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Tod aus der Zukunft

Tod aus der Zukunft

Titel: Tod aus der Zukunft
Autoren: Clifford D. Simak
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nicht, und das klingt eigentlich nicht, als ob es gefährlich wäre.“ Er sah zu Shulcross hinüber. „Haben Sie etwas gefunden, Mr. Shulcross?“
    Der Sprachenexperte nickte. „Aber auch nichts Aufregendes. Wir haben Suttons Aktenkoffer geöffnet. Er enthielt ein Manuskript, das wir fotokopiert haben. Bis jetzt hat es uns aber nicht weitergeholfen. Wir können kein einziges Wort entziffern.“
    „Ein Code“, vermutete Blackburn.
    Shulcross schüttelte den Kopf. „Den hätten unsere Code-Roboter geknackt. Nein, es ist eine Sprache.“
    „Eine neue Sprache!“ sagte Blackburn. „Also hat Sutton doch was gefunden.“
    „Natürlich“, antwortete Adams.
    Anderson rutschte unruhig hin und her. „Ich habe nachgedacht, Adams“, sagte er. „Und da ist etwas, was ich nicht verstehen kann. Sie wußten, daß Sutton zurückkommen würde. Fast bis auf die Minute genau sogar. Und dann haben Sie ihm eine Falle gestellt. Woher wußten Sie es?“
    „Intuition“, antwortete Adams.

 
11
     
    Das Licht veränderte sich. Die blaue Dämmerung des Aprilabends wurde zu purpur-grauem Wahnsinn, das Zimmer zu einer anderen Welt, in der ein Schweigen herrschte, das keine Stille war. Der Boden schwankte unter Suttons Füßen. Er spürte, wie Evas Finger sich in seinen Arm gruben.
    Der Zag sprach zu ihnen.
    „Was wünschen Sie? Hier können Sie das Leben erleben, nach dem Sie sich sehnen, allem entfliehen, alles besitzen, wovon Sie träumen.“
    „Es gibt einen Bach“, sagte Sutton, „einen kleinen Bach, der zu Hause …“
    Das Licht wurde grün, grün wie der Frühling; überall standen Bäume im ersten, hellen Blätterkleid.
    Sutton spielte mit den nackten Zehen im Frühlingsgras. Der Bach floß gurgelnd zum Big Hole hinunter, während er, Sutton, mit einer langen Rute in der einen, eine Blechbüchse mit Würmern in der anderen Hand über die Wiese lief.
    Atemlos erreichte er seinen Lieblingsplatz, eine Mulde im Bachufer, die zusammen mit dem Stamm einer Ulme eine Art Thronsessel bildete. Er setzte sich, suchte den größten Wurm heraus und spießte ihn auf den Haken.
    Gespannt vornübergebeugt ließ er dann seine Angel im Wasser spielen. Und tatsächlich! Der Schwimmer wurde unter Wasser gezogen.
    Angestrengt riß er an der Schnur und spürte, wie schwer der Fisch war, den er gefangen hatte. In hohem Bogen segelte die Beute durch die Luft, bis sie neben Sutton zu Boden fiel. Ein Karpfen – und was für einer!
    „Hallo!“ grüßte eine Kinderstimme.
    Sutton drehte sich um.
    Neben der Ulme stand ein kleines Mädchen, das ihm irgendwie bekannt vorkam.
    „Ich bin …“ Er konnte ihren Namen nicht verstehen, denn sie schien ein wenig zu lispeln. „Ich bin acht Jahre“, fügte sie hinzu.
    „Ich bin Asher Sutton“, antwortete er. „Und ich werde bald elf. Ich habe einen Riesenfisch gefangen.“
    Plötzlich sah er, daß sie ihre Augen erschrocken aufriß, weil sie offenbar etwas sah, was hinter ihm war. Er fuhr herum, urplötzlich nicht mehr auf den Knien, sondern aufrecht stehend, die Hand in der Tasche seiner Jacke.
    Das Zimmer war wieder purpurn-grau, schrilles Frauenlachen klang auf, und direkt vor ihm war ein Gesicht – ein Gesicht, das er am Nachmittag gesehen hatte. Ein dickes, kultiviertes Gesicht, das sogar jetzt noch Jovialität ausstrahlte – trotz der drohend zusammengekniffenen Augen, trotz der Waffe in der Faust.
    Sutton fühlte den Griff der Waffe, die in seiner Tasche steckte, und zog sie heraus. Aber es war zu spät, das wußte er, denn die andere Waffe, ihm gegenüber, war ihm um lebenswichtige Sekunden voraus.
    Wut flammte in ihm empor, eiskalte, verzweifelte Wut auf das Gesicht, das vor einem Schachbrett genauso lächelte wie hinter einer Schußwaffe. Das Lächeln eines Egoisten, der glaubte, einen Schachroboter schlagen zu können, der glaubte, einen Asher Sutton erschießen zu können.
    Diese Wut, das merkte er, war mehr als normale Wut, war größer, vernichtender als die übliche Reaktion menschlichen Adrenalins. Sie war ein Teil von ihm, war mehr als er selbst.
    Das Gesicht vor ihm zerschmolz, das heißt, es schien zu zerschmelzen. Sutton spürte, wie die Wut ihn verließ und zerstörend wie eine Kugel in die dahinwelkende Persönlichkeit schlug, die Geoffrey Benton hieß.
    Bentons Waffe bellte auf. Gleich darauf spürte Sutton den Rückstoß seiner eigenen Waffe. Benton fiel, krümmte sich, als hätte er ein Scharnier in der Magengegend. Ganz kurz erhaschte Sutton einen Blick auf das
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