd.
    »Und dabei haben sie sich einfach eingeredet, daß das ein ›ganz natürlicher Prozeß‹ sei«, ergänzte Curran.
    »Eine prächtige Entschuldigung für Mord«, warf Dr. Howard bitter ein, »wir müssen ja schließlich alle mal sterben!« Dabei standen ihm die Gesichter einiger seiner jüngst verstorbenen Patienten geisterhaft vor Augen.
    »Wie auch immer - es ist das Ende der GHP«, sagte Curran. »Selbst wenn wir einmal die Straftatbestände ganz außer acht lassen, liegen ja auch noch die Verstöße gegen den ärztlichen Ehrenkodex und die Versicherungsverpflichtungen auf dem Tisch. Ich sehe da nicht die geringsten Chancen für ein Weiterbestehen der GHP. Mir scheint, daß Sie sich nach einem neuen Job umsehen müssen.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Howard und setzte dann mit einem Blick auf Carol hinzu: »Nun, Carol steht vor dem Abschluß ihrer Ausbildung in klinischer Psychologie. Wir haben daran gedacht, eine
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