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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens
Autoren: Lindsey Davis
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Morgenschläfchen in der Wohnung auf der anderen Seite der Brunnenpromenade, die wir ihm untervermietet hatten. Wie ein treuer Freund war er zuerst bei uns vorbeigekommen; mich zu ärgern, würde ihm den Schlaf versüßen.
    »Schreibt Maia Favonia immer noch Gedichte?«, fragte er neugierig.
    »Das bezweifle ich. Sie würde sagen, eine Mutter von vier Kindern hat keine Zeit für solches Gekritzel.«
    »Oh, sie hat das geschrieben, bevor sie verheiratet war?«
    »Vielleicht erklärt es, warum sie sich mit Famia verbandelt hat.«
    Helena kam aus einem der Innenräume zu uns heraus, wo sie versucht hatte unserer brüllenden einjährigen Tochter Frühstück einzuverleiben. Sie sah müde aus. Wir Männer hatten uns auf die Veranda verzogen, um ihr aus Höflichkeit nicht im Weg zu stehen. Wir machten ihr Platz. Es wurde eng. Und noch enger, als Nux, meine schwangere Hündin, sich zusätzlich dazwischenquetschte.
    »Und, wie geht es dem glücklichen Dichter heute Morgen?«, fragte Petro strahlend. Von ihm würde ich also doch noch mein Fett abkriegen. Während er die halbe Nacht auf der Suche nach Strauchdieben durch die Straßen patrouilliert war oder Brandstifter freundlich mit der hilfreichen Stiefeltechnik verhört hatte, war ihm genügend Zeit geblieben, sich seine Kritik zurechtzulegen. Ich stand auf und sagte, ich müsse einen Klienten treffen. Ein alter Ermittlertrick, auf den niemand hereinfiel.
    »Welchen Klienten?«, höhnte Helena. Sie wusste, wie wenig ich im Moment zu tun hatte. Ihre Brüder sollten eigentlich als meine Juniorpartner ausgebildet werden, aber ich hatte Aelianus entlassen müssen und war dankbar, dass Justinus auf Freiersfüßen im fernen Baetica war.
    »Der Klient, für den ich auf den Stufen des Saturntempels zu werben gedenke.«
    »Während dich die echten Aussichtsreichen in der Basilika Julia suchen?«, meinte Petro. Er wusste, was Sache war. Er kannte meine lässige Arbeitsweise.
    Ich hatte das Gefühl, Petronius schon mein ganzes Leben lang zu kennen. Er schien Teil der Familie zu sein. In Wahrheit waren wir erst seit unserem achtzehnten Lebensjahr befreundet – also seit etwa fünfzehn Jahren. Obwohl wir nur ein paar Straßen voneinander groß geworden waren, hatten wir uns erst im Rekrutierungsbüro richtig kennen gelernt, als wir uns als junge Burschen der Armee anschlossen, um von zu Hause fortzukommen. Danach hatten wir in derselben miesen Legion in Britannien gedient, teilweise während des von Königin Boudicca angeführten Aufstands. Jupiter helfe uns.
    Wir waren beide dem Militärdienst mit der Ausrede »schwerer Verletzungen« entkommen, hatten uns still verhalten, während wir gemeinsam auf wundersame Weise genasen, und kamen buchstäblich am Trinkarm miteinander verwachsen nach Hause zurück. Petro hatte dann geheiratet. Gut, dadurch ergab sich ein gewisser Bruch, weil ich seinem Beispiel nicht folgte. Zumindest für lange Zeit nicht. Er hatte eine beneidenswerte Stellung bei den Vigiles ergattert, wobei ich ihm auch da nicht nachzueifern versuchte. Er hatte drei Kinder, wie es jeder anständige Römer haben sollte; ich hatte mich erst jetzt dazu aufgerafft und war mir angesichts der neuesten Angewohnheit unserer kleinen Julia, ständig Wutausbrüche und Schreikrämpfe zu kriegen, nicht sicher, ob ich diese Richtung weiter verfolgen wollte. Jetzt hatte sich Petro von seiner Frau getrennt, was mir mit meiner nie passieren würde, obwohl er sich das von sich und Silvia vermutlich auch mal gedacht hatte.
    Petro war nie so ganz der aufrechte Charakter gewesen, für den andere ihn hielten. Es ging das Gerücht, dass er in frühen Jahren meine verstorbene Schwester Victorina »gekannt« hatte, aber andererseits hatten die meisten Menschen Victorina gekannt, ein unvermeidlicher Schandfleck auf dem Aventin. Sie hatte selbst dafür Sorge getragen, dass alle Männer sie bemerkten. Den Rest meiner grässlichen Familie hatte Petronius erst später kennen gelernt, nachdem wir aus der Armee entlassen wurden. Maia zum Beispiel. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem ich ihm Maia vorstellte. Zu der Zeit musste ich mich immer noch daran gewöhnen, dass während meines Legionärsdienstes in Britannien meine jüngere Schwester – meine Lieblingsschwester, so ich denn irgendeine von ihnen ertragen konnte – nicht nur geheiratet hatte, ohne mich zu konsultieren, sondern auch noch zwei Kinder zur Welt gebracht hatte und mit dem dritten sichtbar schwanger war. Ihre erste Tochter war jung
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