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Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
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seine Finger
einen ungeduldigen Wirbel auf die Schreibtischplatte zu trommeln begannen.
    »Vielleicht gibt es doch noch
einen möglichen Mörder, an den Sie nicht gedacht haben ?« sagte ich.
    » Wen denn?«
    »Ihre Schwester war schwanger,
als sie umkam«, sagte ich, wartete dann zwei Sekunden und fügte hinzu: »Curran
hat nicht geglaubt, daß er der Urheber dieser Schwangerschaft war .«
    Einen Augenblick lang dachte
ich, er würde den Schreibtisch hochhieven und ihn nach mir schleudern. »Das hat
er Ihnen erzählt ?« fragte er mit erstickter Stimme.
    »Nein, jemand anderer hat es
mir gesagt. Ist es denn wahr ?«
    »Es ist wahr, daß Janie in
anderen Umständen war, aber dieser Drecksack war sehr wohl der Vater. Warum zum
Teufel hat er sie sonst geheiratet, wenn er es nicht geglaubt hat ?«
    »War sie schwanger, bevor die
beiden heirateten ?«
    »Vielleicht sollten Sie alles
von Anfang an hören .« Der Ausdruck von
Niedergeschlagenheit lag wieder auf seinem Gesicht, als er in seinem Stuhl ein
bißchen zusammensank. »In gewisser Weise war das alles meine Schuld. Vor zwei
Jahren leitete ich das New Yorker Büro der Agentur .« Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Der emporstrebende,
wohlgelittene junge Mann mit der großen Zukunft! Eines Tages kam ein Junge mit
fettigem Haar und Pickeln am Kinn namens Joe Kaufman in mein Büro geschlurft.
Er suche eine Agentur, die ihn vertrete, sagte er, und er sei zu dem Schluß
gekommen, wir seien die richtige Firma. Normalerweise hätte ich ihn hochkant
hinausgeschmissen, aber ich hatte bei diesem Jungen etwas wie — nun ja, nennen Sie’s eine Vorahnung. Er sah aus, als gehöre er in
den nächsten Abzugskanal versenkt, aber zugleich hatte er einen gewissen
animalischen Magnetismus an sich, der die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte .«
    Durand zuckte ungeduldig die
Schultern. »Wie dem auch war, ich verstieß gegen die erste Regel der Agentur
und schloß mit einem Unbekannten, von dem niemand etwas wußte, einen Vertrag
ab. Dann erschien zwei Monate später Averil Dorcas im Büro. Sie hatte ein Drehbuch bei sich, nach dem
sie völlig verrückt war und dessen Hauptrolle sie spielen wollte. Es stammte
von einem dieser unabhängigen Teams, die ihre Büros jedesmal ,
wenn die Mieten fällig werden, in eine andere europäische Hauptstadt verlegen.
Aber Averil bestand darauf, daß ich das Drehbuch
lesen sollte. Es war großartig und die Rolle war genau richtig für sie.
Außerdem bedurfte es einer jungen männlichen Besetzung als Partner für sie. Es
handelte sich fast um eine Nebenrolle, die nur ungefähr ein Viertel des
Hauptrollentextes hatte, und natürlich hatte Averil sämtliche Großaufnahmen. Gebraucht wurde also ein ungelenker Junge, der nicht allzugut zu spielen brauchte, aber dessen Aufrichtigkeit
durch alles hindurchschimmern mußte. Können Sie sich vorstellen, daß mir da der
Junge mit dem fettigen Haar und den Pickeln auf dem Kinn einfiel, der Joe
Kaufman hieß ?«
    »Und Sie vertauschten seinen
Namen gegen einen, der so klang, als sei was mit ihm los ?« Ich grinste.
    Er nickte. »Evan Curran. Ich
verschaffte ihm einen einmaligen Vertrag mit den unabhängigen Produzenten. Er
bekam während der Dreharbeiten dreihundert pro Woche plus Unkosten. Averil war so verrückt auf den Film, daß sie umsonst
gearbeitet hätte. Also schloß ich für fünfundzwanzigtausend ab plus fünf
Prozent Gewinnbeteiligung, und nach wie vor fließen davon noch Gelder auf ihre
Bank! Sie kennen die Geschichte, Holman ; es wurde ein
unerwarteter Bombenerfolg, und das nur wegen Curran. Averil war nahe daran, jedermann den Hals aufzuschlitzen, als die Kritiken kamen, aber
unternehmen konnte sie dagegen nichts. Ich war der Wunderknabe der Agentur, der
einen Unbekannten entdeckt und ihn über Nacht zum großen Star gemacht hatte.
Wir verpflichteten ihn zu einem Film mit einem Riesenbudget in London, und die
Agentur schlug mir vor, mitzureisen und ihm das Händchen zu halten, bis der
Film fertig war. Und da beging ich den größten Fehler in meinem ganzen
verdammten Leben, denn ich beschloß, meiner Schwester eine Chance zu geben und
sie mitzunehmen .«
    Er nahm sich die Zeit, eine
Zigarette anzuzünden und paffte zornig daran. »Janie war einundzwanzig, ein
nettes Kind und auch hübsch. Unsere Eltern waren gestorben, als sie noch ein
Teenager war, und ich fühlte mich immer für sie verantwortlich. Sie liebte
London auf Anhieb, und das gab ihr etwas Strahlendes. Nie haben Sie
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