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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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niemand etwas wissen von
meinen perversen Neigungen.«
    »Ein Wunder, dass du überhaupt eine Wohnung gekriegt hast«,
frotzelte Trobisch. »Wahrscheinlich hast du dein polizeiliches Führungszeugnis
selbst gefälscht.«
    »Natürlich«, bestätigte Wärmland. »Da hatte ich ja wohl auch keine
andere Wahl bei all meinen Verfehlungen. Warum rufst du an? Hast du einen neuen
Nebenjob bei der Telefonseelsorge oder bloß wieder Hausverbot in deiner
Stammdisco?«
    Trobisch lachte.
    »Das ist genau der Punkt«, erwiderte er. »Ich darf nur noch in
Begleitung eines Erwachsenen rein. Und du gehst leicht als mein Vater durch.
Also, was sagst du? Heute Abend, so ganz spontan? Na, komm schon! Sag ja nicht
Nein. Es wird höchste Zeit, dass du mal rausfindest, was eine Frau ist.«
    »Hallo?«, protestierte Wärmland. »Ich war jahrelang verheiratet und
habe ein Kind gezeugt.«
    »Das ist doch schon eine Ewigkeit her«, konterte Trobisch. »Das
zählt nicht mehr.«
    »Willst du mir etwa erzählen, dass sich die Frauen in den
vergangenen vier Jahren grundlegend verändert haben? Evolutionsbiologisch geht
das gar nicht.«
    »Hast du ’ne Ahnung. Aber ich kann mir schon denken, warum du dich
scheust, dich der Damenwelt zu nähern.«
    »Was willst du mir jetzt wieder anhängen?«
    »Dass es dir aus verständlichen Gründen etwas unangenehm ist. Weil
du wie alle Eifelmänner sofort als solcher erkannt wirst«, formulierte Trobisch
herausfordernd.
    »Jetzt lass es schon raus! Woran?«
    »Am Mückenschwarm.«
    Wärmland protestierte. »Betrifft mich nicht mehr. Hab das Parfum auf
Güllebasis längst abgesetzt. Mich erstaunt nur, dass mir das ausgerechnet einer
sagt, der immer Möwenscheiße auf dem Kopf hat.«
    »Wie bitte?«
    »Immer schwebt so eine Möwe genau über den Köpfen von euch
Küstenjungs. Weil sie denkt, da muss doch ein Fisch sein, bei dem strengen
Geruch.«
    »Das ist aber jetzt echt ’ne platte Retourkutsche«, beklagte sich
Trobisch.
    »Wer hat angefangen und was gegen Eifelmänner gesagt?«
    Trobisch grunzte versöhnlich. »Okay, vergessen wir das«, sagte er.
»Aber jetzt raff dich bitte auf und komm her. Wir machen zusammen eine kleine
Tour.«
    Wärmland stöhnte auf. »Oh, vielen Dank, aber das ist das Letzte, was
ich heute brauchen kann. Ich kann mich kaum bewegen.«
    »Ich hatte dich doch gewarnt, dein Biovital nicht abzusetzen. Was
ist passiert?«
    »Ich war vorgestern Abend seit Ewigkeiten mal wieder im
Fitnessstudio. Ich hab wohl zu viel Gas gegeben, und jetzt tut mir alles weh
vom Muskelkater.«
    »Das sieht dir ähnlich. Geduld ist ja nicht immer deine erste Wahl.
Ich muss also allein los?« Trobisch klang tatsächlich enttäuscht.
    »Diesmal ja«, antwortete Wärmland bedauernd. »Aber wenn ich das hier
überlebe, bin ich beim nächsten Mal dabei. Versprochen.«
    »Denk bloß nicht, dass ich dieses Versprechen vergesse.«
    »Nein, ich auch nicht. Also dann, viel Spaß heute Abend. Vielleicht
hilft es ja, wenn du dir nachher ’ne Mütze oder ’ne Kappe aufsetzt. Sonst gibt
es noch Möwenalarm in der Disco. Ich ruf dich am Montag an. Dann kannst du mir
von den Meerjungfrauen berichten, die auf dich Fischkopp reingefallen sind.
Ciao.«
    »Ciao, alter Mann.«
    Wärmland legte auf und grinste. Er mochte den Burschen. Nicht nur
wegen seines Humors. Auch wegen seiner Fürsorge für ihn als allein lebenden
Single. Es war nicht das erste Mal, dass Trobisch ihn zu einer gemeinsamen Tour
aufgefordert hatte. Manchmal hatte Wärmland sogar zugestimmt.
    ***
    Den Samstagvormittag verbrachte Wärmland noch in Mayen, dann
machte er sich, da er sich in puncto Muskelkater inzwischen etwas besser
fühlte, auf den Weg in die Wochenendmetropole seiner Wahl. Er liebte seine
kleine, überschaubare und gemütliche Geburtsstadt, die nun schon seit
zweieinhalb Jahren wieder Wohn- und auch Dienstort für ihn war. Doch ab und an
war ihm danach, eine etwas größere »Welt« mit mehr Menschengetümmel und mehr
Geschäften zu erleben. Dann fuhr er in die größeren Städte wie Trier, Koblenz
oder Bonn, oder bis nach Köln, wo seine Schwester wohnte. Je nachdem, wie viel
Zeit er zur Verfügung hatte und was er unternehmen wollte. Heute entschied er
sich für Koblenz, weil er ja am späten Nachmittag ohnehin seinen Sohn dort
aufgabeln wollte.
    Als Wärmland mit seinem Land Rover über die Moselbrücke gefahren
war, steuerte er seine alte Schule an. Als kleiner Bub war er mit seinen Eltern
und Geschwistern von Mayen nach Koblenz gezogen,
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