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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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der Fremde zur Kenntnis. Mit einer raschen
     Bewegung zog er den Dolch, die Schneide scharf wie ein Rasiermesser, und sprang geschmeidig an die Bettstatt. Ohne lange zu
     überlegen, drückte er die Klinge auf die Kehle seines Opfers. Aus der durchtrennten Vene spritzte etwas Blut, während er wie
     ein Metzger, der ein Lamm schlachtet, die Kehle durchschnitt. Alles ging so schnell, dass es im Gesicht des Dahingestreckten
     nicht einmal zuckte. Der Mörder war überzeugt, dass der Schlafende gar nicht gemerkt hatte, was geschah.
    Er trat einen Schritt zurück, und ein befriedigtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Das Mordwerkzeug hielt er immer noch
     in der rechten Hand.
    Er war gerade im Begriff, sich vom Tatort abzuwenden, als ein gellender Entsetzensschrei durch das Zimmer hallte. Er riss
     den Kopf zurück. Am anderen Ende des Raumes war eine Tür aufgegangen, und in ihrem Rahmen stand ein junges Mädchen. Sie war
     nackt und hielt in einer Pose des Schocks und Schreckens die Hände an die Wangen gepresst. Ein weiteres Mal schrie sie auf,
     wandte sich eilends um und schlug die Tür hinter sich zu.
    |20| Der Täter stand wie versteinert und unentschlossen da. Man hatte ihn auf frischer Tat ertappt. Was sollte er tun? Ihr nachjagen
     oder durch die Tür, durch die er gekommen war, entrinnen? Die Schreie hatten die Dienerschaft und die Wachtposten aufgeschreckt.
     An Flucht war nicht zu denken. Ihm blieb nichts anderes übrig – sich ergeben kam nicht in Frage. Er empfand so etwas wie Bedauern,
     aber ein Wille, der über dem seinen stand, zwang ihn zu gehorchen. Er hob die Hand mit dem Dolch.
    Wenige Augenblicke später flog die Tür auf, und Lugna, einer der Krieger von der Leibgarde des Königs, stürzte mit gezogenem
     Schwert herein. Gleich hinter ihm folgte Cuan mit einer Laterne.
    Sie kamen zu spät.
    Am Bett des Hochkönigs lag zusammengesackt der Mörder, aus seiner Brust sickerte Blut. Noch lebte er, aber seine Augen waren
     am Erlöschen. Lugna beugte sich über ihn, hätte ihm am liebsten den Rest gegeben, bezähmte sich jedoch.
    »Warum?« herrschte er ihn an.
    Ausdruckslos starrte der Sterbende ins Leere. Dann flackerte es noch einmal kurz in seinen dunklen Augen auf, und er bewegte
     die blassen Lippen. Er hauchte ein Wort, und Lugna bückte sich dicht zu ihm herunter, um etwas zu verstehen. Aber der Mann
     gab nur noch einen letzten Seufzer von sich, rutschte zur Seite und hinterließ auf dem Fußboden eine Blutspur.
    Angewidert stand Lugna auf. Er nahm Cuan die Laterne ab und richtete sie über den Leichnam des Mörders hinweg auf die im Bett
     liegende Gestalt, nur um sich zu vergewissern, dass auch ihr nicht mehr zu helfen war.
    Neugierig betrachtete Cuan den tot Hingestreckten am Boden. »Was hat er gesagt?«, wollte er wissen.
    |21| Lugna zuckte mit den Schultern. »Irgendwas mit Schuld. Vielleicht wollte er damit ausdrücken, dass er die Schuld an dem Mord
     trägt.«
    Der andere lachte kurz auf.
    »Das bedurfte keiner Erklärung.«
    Das Rufen und der Lärm von hin und her laufenden Menschen draußen nahmen kein Ende, und manche drängten ins Zimmer. Lugna
     ging zur Tür und schob sie hinaus. Derweil bemerkte Cuan auf der Erde neben dem toten Missetäter ein kleines Armband, ein
     Kettchen, an dem Silbermünzen hingen. Es sah wertvoll aus. Er hob es auf und wollte sich Lugna zuwenden, der aber hatte von
     alledem nichts mitbekommen, weil er damit beschäftigt war, den Neugierigen den Zugang zu versperren. Ein oder zwei hielten
     Öllampen in den Händen. Irgendjemand rief nach dem Arzt des Hochkönigs. Cuan ließ das Schmuckstück in seiner Hand verschwinden.
    »Für den Arzt ist es zu spät. Der Hochkönig ist tot«, teilte Lugna den sich an der Tür Drängenden mit und steckte sein Schwert
     wieder in die Scheide. »Der Mörder ist ebenfalls tot, wenn auch nicht durch meine Hand.«
    Dann erschien Irél, der Befehlshaber der Fianna, des Hochkönigs Leibwache, und bahnte sich einen Weg durch die aufgebrachte
     Dienerschaft.
    Lugna nahm Haltung an, als sein Vorgesetzter mit deutlichem Entsetzen die Situation erfasste. Sein Blick fiel auf den Leichnam
     des Mörders, der neben dem Bett auf dem Boden lag. »Das ist ja Dubh Duin, der Stammesfürst der Cinél Cairpre!«, rief er.
    Lugna hatte den Mann nicht erkannt, aber jetzt wandte er sich neugierig um und ließ den Schein der Laterne über die Züge des
     Toten gleiten. Fassungslos stieß er einen leisen Pfiff aus – der Befehlshaber
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