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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Abergläubische von den beiden. Was für ein Albtraum.«
    Cooper glaubte, dass sie aus dieser Distanz nicht einmal ansatzweise nachempfinden konnten, wie schlimm dieser Albtraum gewesen sein musste. Was im geschlossenen Familienkreis vor sich ging, war für Außenstehende oft unvorstellbar.
    »Die Brüder Sutton saßen so eng aufeinander, dass sie sich ständig in die Haare bekamen. Raymond wurde immer kritischer und nörglerischer, und Derek verhielt sich zunehmend absonderlich und abergläubisch.«
    »Hat Derek absichtlich provoziert?«
    »Ich bin sicher, dass das auch mitgespielt hat – auf beiden Seiten. Und nachdem sie in diesem Teufelskreis gefangen waren, musste das Ganze ja eskalieren.«
    Cooper steuerte den Toyota über die Umgehungsstraße von Chesterfield und orientierte sich an der gezwirbelten Kirchturmspitze der Pfarrkirche, um zur A619 zu gelangen.
    Genau genommen mussten die Brüder Sutton Jahre damit zugebracht haben, sich gegenseitig zu drangsalieren und zu quälen. Worte waren dazu nicht nötig gewesen. Die Brüder hatten sich auch ohne Worte verstanden, und vermutlich hatte jeder von beiden die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Auseinandersetzung für sich entscheiden zu können. Doch sie hatten sich auch mit ihrem Schweigen gegenseitig wütend gemacht. Eine geräuschlose, ständige Provokation.
    »Das war ihre Methode, um beim anderen eine Reaktion hervorzurufen«, sagte Cooper. »Sie waren zwei alte Männer, die nicht wussten, wie sie sonst hätten kommunizieren sollen. Trotz allem standen sie sich bestimmt sehr nahe.«
    »Familienbande, hm?«
    »Ja, Familienbande. Ein Glück, dass es in diesem Haushalt keine Kinder gab.«
    »Oh, ich weiß nicht«, erwiderte Fry. »Zu sehen, dass es möglich ist, jemanden gleichzeitig zu lieben und zu hassen, ist eine gute Lektion für die Zukunft.«
    Fry hatte damit einen Nerv getroffen, bewusst oder unbewusst. Jemanden gleichzeitig zu lieben und zu hassen . Jedes Mal, wenn Cooper in die dunkleren Winkel seiner Gedankenwelt spähte, erkannte er das bei sich selbst. Dieses Phänomen ließ sich weder abstreiten noch vollständig unterdrücken. Vielleicht war es möglich, bewusstes Handeln zu kontrollieren, so wie gute Lügner es konnten. Doch man war nicht imstande, das zu ändern, was man im Herzen und in Gedanken mit sich trug. Einige Erinnerungen und Instinkte klammerten sich zu sehr an der Seele fest, als dass man sie hätte abschütteln und zurücklassen können.
    »Weiß du, eine Sache fehlt noch immer«, sagte Cooper, als sie den Hügel vor dem Gefälle nach Edendale erklommen.
    »Ach ja?«
    »Nur eine Kleinigkeit, Diane. Aber ohne die können wir eines unserer Opfer von der Pity Wood Farm nicht mit hundertprozentiger Sicherheit identifizieren.«
    »Und was wäre das, Ben?«
    »Orla Doyles Kopf.«
     
    Das Dog Inn war mit Luftschlangen und Luftballons festlich dekoriert. Die Beleuchtung des Weihnachtsbaums war eingeschaltet, und hinter dem Tresen blinkte ein beleuchteter Weihnachtsmann. Nur Gäste waren keine da, um mit Mrs Dain zu feiern.
    »Das sieht mir verdächtig nach Intuition aus, Diane«, sagte Cooper, als sie in der Mitte des Schankraums standen.
    »Hab einfach ein bisschen Geduld.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll zu suchen.«
    Fry lächelte. »Das liegt daran, dass du nicht aus dem Black Country kommst, Ben.«
    »Was?«
    »Und daran, dass dir die Anzeichen für Aberglauben entgangen sind – das Hufeisen an der Tür, die fehlende Nummer Dreizehn auf der Jukebox. Ich wette, dafür ist die alte Mrs Dain verantwortlich.«
    »Was hat Mrs Dain denn damit zu tun?«
    »Ich glaube, sie hat mit Derek Sutton einige Überzeugungen geteilt«, sagte Fry. »Vielleicht haben sie sogar mehr geteilt, als sie jünger waren.«
    »Tja, die alte Dame hat tatsächlich gesagt, sie hätte eine Schwäche für ihn gehabt – und für Raymond ebenfalls.«
    »Derek ist derjenige, der mich im Augenblick interessiert. Ich möchte nämlich wetten, dass er ein Geschenk für Mrs Dain hatte. So wie es aussieht, kann das Dog Inn etwas Hilfe gebrauchen, um im Geschäft zu bleiben. Und man braucht doch nicht zwei von diesen Dingern, oder?«
    Cooper starrte sie an. »Zwei? Meinst du...?«
    Zwei Polizisten im blauen Overall betraten den Pub. Sie hatten Werkzeug dabei – Meißel, Hämmer, Brecheisen – und breiteten auf dem Boden vor dem mittleren Kamin Plastikplanen aus.
    »Es trifft sich gut, dass das Feuer aus ist«, stellte Fry fest. »Allerdings hatte ich zuvor
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