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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus
Autoren: Wolf Serno
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und überprüfte in fliegender 1 last den Sitz seiner Kleidung. So weit er es beurteilen konnte, saß alles ohne Fehl und Falten.
    -Wohlan denn«, murmelte er, drückte die schwere Klinke hi nunter - und riss erstaunt die Augen auf. Vor ihm stand nicht der erwartete Hofstaat, sondern ein einzelner Mann. Ein Herr
    immerhin, der Haltung und der Kleidung nach, gewandet in untadeliges Tuch und gekrönt von einem Dreispitz mit goldener Kokarde, in der ein Doppeladler blitzte. Gottwald stammelte: »Willkommen ... willkommen in meinem bescheidenen Heim.«
    »Guten Morgen. Ihr seid vermutlich Doktor Gottwald.« Ohne eine Antwort abzuwarten, lüftete der Fremde seine Kopfbedeckung und trat einen Schritt näher. Da er niemanden sah, der ihm den Dreispitz abnehmen konnte, klemmte er ihn sich unter den Arm. »Mein Name ist Areskin, Robert Areskin. Ich freue mich, dass wir heute Gelegenheit haben, einander persönlich kennen zu lernen. Bisher hatten wir ja nur schriftlich das Vergnügen.« »Ja, äh ... bedauerlicherweise«, sagte Gottwald, und da ihm sonst nichts einfiel, verbeugte er sich.
    Der Ankömmling gestattete sich ein Lächeln. »Ich nehme an, Ihr habt jemand anderen erwartet, in diesem Fall bitte ich Euch um etwas Geduld. Es gilt, zuvor einige Dinge klarzustellen.« Gottwald beeilte sich, zu versichern, dass er dafür vollstes Verständnis habe.
    »Umso besser.« Areskin begann an den Fingerlingen seiner Handschuhe zu zupfen. Als er sich ihrer entledigt hatte, spähte er wie zuvor vergebens nach einem dienstbaren Geist und stopfte sie dann in den Dreispitz, den er sich abermals unter die Achsel schob. »Es handelt sich um den möglichen Käufer Eurer Sammlung. Wie Ihr wisst, ist er eine der am höchsten gestellten Persönlichkeiten dieser Welt - mit allen Eigenarten, die sein außergewöhnlicher Stand mit sich bringt. Eine dieser Eigenarten ist es, gerne anonym aufzutreten, um so die Lebens- und die Denkweise des einfachen Bürgers besser zu verstehen. Er hat dies schon mehrfach getan und will es auch heute wieder tun. Er weiß nicht, dass Euch bekannt ist, wer er ist. Erstarrt also nicht in Ehrfurcht, wenn er vor Euch steht, sondern benehmt Euch höflich wie zu jedermann. Fallt nicht auf die Knie, sondern verbeugt Euch nur. Tut so, als wäre er mein Begleiter.«
    •Jawohl, ganz wie Ihr wünscht«, versprach Gottwald. Was Areskin da erzählte, war ihm nicht neu. Er wusste um die Marotte des Herrschers, denn er hatte so viel wie möglich über ihn in Erfahrung gebracht. Darunter auch, dass der mächtige Mann eine Zeit lang unerkannt in England auf einer Werft gearbeitet hatte - als einfacher Zimmerer, um Land, Leute und die Schiffsbaukunst zu studieren. Vielleicht hatte er bei dieser Gelegenheit auch Robert Areskin getroffen und schätzte seitdem dessen Rat. »Ganz wie Ihr wünscht«, wiederholte Gottwald.
    Dann wäre das geklärt. Da mein, äh, Begleiter befürchtet, man   könne ihn an seiner Sprache erkennen, wird er die ganze Zeit über schweigen oder, falls nötig, sich flüsternd mit mir austauschen. Ansonsten findet die Unterredung ausschließlich zwischen Euch und mir statt. Jede Antwort, die Ihr gebt, richtet Ihr All mich, jede Frage, die Ihr stellt, ebenso; das gilt selbstverständlich auch für alle sonstigen Äußerungen von Euch. Habt Ihr das verstanden?«
    • Ich denke, ja.«
    • Erst wollte mein Begleiter heute nicht erscheinen, aber dann fesselte ihn der Gedanke, wieder einmal inkognito ausfahren zu können. Und überdies: Wer kauft schon gern die Katze im Sack.«
    • Natürlich«, erwiderte Gottwald höflich lächelnd und bemühte sich um einen Bückling, der seine Bandscheiben knacken ließ. Als er sich langsam wieder aufrichtete, blickte er auf eine Reihe goldener Knöpfe. Jeder Einzelne trug einen Doppeladler von jener Form, wie Gottwald ihn schon an Areskins Dreispitz bemerkt hatte. Sie gehörten zu einem einfachen nachtblauen Gehrock , welcher wiederum einen riesenhaften Mann kleidete. Der   Herrscher! Das musste er sein!
    Gottwald konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht doch auf die Knie zu fallen. Stattdessen verbeugte er sich zum dritten Mal. Er hatte gewusst, dass sein Besucher von hohem Wuchs war, aber mit derart gigantischen Ausmaßen hatte er nicht gerechnet. Er schätzte die Größe auf fast sieben Fuß. Flüchtig dachte er, dass der Eintretende mit seiner Körperlänge auf jedem Jahrmarkt eine Sensation abgeben würde, schalt sich aber sofort ob des despektierlichen Gedankens.
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