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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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hierher, um sich mit Palfreyman zu treffen, weil er mit ihm dasselbe vorhatte.«
    Cooper nickte. Doch David Palfreyman hat einen Gefallen eingefordert und ein letztes Mal seine eigene Form von Gerechtigkeit geübt. Die Herstellung von Drogen der Kategorie A in seinem Revier hatte er als Beleidigung empfunden. Und die Tatsache, dass er nichts davon wusste, war in seinen Augen unverzeihlich gewesen.
    Fry und Cooper waren aufgefordert worden, sich in einen Streifenwagen zu setzen und zu warten, bis sie befragt wurden. Doch Cooper langweilte sich und schlüpfte hinaus, um das Treiben auf dem Gelände der Magpie-Mine zu beobachten. Die Flutlichter, die aufgestellt worden waren, hatten den Schauplatz in eine seltsame Unterwasserwelt verwandelt, in der sich Gestalten im trüben gelblichen Nebel tummelten, als schwämmen sie. Zwischen den Steinmauern hallten dröhnend Stimmen wider.
    Cooper hörte jedoch noch ein anderes Geräusch durch die Nachtluft schweben. Es kam aus der Ferne, aus Norden, wo Monyash und einige andere kleine Ortschaften lagen. Die Luft war so reglos, dass das Geräusch etliche Meilen zurückgelegt haben mochte, ehe es ihn erreichte. Es kam ihm so fremd vor, als handelte es sich um eine Botschaft von einem anderen, Lichtjahre entfernten Planeten.
    Doch dann berührte irgendeine Kombination von Noten oder irgendeine erkennbare Abfolge von Silben eine Saite in seiner Erinnerung. Sternsinger. Das war es, was er hörte – Sternsinger. Wenn ihn nicht alles täuschte, sangen sie » Once in Royal David’s City «. Er stellte sich eine Gruppe von Sängern einer örtlichen Kirche vor, die vermutlich vor einem Pub auftraten. Die Worte » stood a lowly cattle shed «, »stand ein einfacher Stall«, waren deutlich durch den Nebel zu hören. Seltsamerweise musste er dabei an die Pity Wood Farm denken. Ein einfacher Stall, von wegen.
    Irgendjemand hatte ihm einmal erzählt, dass Weihnachten ursprünglich eine heidnische Erfindung gewesen war. Der fünfundzwanzigste Dezember war angeblich der Geburtstag von Mithras, dem Gott des Blutes, den die Römer verehrt hatten. In Höhlen waren mithraische Zeremonien gefeiert worden, mit viel Rauch, mit einem langen Messer, das in den Hals eines Opferochsen gestoßen wurde, und mit Blut, das zischend auf einen Altarstein tropfte. Feuer und Blut und die Eingeweide von Tieren. Das musste Tradition gewesen sein.
    Cooper fand es beunruhigend, hier draußen in der Dunkelheit, in einer kalten Dezembernacht, über solche Dinge nachzudenken. Zwei Leichen lagen mehr oder weniger vor seinen Füßen, und auf dem Boden bildeten sich frische Blutlachen, während noch immer der Geruch von Schießpulver in der Luft hing. Es hatte den Anschein, als stammte der Gesang in der Ferne womöglich gar nicht von Sternsingern, sondern von Mithras-Verehrern tief in ihren Höhlen.
    In dieser Gegend hatte fast alles eine lange Vergangenheit. Zweitausend Jahre? Das galt nur als leidlich alt.
    Fry war ebenfalls aus dem Wagen ausgestiegen und ihm gefolgt. Cooper sah, dass sie ihre Jacke zum Schutz vor der Kälte enger um die Schultern zog, aber trotzdem zitterte, als würde sie nie wieder aufhören.
    »Diane«, sagte er, »ist es noch zu früh, um dir zum Geburtstag zu gratulieren?«

37

Donnerstag
    S uperintendent Branagh beugte sich an ihrem Schreibtisch nach vorn und betrachtete ihre beiden Mitarbeiter, die Hände verschränkt.
    »Und haben Sie gesehen, was als Nächstes passiert ist? Was hat Mr Palfreyman getan?«
    »Ich war ein paar Minuten lang verwirrt«, sagte Fry. »Es war dunkel und sehr neblig.«
    »Sie konnten nichts sehen, Detective Sergeant Fry? Sie wissen nicht, wer den ersten Schuss abgegeben hat?«
    »Nein.«
    »Detective Constable Cooper?«
    »Nein, Ma’am. Tut mir leid.«
    Branagh bedachte sie mit einem strengen Blick. »Ich hoffe aufrichtig, dass hier keine unangebrachte Loyalität im Spiel ist. Nur weil jemand früher bei der Polizei war, ist er nicht immun gegen das Gesetz, wissen Sie.«
    »Nein, Ma’am«, sagte Fry.
    »Wir haben verstanden.«
    Superintendent Branagh machte nicht den Eindruck, als glaubte sie ihnen, obwohl sie sich beide bemühten, keines der Anzeichen preiszugeben. Den Blickkontakt wahren, kein Herumzappeln, sich nicht vom Fragesteller abwenden.
    Branagh ließ den Blick von Fry zu Cooper wandern. Dann kehrte er wieder zu Fry zurück und verharrte auf ihr, nachdenklich und Unheil verkündend.
    »Detective Sergeant Fry, Sie waren in dieser Situation die ranghöhere
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