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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
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gehabt«, sagte sie, »deshalb muss er noch lange nicht der Notar sein.«
    »Nein. Trotzdem würde ich gern mal mit dem Bild durch das Haus gehen, in dem wir das Notariat vermuten.
    »Vermuten? Was sagt denn der Herr Hauptkommissar dazu?«
    »Der hat sich gestern Abend mit mir eine Portion Moussaka geteilt und frittierte Tintenfische.«
    »Seid ihr noch zum Sprechen gekommen?«
    »Ich habe ihm von der Entdeckung der Eichentür erzählt.«
    »Das Ganze klingt nach der Entdeckung der Langsamkeit.«
    »Sei nicht so ungeduldig«, sagte Nick, »er kümmert sich.«
    »Und wenn Gerry hinter der Eichentür sitzt?«
    »Das halte ich für höchst unwahrscheinlich. Pit hat noch anderes an der Hacke.«
    Vera schnaubte. »Gib mir ein Glas Wein«, sagte sie, »diesmal bin ich es, die nur Kaffee im Magen hat.«
    »Wo kommst du eigentlich her?«, fragte Nick. »Du siehst aus wie eine große Nougattorte.«
    »Ein Kleid von Amanda Wakeley«, sagte Vera. »Die arbeitet viel mit Brauntönen.«
    Nick stellte zwei Gläser auf den Tisch und schenkte einen Riesling ein, den er günstig bei Aldi gekauft hatte.
    »Vielleicht einen Touch zu viel für den Nachmittag«, sagte er.
    »Ich wollte den Vorbeter in Versuchung führen.«
    »Du warst in der Gemeinde? Ich dachte, die sei geschlossen.«
    »Ich war mit ihm in einer Kaffeebar. Er hatte angerufen und sich mit mir treffen wollen.«
    »Die Visitenkarte«, sagte Nick, »das hast du nun davon. Hatte er die schlammfarbene Tunika an?«
    »Er sah alt und dürr aus, doch er trug schlichten Schick.«
    »Stellt er sich in die Schlange deiner Verehrer?«
    »Ich kenne keine Schlange«, sagte Vera, »er fragte, ob ich wisse, wer Gerrys Vater sei.«
    »Da hast du ihm von dem Barkassenbild erzählt.«
    »Nein«, sagte Vera, »ich war sehr zurückhaltend.«
    »Du hattest ja schon das Kleid an«, sagte Nick.
    Vera stellte ihr Glas ab. »Lass uns ins Präsidium fahren«; sagte sie, »es kann nicht sein, dass wir hier plaudern, und Gerry sitzt irgendwo gefangen.«
    Nick sah auf die Uhr. Viertel nach fünf. Vielleicht war der Herr Hauptkommissar ausnahmsweise mal in seinem Büro.
    »Ich spreche ihm schon den halben Tag lang auf die Mailbox«, sagte er.
    »Das habe ich bei euch beiden getan«, sagte Vera. »Ich weiß nicht, warum ihr die Dinger habt.«
    »Wollten wir dir nicht auch eines kaufen?«
    »Kümmern wir uns noch drum«, sagte Vera.
    »Gerrys Großmutter ist wieder zu Hause«, sagte er, »Pit war gestern bei ihr. Doch sie hat auch keine Ahnung, wo Gerry steckt. Vertraut ganz auf Gott und Irmela.«
    »Das erzählst du jetzt erst?«
    »Pit«, sagte Nick da ins Telefon hinein, »können Vera und ich vorbeikommen? Bei uns ist großer Gesprächsbedarf.«
    Zwanzig nach fünf, als Holthusen ein zweites Mal an diesem Tag den Dachboden betrat. Keine versöhnliche Sonne, die durch die Luke fiel. Kalt und dunkel war es.
    Er hob die Klappe, ließ die Leiter hinunter, und als er hinabstieg, trug er nicht länger nur den grauen Kittel.
    Holthusen sah aus wie ein Henker aus alter Zelt, als er im schmalen Zimmer angekommen war. Schwarz vermummt. Eine hohe spitze Mütze auf dem Kopf.
    Er hatte sich diese Verkleidung nicht ausgedacht. Die war der Phantasie des Herrn Notar entsprungen. Holthusen wusste nicht, woher der Notar den Mummenschanz hatte. Vermutlich aus einem Katalog für Sadisten.
    Was dachte sich der Herr Hausmeister, der Kätzchen so liebte, als er den Jungen auf der Pritsche sah? Dass es gut wäre, einen Eimer mit Seifenlauge dabei zu haben?
    Frische Wäsche? Verbandsmaterial?
    Holthusen hatte nur eine Tüte von Karstadt, in der ein feuchter Waschlappen war, Wasser und Kekse.
    Was sollte noch alles geschehen, bis Holthusens Herz und Kopf ausscherten und sich gegen das Grauen kehrten?
    Von nebenan kamen die gewohnten Geräusche. Der Herr Notar, der im Zimmer mit den sterbenden Hirschen stand und eine Flasche entkorkte. Saint-Amour. Ein Beaujolais.
    Als der Notar noch oben im Kontorhaus gewohnt hatte, waren alle Vierteljahre viele Kisten gekommen.
    Holthusen betrachtete den Jungen auf der Pritsche, der die Augen zugekniffen hatte, als der Hausmeister in das schmale Zimmer hinabgestiegen war.
    Das hatte Holthusen nie vorher getan. Die Opfer betrachten.
    Vielleicht war das ein weiterer Schritt, um Mitleid zu spüren.
    War der erste Schritt nicht gewesen, den Herren von der Kriminalpolizei gegenüber zuzugeben, den rothaarigen Jungen im Treppenhaus gesehen zu haben?
    Holthusen ging krumme Wege zur
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