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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus
Autoren: Wolf Serno
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den Kasten tragen helfen? Nein, er hatte wohl darum gekämpft, etwas anderes war nicht denkbar. Auch sein anschwellendes Auge sprach dafür.
    Ladiges blinzelte erneut. Für näheres Nachsinnen blieb ihm keine Muße, denn schon drehte das Rad der Zeit sich weiter. Die beiden finsteren Burschen stürzten sich auf ihn, aber er dachte nicht daran, zu weichen. Das hier war eine Sache nach seinem Geschmack. Endlich war Bewegung in den Thesaurus-Fall gekommen, und diese Gelegenheit wollte er nutzen! »Kümmert euch um die beiden anderen«, brüllte er seinen Kollegen zu und schlug dem Messerhelden die Klinge aus der Hand. Seinem Kumpanen versetzte er einen Faustschlag ins Gesicht.
    Göck, Schwiers und Saggau keuchten in seinem Rücken. Sie mussten allein fertig werden, denn er hatte jetzt alle Hände voll zu tun. Die Schwarzhaarigen waren aus festerem Holz geschnitzt, als er angenommen hatte. Sie hatten sich erholt. Einer versuchte, ihn festzuhalten, während der andere schon wieder das Messer in der Hand hielt. In höchster Not trat Ladiges ihm zwischen die Beine. Der Kerl heulte auf, die Klinge flog davon. Doch sein Kumpan war ein zäher Bursche, der wie eine Klette an ihm hing, eine Klette, die ihn zu würgen versuchte. Ladiges stieß ihm den Knüppel in den Leib, womit er fürs Erste Ruhe hatte. Er verschnaufte. Das schwarzhaarige Pack krümmte sich vor Schmerzen, doch schon richteten die Halunken sich wieder auf, um weiterzukämpfen. Ladiges konnte nicht umhin, sie zu bewundern. Tapfere Männer waren das, auch wenn sie auf der falschen Seite standen. Nun allerdings würde er die Auseinandersetzung beenden. Er sprang einen Schritt zurück und holte die Pistole hervor. »Auf den Boden mit euch«, keuchte er, »Gesicht nach unten. Los, los, ich spaße nicht!«
    Die beiden Schandbuben gehorchten. Als sie der Länge nach auf den Holzdielen lagen, atmete Ladiges auf. Erst jetzt fand er Zeit, sich ein Bild der Gesamtlage zu machen. Der Apotheker stand neben dem großen Tisch in der Mitte des Raums und hielt den Schaukasten wie ein Kleinod an die Brust gepresst, dabei vorsichtig sein Auge betastend. Göck, Schwiers und Saggau hatten den Hochaufgeschossenen überwältigt. Wie es aussah, hatten sie ihn mit seiner eigenen Waffe, dem Knochen, niedergestreckt.
    »He, Göck, binde der langen Latte die Hände«, befahl der Büttel. »Und ihr beide fesselt die schwarzhaarigen Halunken, aber nach allen Regeln der Kunst, wenn ich bitten darf. Wo ist eigentlich der Vierte von den Kerlen, ich meine den Unscheinbaren?«
    Es stellte sich heraus, dass der Mann im Kampfgetümmel verschwunden war.
    »He, Rammer!«, brüllte der Büttel nach unten, »hast du einen entkommen lassen?« »Nein«, erscholl die Antwort. »Hm, hm. Bleib, wo du bist!« Ladiges wandte sich wieder an das Verbrecherpack. »Ihr liegt da
    schön weiter, bis ich euch erlaube, aufzustehen. Und ihr, Kollegen, durchsucht sämtliche Stockwerke, irgendwo muss der Hundsfott ja sein. Sagt, Herr Apotheker, darf ich Euch zumuten, meinen Leuten zu helfen? Ihr kennt Euch schließlich am besten in Eurem Haus aus?«
    »Aber gern.« Der Pillendreher stellte den Schaukasten auf den Tisch und folgte Ladiges' Mannen.
    Als er fort war, machte der Büttel es sich gemütlich. Er setzte sich auf einen Stuhl und überdachte die Situation. Der Fischzug ist durchaus erfolgreich verlaufen, sagte er sich, selbst wenn der Unscheinbare entkommen sein sollte. Außerdem darf ich darauf hoffen, dass weitere Kollegen zur gleichen Zeit den dicken Stoffers im Hammerhai eingefangen haben. Gern hätte ich den Fettbauch selbst geschnappt, aber man kann eben nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. »He, du« - er stieß den Langen mit dem Fuß an — »wie heißt der Bursche, der entkommen ist?« Der Hochaufgeschossene schwieg.
    Ladiges stieß stärker zu. Diesmal so kräftig, dass der Angesprochene fast auf den Rücken rollte. »Antworte, oder ich werde ungemütlich.«
    Der Lange knirschte mit den Zähnen. »Franz Witteke«, erwiderte er endlich.
    »Aha. Franz Witteke. Gut, den Namen werde ich mir merken. Und wie heißt du selbst?«
    Wieder blieb die Antwort zunächst aus, aber als er drohend den Fuß hob, kam sie doch: »Krahl.« »Der lange Krahl?« »Ja.«
    »Das dachte ich mir.« Ladiges ließ sich zurücksinken. Er hatte das Protokoll über die Aussage des toten Doktor de Castro gelesen und wusste, dass ein Kerl, der »langer Krahl« genannt wurde, einen Burschen namens Buckel erschlagen hatte. »Nun, ich
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