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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi
Autoren: emons Verlag
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Hausangestellte den Raum verlassen
hatte, drehte er sich zu mir um. »Danke für die schöne Karte«, meinte der
Hamster. »Aber denken Sie bloß nicht, dass wir jetzt die besten Freunde sind.«
    »Keine Sorge«, versicherte ich. »Diese Gefahr droht in keiner
Weise.«
    »Lassen wir also den Geisterspuk beiseite. Was wollen Sie von mir?«
    »Sie haben mich neulich angerufen«, sagte ich.
    Hillgruber staunte mich ungläubig an. »Welchen Grund sollte ich wohl
haben, Sie anzurufen?«
    »Es war noch vor Weihnachten. Sie machten Ihrem Ärger Luft über den
Sittenverfall in Ihrer Partei, wissen Sie nicht mehr? Sie äußerten sich über
Mädchen, die sich für Geld bespringen lassen, und das Münsterland, das mit
Sperma bekleckert wird. An so etwas erinnert man sich doch.«
    Hillgruber war seiner Gewohnheit treu geblieben, auf geradezu
demonstrative Weise seinem Gast nichts anzubieten. Er goss sich eine Tasse Tee
ein und schlürfte geräuschvoll. »Kommen Sie bitte endlich zur Sache.«
    »Inzwischen«, sagte ich, »hat sich das Thema dieses anonymen Anrufs
ja auch erübrigt. Sie selbst haben für Ordnung gesorgt, nicht wahr?«
    »Sie meinen, weil man mich in dieses Amt gewählt hat?«
    »Nein, weil Sie die betreffenden Personen aus dem Weg geräumt
haben.«
    Der Hamster lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf.
    »Alles fing mit der Überwachungskamera an, die Sie in Ihrer
inoffiziellen Parteizentrale installiert hatten. Wissen Sie noch? Die
feuchtfröhliche Weihnachtsfeier im Schloss Wilkinghege. Während sich ihre
Parteifreunde die Kante gaben, lümmelte sich Noteboom leicht bekleidet in Ihrer
Parteizentrale herum, in Erwartung der Weihnachtsfrau, die er gebucht hatte.
Aber es kam Löwenich, als Geist verkleidet.«
    »Der Mörder Notebooms«, nickte der Hamster.
    »Aber niemand kannte Löwenich. Und Frau Tiedemanns Faktotum hatte
keine Ahnung, dass er mit seinem Spuk jemandem einen riesigen Gefallen getan
hatte. Nämlich Ihnen.«
    »Mir? Also, ich bitte Sie …«
    »Sie hatten sich so lange für die Partei aufgerieben, nicht wahr?
Jahre um Jahre. Und immer wieder zogen die schillernden Gestalten an Ihnen
vorbei, drängten Sie in die zweite Reihe ab. Noteboom, Strumpf, dann die
Bolzenius. Von Politik verstanden die nicht viel, aber das war ihnen völlig
egal, denn diesen eitlen Gestalten ging es nur um sich selbst. Ganz gleich, wie
viel Geduld Sie aufbringen würden, nach denen würden neue Strumpfs und
Bolzeniusse die Bühne betreten. Die ernüchternde Erkenntnis lautete: Sie würden
bis an Ihr Lebensende für die Münsterlandpartei schuften und es nicht ein
einziges Mal bis nach oben auf das Podium schaffen. So ungerecht konnte die
Welt nicht sein. Es musste also etwas geschehen. Und als Sie auf dem Video den
Geist in Aktion sahen, kam Ihnen die goldene Idee.«
    Der MSP -Chef hatte sich inzwischen
Erdnüsse organisiert und warf sie sich, eine nach der anderen, in den Mund, als
wären es Pillen. »Sehr interessant, was Sie da erzählen, Frings. Fahren Sie nur
fort.«
    »Den Mord an Thilo Strumpf gestalteten Sie ganz nach dem Muster, das
auf dem Video vorgegeben war: der Geist der Weihnacht als mysteriöser Killer.
Aber bevor er zur Ausführung kam, funkte Ihnen etwas dazwischen. Ihre
Vergangenheit holte Sie sozusagen ein.«
    »Meine Vergangenheit?«
    »Jene unschuldige Zeit, als Sie und Ihre Weggefährten im Unterholz
des Teutoburger Waldes auf die übermächtigen US -amerikanischen
Legionen lauerten. Weggefährten wie Strumpf alias ›Che Arminius‹, und vergessen
wir auch nicht Silke Klamm. Denn die muss Sie irgendwann im Fernsehen gesehen
haben.«
    »Nie von dieser Dame gehört«, sagte Hillgruber.
    »Vielleicht wollte sie ja nur mit Ihnen auf die alten Zeiten
anstoßen. Vielleicht hat sie Sie auch um eine kleine Unterstützung gebeten, so
unter ehemaligen Sandinisten. Die Arme litt an schwerer Telefon-Sucht und
konnte sich die immensen Therapiekosten wahrscheinlich nicht leisten.«
    Der Hamster füllte sich die Hand mit Nüssen. »Phantasieren Sie ruhig
weiter, Frings«, forderte er mich auf.
    »Wie dem auch sei, Sie waren zu nah dran, um sich alles von einer
geldgierigen Schnepfe aus früheren Zeiten ruinieren zu lassen. Also schrieben
Sie eine Weihnachtskarte und erdolchten Sie kurzerhand mit einer
Christbaumspitze. Wieder ein Opfer des Weihnachtsgeistes. Statt Ihnen wanderte
mein Expartner hinter Gitter, nur taugte er nicht zum Serientäter. Also
beschlossen Sie am Ende, den Strumpf-Mord mir in die Schuhe
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