Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
die Bohne hinunter. „Klar“, sagte er. Sein häufigstes Wort. Vermutlich brachte ihm das ganze Koffein so viel Klarheit.
    Pit sah ihn aus dem Zimmer gehen und dachte, dass es der pure Neid war, der ihn Schwierigkeiten haben ließ mit dem neuen Kollegen. Erst Ende Zwanzig und schon sein Liebesleben in Griff. Sah jedenfalls ganz so aus. Jeden Tag stieg Jan Kummer aus dem nagelneuen Mini einer ziemlich aufregend aussehenden Frau. Die er vorher ausgiebig geküsst hatte. Pit war oft genug gleichzeitig mit den beiden auf dem Parkplatz des Präsidiums angekommen.
    Pit ließ das Telefon ein paarmal klingeln, bevor er den Hörer abnahm. Wahrscheinlich war es Kummer, dem irgendwas klar geworden war.
    „Ist viel mehr Gulasch geworden, als ich gedacht habe.“
    Pit erkannte die Stimme von Anni Kock in der nächsten Sekunde. „Das essen Sie doch so gern“, sagte Anni, „Nick kommt auch. Sagen wir um acht, dann wird Vera ja wohl zurück sein. Solange kann das bei ihr nicht dauern.“
    Pit Gernhardts Herz fing zu klopfen an, als habe er die AirmenBeans gelutscht. „Weiß Vera davon?“, fragte er.
    „Dass es Gulasch gibt schon“, sagte Anni.
    Er beschloss, die Einladung nicht länger zu hinterfragen.
    „Ich komme gern“, sagte er.
    Nur keine Gelegenheit auslassen.
    Einen kühlen Kopf, dachte Vera. Vielleicht half es, ein Stück zu Fuß zu gehen und erst auf Höhe der Esplanade ein Taxi zu nehmen. Kalt und dunkel war es. Die Stiefeletten aus feinem kaffeefarbenen Wildleder eigneten sich kaum für diesen Gang durch gefrorene Pfützen.
    Jana Tempel hatte sie noch bis zur Garderobe begleitet, zugesehen wie Vera ihren Leopardenplüsch anzog und der Garderobenfrau ein großes Trinkgeld hinlegte.
    „Ich hatte damals einen echten Leoparden.“
    Vera hatte vorgezogen, darauf nicht zu antworten.
    „Jetzt trage ich nur noch Kaschmir. Die Tierschützer haben alles verdorben.“
    Gustav hatte ohne Zweifel eine Leidenschaft für Zicken gehabt. Ob Jana. Ob Nelly.
    Doch Vera hatte nicht die geringste Lust verspürt, mit Jana Tempel in einen Streit zu geraten. Das, was ihr die alte Dame da antrug, war lästig genug.
    Vera war schon am anderen Ende der Lombardsbrücke angekommen, als ihre Gedanken sich ordneten.
    Ihr war klar, dass Jana Tempel jemanden suchte, der ihr die Kastanien aus dem Feuer holte. Auch wenn sie das Ganze als sentimental journey verkaufen wollte.
    Sie kennen sich aus in Hamburg, Kind, hatte sie gesagt. Für mich ist das länger als vierzig Jahre her.
    Vor vierzig Jahren war Vera noch nicht geboren gewesen, wenn dazu auch nur wenige Wochen fehlten.
    Annis Forderung nach einem Geburtstagsfest kam ihr in den Sinn. Auch noch nicht gelöst, diese Frage.
    Vor dem Atlantic fingen die Stiefeletten an, Vera ernstlich zu ärgern. Ein steter innerer Kampf in ihr beim Schuhkauf, ob sie nun Größe vierzig oder einundvierzig habe.
    Wäre kein kalter Winter, Vera hätte die teuren Stücke von Christian Louboutin von sich geworfen, um auf Strümpfen weiterzugehen. Doch so ging sie nur auf den Doorman zu und ließ sich ein Taxi heranwinken.
    Auf der Alster glitzerte das Eis. Das hatte es lange nicht mehr gegeben. Nicholas war ein Glückskind. Der erste Winter in seinem Leben, und die Alster fror zu.
    Vera liebte es, wenn die Jahreszeiten sich klar zu erkennen gaben. Heiße Sommer. Kalte Winter. Vielleicht hätte sie nach Alaska ziehen sollen.
    Gott. Wie spät es geworden war. Gleich schon acht.
    Erst einmal ein heißes Bad, dachte Vera, und dann in gemütlichere Klamotten als dieses Kostüm es war.
    Jana Tempel war ihr sympathisch gewesen. Doch sie gehörte ganz sicher zu der Sorte, die einen aussaugte.
    Nelly, ihr liebes Mütterlein, hatte ähnliche Talente.
    Der alte Spiegel, der weiche, gute, gab ein gequältes Lächeln zurück, als Vera an ihm vorbeikam auf dem Weg zur Küche.
    Was war denn da los? Sie hatte ein kleines Essen mit Anni und Nicholas erwartet. Sollte es nicht Gulasch geben?
    Der Kleine saß in seinem Hochstuhl und winkte ihr mit einem Löffel zu, auf dem wohl schon einige Kostowitschs der Sauce gewesen waren. Jedenfalls sah Nicholas’ Schnäuzchen ganz danach aus. Er jauchzte und leckte gleichzeitig.
    Kostowitsch. Ein Wort, dass Gustav hinterlassen hatte. Ständig war er um Anni herumgewedelt, wenn sie kochte, um hier eine Gabel voll, da einen Löffel Sauce zu probieren.
    Säufersofa war ein anderes Wort. Er hatte es für das Sofa vorne in der Diele geprägt, auf dass sich die Nachtvögel fallen lassen konnten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher