Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer jungen Frau

Tod einer jungen Frau

Titel: Tod einer jungen Frau
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
nicht
einfach, aber da war doch genügend Substanz, um die Reputation der Firma
anzukratzen, wenn das Ganze Thema des allgemeinen Tratsches würde. Der Kern der
Sache war, daß mir irgendwo eine fatale Fehlspekulation unterlaufen war und daß
die Agentur beinahe einen lukrativen Klienten eingebüßt hätte. Daß Averil Dorcas die Agentur verlassen
hatte, weil ich für diesen Knaben, der aus dem Nichts heraus gekommen war und
ihr restlos die Schau gestohlen hatte, verantwortlich war, machte die Sache
auch nicht besser .«
    Er zündete sich eine weitere
Zigarette an, zuckte dann die Schultern. »Das hier ist eine alte, solide Firma,
man entläßt Leute nicht sehr oft, vor allem keine,
die zwölf Jahre lang für sie Schweiß vergossen haben, wie ich. Man macht das
hier auf menschliche Art — man duckt den Betreffenden so lange, bis er
beschließt, von sich aus zu kündigen. Das hier ist so ziemlich das kleinste
Büro, das je einem sogenannten leitenden Angestellten in dieser Organisation
zugeteilt wurde. Im nächsten Monat werden Sie mich wahrscheinlich in der
Besenkammer unter der Treppe vorfinden, jedenfalls sollte mich das nicht
wundern. Aber ich werde den Leuten den Gefallen nicht tun, zu kündigen. Sie
müssen mich hinausschmeißen .«
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    »Keine Ursache. Mir ist es seit
Janies Tod ohnehin egal, was mit mir geschieht«, sagte er mit ausdrucksloser
Stimme. »Alles, woran ich jetzt noch interessiert bin, ist, daß Evan Curran
bekommt, was er verdient .«
     
    Das elegante blonde Mädchen am
Empfang warf mir einen mitleidigen Blick zu, als ich ins Vorzimmer trat, und
winkte mir dann mit ihrem eleganten Zeigefinger. Ich trat an ihren Schreibtisch
heran, getrieben von Faszination, obwohl ich nicht wußte, was zum Teufel los
sein sollte.
    »Sie sind vermutlich ziemlich
neu in der Branche, Mr. Holman «, flüsterte sie
leutselig, »deshalb muß ich es Ihnen anstandshalber sagen. Sie vergeuden Ihre
Zeit mit Mr. Durand. Im Vertrauen — er zählt hier im Hause nicht mehr .«
    »Oh, vielen Dank.« Ich warf ihr
einen verdutzten Blick zu. »Aber Cary Grant hat mir etwas ganz anderes erzählt .« Draußen herrschte nun, da sich der Rauchnebel verzogen
hatte, ein heller, sonniger Tag und ich verspürte plötzlich genügend Kräfte um
den Public-Relations-Manager der Stellar Produktion zu besuchen. Zehn Minuten
zusammen mit Manny Kruger ist wie ein Monat eines Lebens, denn er kann einfach nicht umhin, Ausflüchte zu
machen, nicht einmal, wenn es gar keine zu machen gibt. Fragen Sie ihn nach der
Uhrzeit und er redet fünf Minuten lang sinnlos darum herum. Es war beinahe
Lunchzeit, als ich im Studio eintraf, aber Manny würde mich doch niemals zum Essen einladen, überlegte ich, es sei denn, er
wollte einen narrensicheren Plan entworfen haben, wie er seine Mutter umbringen
und seinem Vater den Mord in die Schuhe schieben könne.
    Manny hatte eine neue Sekretärin.
Die vorherige war eine phantastische Kupferblonde gewesen, erinnerte ich mich
wehmütig; die neue war, wie ich frohgemut feststellte, eine phantastische
Brünette. Ihr glattes, dunkles Haar war auf der Seite gescheitelt und hing ihr
gerade bis kurz unter die Ohren hinab. Die unschuldig blickenden violetten
Augen betrachteten mich unter schweren Lidern hervor, und der reife Mund mit
seiner üppigen Unterlippe strafte ihren Ausdruck Lügen. Sie trug ein
aufregendes gelbes Kreppkleid, das sich schamlos um die Fülle ihrer Brüste
schmiegte, aber die Schreibtischplatte verdeckte unfairerweise alles, was
unterhalb ihrer Taille lag, vor meinen Blicken.
    »Sie sind neu hier ?« sagte ich mit freundlicher Stimme.
    »Das war ich — vor ungefähr
acht Monaten«, sagte sie gelassen.
    »Vor Ihnen war ein
kupferblondes Mädchen hier, sie hieß Karen Brine .« Ich schüttelte in schweigender Bewunderung den Kopf. »Ich
hätte es nie für möglich gehalten, daß er sich nach ihr etwas noch Besseres
angeln könnte, aber es ist ihm tatsächlich gelungen .«
    Das halbe Lächeln auf ihrem
Gesicht erstarrte plötzlich, bevor es zu voller Blüte gelangt war. »Nun sagen
Sie bloß noch, daß Sie Rick Holman sind .«
    »Ganz recht .« Ich versuchte, meine Stimme bescheiden klingen zu lassen. »Haben Sie von mir
gehört ?«
    »Ja, von Karen, als ich ihren
Job übernahm. Sie warnte mich vor Ihnen. Wenn er plötzlich mal einfach
verschwindet, sagte sie, dann sieh gleich nach, ob er nicht auf dem Boden liegt
und dir unter den Rock schaut. Sie hätte nie gewußt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher