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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux
Autoren: Paul Grote
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vermutet, dass sein Laden mehr als ein Broterwerb für sie gewesen war.
    Noch bevor Sichel aufkreuzte, war die Polizei da. Der Leichen- und Brandsachbearbeiter, so die offizielle Bezeichnung von Kommissar Walter Schreiber, hatte einen Beamten vom Staatsschutz mitgebracht, einen kleinen, unscheinbaren Kerl mit Halbglatze, Nikotinfingern und einem aschfarbenen Schnurrbart. Der Mann war so nichts sagend, dass ihn Martin eher im Gartenbauamt als beim Staatsschutz vermutet hätte. Mit einer unangenehm quäkenden Stimme wandte sich der Beamte an Martin.
    «Allein der Augenschein lässt uns annehmen, dass eine Bombe den Brand auslöste. Dazu wurden noch Brandbeschleuniger verwendet, wahrscheinlich von der Bombe gezündet. Ihre Spirituosen haben das Feuer weiter entfacht. Wir haben da bereits einiges sichergestellt. Ach, wie ich sehe, sind Sie hier rumgetrampelt. Unterlassen Sie das. Haben Sie irgendwelche politischen Verbindungen?»
    «Davon halte ich nichts.»
    «Das habe ich nicht gefragt», erwiderte der Beamte emotionslos. So ein Typ hätte wahrscheinlich auch bei der Stasi sein Auskommen gefunden.
    «Ob Sie Verbindungen zu politischen Organisationen haben, habe ich gefragt!»
    «Was soll der Unsinn», sagte Martin wütend, und die Worte sprudelten aus ihm hervor: «Sie reden in einem Ton mit mir, als sei ich der Bombenleger. Nachdem ich neulich zusammengeschlagen worden bin, haben Ihre Kollegen auch nicht weiter ermittelt. Und als ich Ihnen gesagt habe, worum es sich handelt, haben Sie mich gefragt, ob ich getrunken habe.»
    «So kommen wir nicht weiter. Wie ich sehe, haben Sie erhebliche Vorurteile gegenüber den ermittelnden Behörden und dem Staat...»
    «Ich weiß, wer das hier angezündet hat, aber das interessiert Sie anscheinend einen Dreck. Der Täter heißt Drapeau, wohnt in Bordeaux und ist Geschäftsführer von Château Clairmont in Côtes du Bourg - falls Sie wissen, wo das liegt.» Bei den letzten Worten war Martin laut geworden.
    Frau Schnor schob sich dazwischen. «Herr Bongers, die Herren wollen nur helfen ...»
    «Nein, Frau Schnor. Der Dumme bin wieder ich. Mein Freund wird umgebracht, ich werde verprügelt, bei Caroline wird zweimal eingebrochen, ihr wird eine ungeheure Menge Schwarzgeld von einem Banker geboten, wenn sie verkauft - und jetzt wird mein Laden in die Luft gesprengt. Und mich fragen Sie, ob ich politische Kontakte habe? Seid ihr noch zu retten? Was muss noch passieren, he? Ich sage nichts mehr, kein Wort - ohne Anwalt.»
    Martin drehte sich um.
    In diesem Moment trat Sichel durch den Torbogen und ließ seinen Blick über den Ort der Katastrophe schweifen. Entsetzt hielt er sich die Hand vor den Mund, dann ging er langsam auf Martin zu und nahm ihn in den Arm. Das hatte er nie zuvor getan.
    «Tut mir Leid für dich, mein Junge, aber ich habe es dir prophezeit», flüsterte er. «Mann, du zitterst ja. Komm, beruhige dich. Bist du wütend?»
    Sichel zog Martin in eine Ecke des Hofes, wo sie sich auf die gemauerte Einfriedung einer Platane setzten. «Dabei hast du verdammtes Glück gehabt», sagte er leise und sah sich um, ob ihn jemand hören konnte. «Ich habe nach unserem Gespräch alle Verträge geändert, Versicherung der Betriebsräume, Warenlager, Einrichtung, Ausfall der betrieblichen Tätigkeit - wenn alles glatt geht, bist du ein reicher Mann. Du kriegst mehr, als wenn du den Laden inklusive Lager verkauft hättest.»
    «Schönen Dank, du Hellseher, aber ich will an diesem Verbrechen nicht verdienen.»
    «Halt die Luft an, du Moralist. Bei den schwarzen Geschäften hast du nie Skrupel gehabt. Willst du gewinnen oder verlieren? Ich habe Neuigkeiten aus London und Singapur. Die Verbindungen laufen auf den Cayman Islands zusammen, bei der BFC, der Bank for the Carribbean, ein Off Shore-Institut. Dein Garenne ist Teilhaber einer Holding, die noch über drei andere Stufen geht, nicht ungeschickt eingefädelt. Der Importeur in Singapur gehört auch zum Verein, verkauft über Grossisten und Fachhandel, das Netz reicht bis nach Australien. Hier, ich habe es notiert.»
    Unauffällig drückte er Martin ein Organigramm in die Hand. «Außerdem scheint es unserem Freund Garenne finanziell nicht gut zu gehen. Er hat zumindest das Inkasso für Deutschland einer Factoring Bank übergeben. Die kontrolliert die Geldeingänge. Das tut man immer dann ...»
    «Ich weiß», unterbrach ihn Martin, «bei extremer Verschuldung, Krediten, Hypotheken und so weiter.»
    «Richtig. Wie das in Frankreich und
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