Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
Fassade und beschloss, zum Hotel zurückzukehren. Ein wenig ruhen, bevor das Kind kam. Immerhin war sie fast vierzig Jahre älter.
    Jana Tempel glaubte immer noch, eine Chance zu haben, dass man ihr das nicht ansah.
    Vera stand vor dem alten Spiegel im Flur, dem weichen, guten, der nur das schönste Bild zurückwarf.
    Warum stellte sie sich so an? Diese Frau war doppelt so alt wie sie. Vera gehörte die Jugend.
    „Was machen wir nun an deinem Geburtstag“, sagte Anni hinter ihr. „Ist immerhin der vierzigste.“
    „Gott, Anni“, sagte Vera und klang gereizt, „musst du mir ausgerechnet jetzt damit kommen?“
    „Sind ja kaum noch drei Wochen“, sagte Anni.
    „Laden wir doch Nick und van Engelenburg ein und von mir aus Pit“, sagte Vera, „und du machst Chaiselongues.“
    Viele Jahre her, dass Anni Chaiselongues statt Canapés gesagt hatte, doch weder Gustav noch Vera hatten sich je entgehen lassen, sie damit aufzuziehen.
    „Dass dein Vater und du nie kapiert habt, dass es ein Scherz von mir war“, sagte Anni.
    „Ein guter Scherz“, sagte Vera. „Was denkst du? Diese Ohrklipps hier oder sind die zu dezent?“
    „Nicht so dezent wie ein vierzigster Geburtstag mit drei Gästen“, knurrte Anni.
    „Was willst du? Das Atlantic mieten?“
    „Kommt nicht in Frage. Um das Buffet kümmere ich mich.“
    Vera seufzte. Ihr war nicht nach einem großen Fest zu Mute. An diesem Tag wollte sie Freunde um sich haben und keine Bekannten, und die Freunde waren eher weniger geworden seit Jefs Tod und Leos Abgang. Leo, die nicht nur Nicks Verlobte, sondern auch ihre beste Freundin gewesen war.
    Vera hatte sie nicht mehr gesehen, seit den schrecklichen Geschehnissen in Harlans Loft.
    Nick, der Verlassene, hatte Leo noch einmal getroffen. Ein missglücktes Essen im Cox, für das Nick nicht die Hasselblad hätte versetzen müssen, um der Angebeteten etwas bieten zu können. Anders als in vergangenen Zeiten war Leo ein cheap date gewesen und hatte nur in einer Suppe aus roten Beten gelöffelt, um dann gleich wieder aus seinem Leben zu gehen. Dabei war es bislang geblieben.
    „Vierzig ist gar nichts“, sagte Anni, „ich werde im nächsten Dezember siebzig.“
    „Dann feiern wir das doch groß“, sagte Vera hoffnungsvoll.
    Anni winkte ab. „Viel zu nah an Weihnachten dran“, sagte sie.
    „Lass uns das Festtagskomitee ein anderes Mal einberufen.“
    „Du brauchst keine Angst vor Jana Tempel zu haben“, sagte Anni, „die kocht auch nur mit Wasser.“
    „Die kocht wahrscheinlich gar nicht.“
    „Dabei hat Gustav so gerne gegessen.“ Anni seufzte.
    Vera nahm stark an, dass die Beziehung ihres Vaters zu Jana Tempel eine andere Qualität gehabt hatte. Doch sie verkniff sich, es zu sagen. Annis erotischste Erinnerungen an Gustav waren die Mahlzeiten.
    „Vielleicht doch die Kreolen“, sagte sie und klippte sich goldene Ringe an die Ohren, durch die der eine oder andere Löwe hätte springen können.
    „Mach dir keine Sorgen um zu dezent“, sagte Anni.
    Die alte Pendeluhr aus dem Limousin schlug hinter ihnen. Vier Schläge, die Vera daran erinnerten, dass es Zeit war, ein Taxi zu bestellen.
    So viele schöne Autos hätte man sich für Vera vorstellen können. Cabrios und Limousinen von Jaguar. Doch sie hatte nie einen Führerschein gemacht. Auch da war sie Tochter ihres Vaters. Nur Nelly flitzte in schnellen Autos herum und war im vorigen Jahr von der oberen Corniche gefallen. Doch anders als Grace Kelly hatte sie es überlebt.
    Als Vera in den alten Daimler stieg, der vorgefahren war, fiel ihr das Auto auf der Fotografie ein, das Nick für einen Bel Air von 1958 hielt. Erstaunliche Kenntnisse für einen, der es seit Jahren für ein politisches Statement hielt, in einer Rostlaube herumzufahren.
    Ein flüchtiger Blick über die Alster, als das Taxi über die Krugkoppelbrücke fuhr. Das Vier Jahreszeiten, das an der Binnenalster lag, war nicht einmal zu ahnen.
    Was hatte Anni eben zum Abschied gesagt? Ich bin ja nur mal gespannt, was diese Frau von dir will.
    Aus dem kleinen Schönheitsschlaf war nichts geworden. Kaum, dass Jana Tempel das Hotel betreten hatte, war sie mit einer Nachricht von Therèse konfrontiert worden.
    Die Identität der Toten aus dem Weinberg war geklärt.
    Die Frau mit den feuerroten Haaren stammte aus dem Wallis. Patientin einer psychiatrischen Klinik. Selbstmordgefährdet.
    Doch sie hatte nicht Hand an sich legen müssen.
    Da war jemand gekommen, der ihr vorher die Schlinge um den Hals gelegt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher