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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Autoren: emons Verlag
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wichtig für uns.«
    »Vermutlich ja«, erwiderte Hilke.
    »Was heißt das?« Der Oberkommissar verstand es nicht. »Ist sie im
Dunkeln von hinten überfallen worden? War der Täter jemand aus ihrer Umgebung?
Oder war die Tat die unfreiwillige Folge eines zuvor einverständlichen
Techtelmechtels, das aus dem Ruder gelaufen ist?«
    »Bist du noch bei Trost?« Hilke war sichtlich erregt. »Was geht in
euch Männern eigentlich vor? Glaubt ihr im Ernst, wenn eine Frau einem Mann ein
Lächeln schenkt, dass sie sich ihm damit auch schon hingeben möchte?«
    »So war das nicht gemeint«, entschuldigte sich Große Jäger. »Wir
müssen aber ein wenig mehr wissen, um den Täter fassen zu können. Du weißt
selbst, Tante Hilke, dass die ersten Stunden …«
    »Ja – ja«, fuhr Hilke dazwischen. »Du hast ja recht. Aber jeder
Theorie steht auch eine menschliche Komponente entgegen. Elena Petrescu hat
einen solchen Schock erlitten, dass sie einfach nicht fähig ist, über das
Erlebte zu sprechen.«
    »Das verstehe ich«, sagte Große Jäger mit betont ruhiger Stimme.
»Können wir etwas für dich tun?«
    Hilke sah ihn an, bevor sie aufstand. »Wir werden professionell
unsere Arbeit erledigen, wie man es von uns erwartet«, sagte sie entschlossen.
    »Wilderich und ich werden zur Kurklinik fahren. Wenn der Tatort dort
war, dann …«
    »Es war auf dem Gelände der Klinik«, unterbrach ihn Hilke. »Und die
Tat steht im Zusammenhang mit der Eröffnungsfeier gestern Abend. Das habe ich
den nicht zusammenhängenden Ausführungen des Opfers entnehmen können. Ich
kümmere mich um die weiteren Dinge, sorge dafür, dass die DNA -Proben zur Rechtsmedizin nach Kiel kommen, und
werde einmal sehen, ob wir in unserem Bereich Kandidaten haben, die für eine
solche Tat in Frage kommen könnten.«
    Kurz darauf saßen die beiden Beamten in Christophs Volvo und fuhren
in Richtung der Gemeinde mit dem Namen Reußenköge, die mit knapp über
dreihundert Einwohnern eine Bevölkerungsdichte von sieben Menschen per
Quadratkilometer aufweist. Sie hatten den Husumer Stadtrand fast erreicht und
umfuhren den neuen Kreisverkehr, der das Neubaugebiet an die alte Bundesstraße
anschloss, als Christoph an Große Jäger sein Wissen weitergab.
    »Ist bekannt«, erwiderte der Oberkommissar. »Damit haben die eine
Bevölkerungsdichte wie der einsame Tschad im Herzen Afrikas. Zum schwarzen
Erdteil gibt es zudem einen Bezug. Sönke Nissen, nach dem einer der Köge
benannt ist, war als Eisenbahningenieur in Deutsch-Südwestafrika tätig. Auf ihn
soll im Wesentlichen die heute unter Denkmalschutz stehende Bauweise der
achtundzwanzig Höfe des Koogs zurückzuführen sein mit ihren weißen Wänden und
den grünen Dächern.«
    »Kompliment«, lobte Christoph. »Du bist gut informiert.«
    Große Jäger lehnte sich im Polster zurück. »Kunststück. Schließlich
lebe ich hier schon länger als du.«
    In Struckum bogen sie von der Bundesstraße 5, der
Lebensader Nordfrieslands, ab und fuhren in das Gebiet der Reußenköge hinein.
Die Straße führte durch die weite, unendlich erscheinende Marsch und schien nur
aus Flicken und Schlaglöchern zu bestehen. Große Jäger riet zu Christophs
Erstaunen wieder einmal seine Gedanken.
    »Auch wenn hier nur wenig Menschen leben, ist es kein Renommee, wenn
die Verkehrswege schlechter sind als russische Dorfstraßen.«
    »Woher kennst du die Wege durch abgelegene russische Gemeinden?«
Christoph lächelte vergnügt in sich hinein.
    »Ich habe mit einem Russen gesprochen«, log Große Jäger. »Der hat
mir erklärt, dass die Russen überhaupt nicht daran denken, Mitglied der EU zu werden, solange der bayerische Verkehrsminister
uns solche Straßenverhältnisse zumutet.«
    Christoph zeigte auf die Fahrbahn. »Dieser Weg ist eine
Landesstraße. Kiel stand vor dem Problem, entweder dir die monatlichen Bezüge
zu überweisen oder die Straße herzurichten.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Große Jäger. »Ich habe gehört, dass man
die Reparatur gestoppt hat, als du zum Ersten Hauptkommissar ernannt wurdest.«
    Zur Rechten sah man im Hintergrund den Fernmeldeturm auf dem
Stollberg, mit knapp über vierzig Metern eine der höchsten Erhebungen
Nordfrieslands, und den bewaldeten Geestrücken im Hintergrund. Christoph wies
Große Jäger darauf hin. »Unser Wald«, sagte er mit ironischem Unterton.
    »Das ist die waldärmste Region Deutschlands«, murmelte der
Oberkommissar. »Hier werden zwei Bäume, die nebeneinander stehen, schon
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