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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus
Autoren: Wolf Serno
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es?«
    »Die-Schlafstörungen-sie-sind-an-allem-Schuld-an-allem!« »Nun, gegen Schlafstörungen gibt es ganz einfache Mittel: eine Unze Baldrian, ein Tee von Hopfenpulver oder einfach ein Glas Milch.«
    »Nein-nein-nein-das-wirkt-doch-alles-nicht-alles-nicht!« »Das sagt Ihr immer, meine Liebe. Dann versucht es mit einem Fläschchen meines Tranquiliums, das hat Euch noch immer geholfen.« Der Apotheker schob ihr die Rapp'schen Beruhigungstropfen über den Rezepturtisch.
    »Meinetwegen-aber-ich-sage-Euch-der-Hauser-würde-mir-was-Rechtes-geben-was-Rechtes-und- Wirksames!« »Aber Molinus Hauser hat die Arznei persönlich hergestellt, und zwar nach einer ganz besonderen Methode, der des Goldenen Schnitts, falls Ihr davon schon einmal gehört habt. Es handelt sich dabei um eine geometrische Verhältnismäßigkeit, die er in den Pflanzenbereich übertragen hat. Mit anderen Worten:
    Er nahm ein Teil Melisse, ein Teil Kampfer, zwei Teile Passiflora, drei Teile Hopfen und fünf Teile Baldrian. Eine Reihung, bei der sich jede Zahl durch die Summe der beiden vorhergehenden bildet.«
    »Ach-das-ist-ja-hochinteressant-hochinteressant!« Die Witwe wollte nach dem Fläschchen greifen, aber der Apotheker hatte es schon wieder an sich genommen. Er fuhr fort: »Diese Reihung, meine Liebe, die bis ins Unendliche erweitert werden kann, nennt man auch Fibonacci-Folge, nach einem italienischen Mathematiker namens Fibonacci. Das Geheimnisvolle dabei ist: Wenn man jede Zahl durch die nächstfolgende teilt, nähert man sich dem Wert von null Komma sechshundertachtzehn und damit der magischen Zahl des Goldenen Schnitts. Ja, es ist eine magische Zahl, vielleicht sogar eine magische Kraft, die diesem Trank innewohnt.«
    »Ich-muss-die-Tropfen-haben!« Die Kruse riss das Fläschchen förmlich an sich, nachdem der Apotheker es endlich freigegeben hatte. »Ich-nehme-gleich-zwei-Fläschchen-ja-gleich-zwei!«
    Nachdem sie beide Glasbehältnisse hastig in ihr Ridikül gestopft hatte, rief sie begeistert: »Hauser-dieser-Tausendsassa-wo-ist-er-überhaupt-wo-ist-er-überhaupt?« »Wo er ist, wollt Ihr wissen? Nun...« Teodorus Rapp, der Apotheker, lächelte fein und blickte die Frau neben sich auf eine Weise an, wie es nur ein Mann tut, der verliebt ist. Und die hübsche Frau antwortete für ihn: »Nehmt einfach an, er steht vor Euch.«

 
    Epilog
     
    B erendt Lüttkopp, so war bald darauf zu lesen, sei in »Amsterdam zu Tode gekommen, wobei niemand genau zu sagen vermochte, wie und wodurch. Manche schworen Stein und Bein, er habe seinem Leben selbst ein Ende gesetzt, andere wollten wissen, er sei in einer Gracht ertrunken. Wieder andere verstiegen sich zu der Behauptung, Zar Pjotr I., der als Peter der Große in die Geschichte eingehen sollte, sei im Spiel gewesen. Er habe sich anlässlich einer Europa-Reise im Dezember mit Lüttkopp in Hamburg getroffen, und diese Begegnung sei alles andere als erfreulich für den Kaufmann verlaufen. Den Rest könne man sich zusammenreimen, da ja bekannt wäre, wie hoch Lüttkopps Schuldenberg gegenüber der russischen Krone gewesen sei.
    Die Anhänger der letzten Version vertraten ihre Meinung am hartnäckigsten, konnten aber, wie alle anderen, weder Endgültiges noch Beweiskräftiges vorbringen. Vielleicht lag auch in jedem der Gerüchte ein Körnchen Wahrheit. Hauke Stoffers, der Fettwanst, erlag im Gefängnis seiner Wassersucht, noch ehe er zusammen mit dem langen Krahl gehenkt werden konnte. Vorher jedoch hatte er seine Schandtaten gestanden: Die Rädelsführerschaft bei den Morden an Meinardus Schlich, am Großen Hans, am Kleinen Hans, an Beule und an Dr. Christof Gottwald aus Danzig. Auch gab er zu, dass alle seine Meucheltaten mit dem Raub der Kuriositäten aus dem Apothekenhaus Rapp im Zusammenhang standen. Diesen habe er geplant und ausführen lassen auf Betreiben eines Mitglieds der Erbgesessenen Bürgerschaft zu Hamburg, nämlich keinem Geringeren als Berendt Lüttkopp, welcher als Doppelgänger in der Apotheke aufgetreten sei.
    Die beiden letzten Behauptungen nahm das Gericht ihm nicht ab, und auch die Zeugen Ladiges, Rammer und Göck hielten sie für völlig aus der Luft gegriffen. Der Fettwanst allerdings blieb bei seinem Unsinn und schrie sogar unter der Folter immer wieder, Lüttkopp sei die Wurzel allen Übels gewesen. Außerdem könne man ihn tortieren, so lange man wolle, ihm wäre ums Verrecken nicht bekannt, wo sich der Hauptteil des Thesaurus befände; ebenso wenig wisse er, wo die Leiche
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