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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst
Autoren: Robin Cook
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dem EKG-Gerät neben sich, hatte er das Gefühl, nie zuvor im Leben derart gefährdet gewesen zu sein.
    »Wir werden Sie jetzt auf die Station für Herzerkrankungen bringen«, sagte Schwester Hilary zu ihm. »Das kriegen wir schon alles wieder in Ordnung.« Sie tätschelte beruhigend seine Hand, und er versuchte zu lächeln. »Ihre Frau haben wir auch verständigt. Sie ist schon unterwegs hierher.«
    Die Intensivstation auf der Abteilung für Herzerkrankungen unterschied sich, was die Betreuung von Cedric Harring betraf, praktisch nicht von der Notfallstation - und sie war auch genauso beängstigend. Der Raum war angefüllt mit geheimnisvollem, offensichtlich modernstem Gerät auf der höchsten Stufe der Elektroniktechnologie. Über einen Verstärker war sein Herzschlag zu hören, und wenn er den Kopf auf die Seite drehte, konnte er dessen optische Aufzeichnung als regelmäßige grüne Kurve auf einem Bildschirm verfolgen.
    Auch wenn all diese Geräte irgendwie beängstigend wirkten, war es doch auch wieder beruhigend zu wissen, daß diese ganz hochmoderne Ausstattung für ihn zur Verfügung stand. Noch beruhigender allerdings war die Tatsache, daß gerade sein persönlicher Arzt, Dr. Jason Howard, den man sofort nach Cedric Harrings Einlieferung benachrichtigt hatte, die Intensivstation betrat.
    Dr. Howard war schon seit mehr als fünf Jahren »sein« Arzt. Das hatte damit begonnen, daß sein Arbeitgeber, die Boston National Bank, darauf bestanden hatte, daß ihre leitenden Angestellten sich mindestens einmal jährlich gründlich untersuchen ließen. Als dann einige Zeit darauf Dr. Howard seine Privatpraxis aufgab und sich dem Ärzteteam des GHP-Krankenhauses anschloß, war ihm Cedric Harring getreulich dorthin gefolgt. Das hatte für Harring einen Wechsel der Krankenversicherung bedeutet, eben von seiner bisherigen zur GHP-Versicherung; Harring hatte dem Arzt gegenüber kein Hehl daraus gemacht, daß keineswegs das Angebot der GHP ihn zum Wechsel veranlaßte, sondern ausschließlich Dr. Jason Howard beziehungsweise der Wunsch nach weiterer Betreuung durch ihn.
    »Nun, wie geht’s denn?« fragte Dr. Howard und griff dabei nach Cedric Harrings Arm, während seine Hauptaufmerksamkeit allerdings dem EKG-Gerät galt.
    »Nicht… besonders«, stieß Harring keuchend hervor, wobei er mehrmals tief Luft holen mußte, um auch nur diese beiden Worte herauszubringen. »Versuchen Sie, sich zu entspannen!« Harring schloß die Augen. Entspannen - was für ein Witz! »Haben Sie starke Schmerzen?« Harring nickte, Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Noch eine Dosis Morphium«, ordnete Dr. Howard an.
    Wenige Minuten nach Verabreichung der zweiten Morphiumdosis wurden die Schmerzen etwas erträglicher. Dr. Howard unterhielt sich mit dem Stationsarzt und vergewisserte sich, daß man die nötigen Blutuntersuchungen schon veranlaßt hatte; außerdem fragte er nach einer bestimmten Art von Katheter. Harring beobachtete ihn, wobei ihm allein schon der Blick auf das sympathische, kühn geschnittene Gesicht des Arztes und das von ihm ausgehende Gefühl von Selbstvertrauen und Autorität zu einer gewissen Beruhigung verhalfen. Vor allem aber konnte er Dr. Howards echte Anteilnahme spüren - er war persönlich um ihn besorgt.
    »Wir müssen eine gezielte Untersuchung durchführen«, sagte Dr. Howard. »Und zwar wollen wir eine Spezialsonde einführen, die uns einen Blick in Ihr Innenleben ermöglicht. Da wir mit örtlicher Betäubung arbeiten, werden Sie das nicht spüren.«
    Harring nickte dazu nur. Was ihn betraf, konnte Dr. Howard alles mit ihm anstellen, was er für nötig hielt - da hatte er volles Vertrauen. Im übrigen gefiel ihm, daß Dr. Howard niemals von oben herab mit seinen Patienten sprach. Das war auch vor drei Wochen so gewesen, als er wegen seiner jährlichen Gesamtuntersuchung bei ihm gewesen war, obwohl er ihn wegen seiner dem Cholesterinspiegel nicht förderlichen Ernährungsweise, seiner üblichen zwei Päckchen Zigaretten pro Tag und seinem Mangel an körperlicher Bewegung hatte ermahnen müssen. Wenn ich nur auf ihn gehört hätte, warf sich Harring jetzt vor. Immerhin hatte ihm Dr. Howard trotz dieser grundsätzlichen Ermahnungen bestätigen können, daß die Untersuchungsergebnisse nicht bedenklich waren. Sein Cholesterinspiegel lag noch im Normbereich, und das Elektrokardiogramm war auch in Ordnung gewesen. Dadurch beruhigt, hatte Harring seine Vorsätze, weniger zu rauchen und ein bißchen Sport zu treiben,
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