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Tod auf der Venus

Tod auf der Venus

Titel: Tod auf der Venus
Autoren: Donald A. Wollheim
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schniefte. Er hatte es schon vor langer Zeit gelernt, Nachrichten von russischen Erfolgen zu mißtrauen. Man traute ja oft den eigenen Nachrichten nicht. Natürlich war es richtig, daß die Russen Großes geleistet hatten, und es ließ sich auch nicht ableugnen, daß sie die ersten waren, die in eine Umlaufbahn um die Erde gingen. Trotzdem konnte nicht übersehen werden, daß sie schon manchmal spektakuläre Ereignisse angekündigt hatten, die sich dann als recht untergeordnet herausstellten.
    Diese Geschichte konnte bedeuten, daß ein von Raffalowitsch geführtes Mutterschiff die Venus umkreiste und eine unbemannte Sonde oder dergleichen zur Oberfläche des Planeten geschickt hatte; oder natürlich auch, daß sie tatsächlich den Fuß auf den Nachbarplaneten der Erde gesetzt hatten. Selbst wenn die Kosmonauten niemals ihr Schiff verließen, kam ihnen zweifellos die Ehre zu, das erste Team auf der Venus gewesen zu sein.
    Chet lauschte angestrengt, als er mühsam nach oben stapfte.
    »Informationen über die Landung an das Team werden nach Auswertung und Nachprüfung der Richtigkeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um der Menschheit zum Nutzen gereichen zu können.«
    Man hatte sich mit den besten Fachleuten in aller Welt in Verbindung gesetzt, um ihre Meinung zu diesen Nachrichten zu erfragen. Die Kürze der Ankündigung und das völlige Fehlen von Daten ermöglichte ihnen jedoch nicht die Abgabe einer persönlichen Meinung, die über ihre Kenntnis des Planeten hinausging und ihre damit zusammenhängenden Ansichten über die Möglichkeit einer Landung.
    Chet persönlich hielt eine solche Landung nicht für ausgeschlossen. Wie sollte er, der gerade auf der Mondoberfläche herumkletterte, daran zweifeln, daß auch einer der nahen Planeten vom Menschen erreicht und betreten werden könnte?
    Die Worte: »Informationen über die Landung an das Team ...« deuteten nach Chets Ansicht allerdings darauf hin, daß ein unbemannter Raumkörper gelandet war. Das Team konnte in einem sehr planetennahen Orbit um die Venus kreisen, genausogut aber in einem Raumfahrthauptquartier irgendwo hinter dem Ural sitzen.
    Die Vereinigten Staaten hatten vor Monaten schon angekündigt, daß eine große Sonde unterwegs sei, welche die Wolkendecke der Venus durchstoßen, die Atmosphäre, Temperatur und Bodenbeschaffenheit messen, aufnehmen und zur Erde funken solle; dieser Umstand ließ Chet natürlich daran glauben, daß die sowjetische Ankündigung dazu bestimmt war, den Amerikanern die Schau zu stehlen.
    Immer wieder überdachte er die empfangene Nachricht und setzte sie zu allen möglichen Standpunkten in Relation. Damit war er so sehr beschäftigt, daß die Zeit nur so dahinflog und er den Kraterrand erreichte, ehe er eigentlich darauf vorbereitet war. Von der Höhe aus schaute er sich um und stellte fest, daß die äußeren Hänge des Kraters lange nicht so steil waren wie die innere Kraterwand. Und in etwa zweihundert Metern Entfernung, genau dort, wo der Hang in die Ebene auslief, sah er den bewegungslosen Moonwalker.
    »He, Jim, ich habe Sichtverbindung mit dir«, rief er über Sprechfunk seinen Kameraden an. »In ein paar Minuten bin ich dort.«
    »Das weiß ich«, antwortete Jim. »Ich hab dich nämlich im Reflexradar verfolgt. Erst schloß ich aus deiner Geschwindigkeit, daß du eine fette Mondraupe sein müßtest und wollte schon meinen ersten Bericht über diese phantastische Entdeckung loslassen, als ich dann doch deinen Umriß erkannte. Geglaubt hätten sie mir ja sowieso nicht«, fügte er düster hinzu. »Und Raupen bewegen sich viel schneller als du. Sogar fette.«
    Chet lachte in sich hinein, gab darauf jedoch keine Antwort. Die Dienstvorschriften verlangten strikte Funkstille mit Ausnahme der unbedingt nötigen Unterhaltungen. War man genau, dann brauchte man von Jim nur eine Antwort von drei Worten. Jims Art ging aber nicht immer nach Vorschriften. Er war ein erstklassiger Geologe, dessen Befähigung für seinen Beruf ihm einen ausgezeichneten Ruf in Raumfahrerkreisen verschafft hatte. Ein militärischer Typ war er jedoch nicht, und zum Space Service war er deshalb gekommen, weil sein Land ihn dringend brauchte und ihm dies auch sehr nachdrücklich klargemacht hatte. Er ging überall hin, wohin man ihn schickte, er tat auch alles, was man von ihm verlangte und erwartete, aber er tat es auf seine Weise und ließ sich keine kleinlichen Vorschriften machen. Er war ein unverbesserlicher Zivilist.
    »Bist du bereit
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