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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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der
ircha
, der Küche, zustrebten. Die lag im hinteren Ende des Gebäudes und hatte einen separaten Zugang.
    Der im Dunklen wartende Fremde grinste vergnügt vor sich hin, hielt vorsichtig Umschau, vergewisserte sich, dass niemand anders
     in der Nähe war und schritt rasch hinüber zu |17| den schweren Türen. Seine Hand gehorchte ohne Zittern, als er den eisernen Türgriff drehte. Ein Türflügel öffnete sich wie
     von selbst. Er schlüpfte in das große Gebäude. Die beiden Wachtposten wusste er in der Küche, und dass es im königlichen Haus
     keine weiteren Wächter gab, war ihm wohlbekannt. Seine Anspannung ließ nach, und leise schloss er die Tür hinter sich. Über
     die mit rotem Eibenholz verkleideten Wände huschten die Schatten von blakenden Öllampen. So weit, so gut, dachte er zufrieden.
    Wenn er richtig informiert war, schlief der Hochkönig in dieser Nacht allein. Der Eindringling grinste niederträchtig. Ihm
     war bekannt, dass die Gattin des Hochkönigs zur Zeit nicht in Tara weilte. Sie hatte sich in Begleitung ihrer Töchter auf
     den Weg nach Cluan Ioraird zur Abtei des heiligen Finnian gemacht, um für den Seelenfrieden ihrer Mutter zu beten. Die Mutter
     war vor kurzem an der Gelben Pest gestorben. Ohnehin wusste der Fremde, dass der Hochkönig seit längerem nicht mehr mit seiner
     Gattin, Lady Gormflaith, schlief. Falls der Hochkönig nicht gerade eine andere Frau eingeladen hatte, das Bett mit ihm zu
     teilen, würde er ihn also allein in seinem Gemach vorfinden.
    Der Mann kannte den Weg zum Schlafgemach des Hochkönigs bestens. In aller Bedächtigkeit stieg er die breiten Holzstufen der
     Treppenflucht nach oben, gelangte in den oberen menschenleeren Flur und blieb stehen. Er wendete den Kopf in eine bestimmte
     Richtung und lauschte. Alles war ruhig. Jetzt konnte er nur hoffen, dass auch die anderen ihre Rolle gespielt hatten. Es vergingen
     einige Augenblicke, dann hörte er, wie sich zu seiner Rechten leise eine Tür öffnete. Sicherheitshalber drückte er sich an
     die getäfelte Wand, als er einen Schatten wahrnahm. Es war eine Frauengestalt. Sie hatte er erwartet.
    |18| Sie tauschten keinen Gruß miteinander. Die Frau streckte ihm nur eine Hand entgegen, und im nächsten Moment hielt er in der
     seinen einen sich kalt anfühlenden Schlüssel, einen
eochuir
aus Bronze.
    »Das Schloss ist gut geölt«, flüsterte die Frau. »Ich habe mich selbst drum gekümmert.«
    »Ist er allein?«
    Sie zögerte kurz. Dann: »Ich bin ziemlich sicher«, kam die leise Antwort. »Die Alte hat die Stufen, die zur Hintertür führen,
     nicht aus dem Auge gelassen. Seit er sich zur Nachtruhe zurückgezogen hat, hat sie niemand hinaufgehen sehen.«
    »Gut. Geh wieder in deine Kammer. Ich ruf dich, wenn ich die Sache erledigt habe. Du weißt, worauf du zu achten hast?«
    »Selbstverständlich.« Ihre Stimme klang spöttisch. »Habe ich nicht mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet? Bist du bereit?«
    »Ich kenne meine Rolle ebenso gut wie du deine. Noch vor Tagesanbruch müssen wir von hier verschwunden sein.«
    »Die Alte kennt den Weg. Sie wird uns führen. Man darf uns nicht erwischen. Du weißt, was getan werden muss, wenn etwas schief
     geht?«
    »Ja«, erwiderte er verbissen.
    Ohne weitere Worte verschwand sie dorthin, woher sie gekommen war.
    Er ging auf die dunkle Eichentür am Ende des Ganges zu. Ganz vorsichtig und leise steckte er den Schlüssel ins Schlüsselloch
     und drehte ihn langsam. Das Schloss war tatsächlich bestens geölt, es gab nicht das geringste Geräusch. Den Türgriff drehen,
     ein leichter Stups, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte er Erleichterung. Er horchte
     erneut. Von weiter hinten im Dunklen war nichts zu hören. Er stieß die Tür ganz auf, schlich auf leisen |19| Sohlen hinein in die Finsternis und zog die Tür hinter sich sacht zu. Ohne recht zu überlegen, ließ er den Schlüssel in den
     Beutel gleiten, den er am Gürtel trug. Mit dem Rücken an die Tür gelehnt blieb er einen Moment stehen und wartete, bis sich
     seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Als er einzelne Umrisse erkennen konnte, merkte er, dass das bleiche Mondlicht den Raum schwach erhellte. Offensichtlich waren
     die Wolken weitergezogen und gaben den fahlen Schimmer frei, der ins Zimmer drang und auch das Bett erkennen ließ, auf dem
     eine Gestalt ruhte.
    Der Hochkönig lag auf dem Rücken und schien zu schlafen. Voller Genugtuung nahm es
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