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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal
Autoren: Carsten Ness
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diesen Computer bereits untersucht. Im E-Mail-Verkehr haben wir nichts Entsprechendes gefunden. Wir müssen den PC dennoch zur Spurensicherung mitnehmen. Es wäre wirklich hilfreich, wenn wir diese angebliche Kommunikation zwischen Ihrem Mann und seiner Schulfreundin nachvollziehen könnten, vor allem für Ihren Mann. Wenn Sie also doch noch etwas erfahren sollten, wäre das von großer Bedeutung. Wir werden natürlich zusätzlich versuchen, über den Provider Zugriff auf die Daten zu erwirken.«
    Marie sträubte sich innerlich dagegen, mehr Details von Toms Verhältnis mit dieser Marion zu erfahren. Sie wusste aber auch, dass sie sich das antun musste. Die nächste Frage lastete schon seit der Abfahrt in Metz tonnenschwer auf ihr: Wie war die Frau gestorben? Sie schaute Buhle an. Wollte sie das überhaupt wissen?
    »Die Tote auf dem Bett scheint tatsächlich nicht Marion Spiegelrodt zu sein. Sie scheint auch nicht aus Deutschland zu stammen. Aber das müssen wir noch prüfen. Ihre Kleidung wurde wohl in Frankreich gekauft. Andere Indizien weisen eher auf eine Osteuropäerin hin.«
    Buhle hielt inne und sah Marie ernst an. »Frau Steyn, die Unbekannte ist mit mehreren Messerstichen getötet worden. Nach Art der Verletzungen könnte es sich um ein großes Messer handeln, wie sie im Haushalt verwendet werden. Wir untersuchen gerade Ihre Messer aus der Küche. Es ist nicht auszuschließen, dass darunter die Tatwaffe zu finden ist. Zudem scheint der Tatort mit dem Fundort übereinzustimmen.«
    Diese nachdrücklich, aber sachlich vorgetragenen Einzelheiten des Tathergangs drangen nur langsam zu Marie durch. Nein, zu so einer Tat war Thomas nicht fähig. Einen Menschen erstechen, unmöglich.
    Sie stand auf und schaute durch ein Fenster der Dachgaube nach draußen. Der Herbst hatte trotz des verregneten Sommers auf sich warten lassen. Das Laub an den Bäumen hatte sich zwar deutlich verfärbt, aber es hing noch fast vollständig an den Ästen. Wenn sie Nora im Sommer eine Geschichte zum Einschlafen vorlas, stand sie anschließend oft noch eine Zeit lang an diesem Fenster und genoss den Blick am gegenüberliegenden alten Doppelhaus vorbei bis ins Moseltal. Sie fand es wunderschön, hier zu leben. Geradezu in ländlicher Idylle und doch so nah an der Stadt und an der Uni. Es kam ihr immer wie ein Geschenk vor, das sie unbedingt an ihre Kinder weitergeben wollte. Doch nun war diese Idylle schlagartig zerstört worden. Wenn das tatsächlich die Schuld von Thomas war, würde sie ihm das nie verzeihen.
    Aber Thomas ein Mörder? Sie konnte sich das nicht vorstellen, überhaupt nicht. Dass er hier in ihrem Haus mit einer anderen Frau ins Bett gehen würde, allerdings auch nicht. Sie hatte immer geglaubt, er würde diese Grenze respektieren, würde ihr Zuhause außen vor lassen. Da hatte sie sich wohl getäuscht. Bitterkeit stieg in ihr auf. Er hatte es getan. Er hatte ihre Familie aufs Spiel gesetzt, für einen Seitensprung. Und er hatte ihn sogar von vorn bis hinten durchgeplant, das wurde ihr nun klar. Deswegen hatte er auch die »gute Idee« mit der Bahnfahrt gehabt.
    Aber einen Mord, nein, den traute sie ihm immer noch nicht zu.
    »Nein«, sie drehte sich wieder zu Buhle um, »nein, er hat sie nicht umgebracht. Ich weiß nicht, was er gemacht hat, aber ich bin sicher, er hat nie und nimmer einen Menschen umgebracht, schon gar nicht mit einem Messer. Er hatte noch nicht einmal ein krankes Zwergkaninchen von seinen Qualen erlösen können.«
    »Wie war das mit dem Kaninchen?« Buhle hatte die Augenbrauen angehoben und schien plötzlich interessiert.
    »Wir hatten für Nora zwei Kaninchen, Mona und Lisa, gekauft. Mein Mann und Mattis haben einen Stall gebaut, später noch ein Freigehege. Nach zwei Jahren ist Mona getürmt. Sie hat sich tatsächlich innerhalb einer Nacht unter dem Gehege hindurchgegraben. Das andere Tier war schon längere Zeit blind. Wahrscheinlich konnte es deshalb auch nicht folgen. Da Nora das Interesse an den Streicheltieren verloren hatte, haben wir auch keine neue Partnerin für Lisa gekauft. Das war wohl nicht so gut. Die gegenseitige Körperpflege fehlte, das war uns nicht klar. Und weil sich keiner mehr so richtig um das Tier gekümmert hat, haben wir zu spät gemerkt, dass es Würmer hatte. Eine sehr unappetitliche Geschichte, die Viecher fressen … Na, lassen wir das. Auf jeden Fall wollten wir es von seinen Qualen erlösen. Thomas hat stundenlang hinter dem Schuppen verbracht. Kurz bevor die Kinder
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